Musik
Schwyzer Musik begeisterte die Ukraine
Das Schwyzer Kantonale Jugendblasorchester weilte anlässlich seines 25-jährigen Bestehens vergangene Woche für eine Tournee mit drei Konzerten in der Ukraine.
Als vor über einem Jahr eine Ukraine-Reise angekündet wurde, dürften sich viele Mitglieder des Schwyzer Kantonalen Jugendblasorchesters (SKJBO) verwundert die Augen gerieben haben. Warum ausgerechnet die Ukraine? Ein Land, welches als Fünftgrösstes in Europa beträchtlich viel Platz einnimmt, von dem man aber hierzulande kaum mehr als die Hauptstadt Kiew kennt. Ein Land, das in vergangenen Jahren immer wieder mit bewaffneten Konflikten und politischer Unstabilität von sich reden machte. Ist dieses Land eine Orchesterreise wert? Zurück in der Schweiz kann diese Frage einfach beantwortet werden: Ja, das ist es!
Auf holprigen Strassen
Am Sonntag, 8. August, trat das SKJBO, bestückt mit Sack und Pack, Instrument und Covid-Zertifikat, die lange Reise in den Osten Europas an. Nach dem Flug ging es auf holprigen, teils unvollendeten Strassen in die West-Ukraine nach Chmelnitzky. Der Proben- und Konzertort, die Philharmonie mit ihren anmutigen Säulen an der Hausfront, beherbergt einen Konzertsaal, welcher im Kanton Schwyz seinesgleichen sucht. Zusammen mit professionellen Aushilfen des lokalen Sinfonieorchesters wurde, unter der Leitung von Dirigent Urs Bamert, das Orchester innert zweier Tage zu einem wohlklingenden Klangkörper geformt.
Gershwin mit dem ukrainischen Pianisten Andriy Dragan
Es wurde intensiv geprobt an der Musik von Vaughan-Williams, Hindemiths «Sinfonischen Metamorphosen», olympischer Musik von John Williams, von Deep Purple und natürlich auch von Schweizer Komponisten: Stephan Jaeggis Meisterwerk «Romantische Ouvertüre in B» und der hierzulande wenig bekannte Marsch «Gross Zürich» von Giambattista Mantegazzi. Als jungen, aus der Ukraine stammenden und dort sehr renommierten Solisten brachte das SKJBO den hervorragenden, mit dem Prix Credit Suisse Jeunes Solistes ausgezeichneten Basler Pianisten Andriy Dragan mit: Er spielte mit uns zusammen die berühmte «Rhapsody in Blue» von George Gershwin – bewegende Aufführungen! Und natürlich konnte auch Musik gehört werden: Nebst dem Besuch eines Konzertes des lokalen Sinfonieorchesters, welches mit einem breiten Spektrum an Werken zu überzeugen wusste, stand auch eine Führung inklusive Probenbesuch im örtlichen Dramatheater an. Besonders in Erinnerung bleibt hier sicher die Grösse des Probenlokals des Theaterorchesters, welches kaum grösser als ein durchschnittliches Schweizer Wohnzimmer ist.
Konzerte in Chmelnitzky, Lemberg, Kiew und Schwyz
Mitte Woche stand dann das erste Konzert in der Philharmonie von Chmelnitzky an, welches mit Bravour gemeistert wurde, vor einem extrem aufmerksamen und dankbaren Publikum, bei viel Applaus und stehenden Ovationen. Dem ersten Konzert folgte für viele das Highlight der ganzen Woche: Eine traditionell ukrainische Tanzgruppe bot zusammen mit Livemusik ein Spektakel, welches einem den Atem raubte. Gewaltige Tanzeinlagen und hervorragend gespielte Musik – das war ganz grosses Kino. Dass das SKJBO auch unter erschwerten Bedingungen gute musikalische Leistungen erzielen kann, bewies es in den beiden weiteren Konzerten: in einer überakustischen, aber stimmigen Kirche im wunderschönen Lemberg beziehungsweise im viel zu kleinen Kammermusiksaal der Nationalen Musikakademie «Peter Tschaikowsky» in Kiew. Das Orchester passte sich jeder Situation an und wurde in jeweils kurzen Vorproben von Dirigent Urs Bamert optimal auf die Verhältnisse vorbereitet. Auch bei diesen Konzerten konnte viel Applaus und Lob geerntet werden. Wegen der riesigen Distanzen zwischen den Konzertorten blieb leider kaum Zeit, die einzelnen Städte zu erkunden, was sehr schade war. Denn jede besuchte Stadt bietet eine Vielzahl von Sehenswürdigkeiten, welche die Ukraine zu einem würdigen Ferienziel machen. Das Abschlusskonzert im MythenForum Schwyz am Tag nach der Rückkehr in die Schweiz bildete dann das «Tüpfelchen auf dem i». Es bleibt eine Woche voller unvergesslicher Eindrücke von einem interessanten Land und mit vielen neuen Freundschaften.
Einsiedler Anzeiger / Mitg.
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