Keine Bühne, Kein Scheinwerferlicht, kein Applaus: dafür Zeit für Kreatives und Neues für zahlreiche Ausserschwyzer Künstler. Bild pexels/pixabay
Keine Bühne, Kein Scheinwerferlicht, kein Applaus: dafür Zeit für Kreatives und Neues für zahlreiche Ausserschwyzer Künstler. Bild pexels/pixabay

Bühne

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Musik

Statt Bühne Zeit für Kreatives und Sport

Auch die Kunst ist vom Coronavirus betroffen. Seit dem Lockdown im März dürfen keine Konzerte und Veranstaltungen durchgeführt werden. Die Zukunft ist ungewiss, vor allem für Selbstständige und Freischaffende. Wir haben Ausserschwyzer Betroffene befragt.

 Während Geschäfte,Restaurants und Schulen wieder geöffnet haben, sind Grossveranstaltungen noch bis Ende August verboten. Bis mindestens 8. Juni herrscht auch ein Versammlungsverbot für Gruppen von mehr als fünf Personen. Dies bedeutet, dass bis auf Weiteres keine Konzerte und Veranstaltungen durchgeführt werden dürfen. Davon betroffen sind nicht nur die Eventveranstalter, sondern auch die Künstler, die einen Grossteil ihres Lohns durch Auftritte verdienen.

USA-Auftritt fällt ins Wasser


Einer davon ist Marcel Zumbrunn aus Siebnen. Er betreibt in Altendorf eine Schwyzerörgelischule, wo er vorwiegend Erwachsene unterrichtet. «Viele der 25 Schüler habe ich per Facetime unterrichtet», erzählt Zumbrunn. Nun finden die Stunden wieder im Unterrichtslokal in Altendorf statt. Die Zusammenspielgruppe, in der sechs bis acht Schüler miteinander musizieren, fällt bis auf Weiteres aus. Zumbrunns Haupteinnahmequelle sind aber die Auftritte mit dem Trio Örgeliwirbel, dem Berner Örgeliplausch oder in Duo-Besetzung. Seinen letzten bestritt er am 13. März, als er zusammen mit seiner Lebenspartnerin Christina Blättler in Adliswil spielte. Danach seien fortlaufend Absagen eingetrudelt. Sowohl private wie auch öffentliche Auftritte fielen dem Coronavirus zum Opfer – darunter auch die Ländler-Hits im Das Zelt in Lachen und Zürich. Besonders gefreut hatte sich der Siebner auf Ende Juni. Dann wäre er mit dem Berner Örgeliplausch in die USA gereist, um als Gastformation am dreitägigen Sängerfest in Los Angeles aufzutreten. Insgesamt wurden rund 30Auftritte abgesagt. Bis Ende Juni ist der Terminkalender leer. «Am Anfang war ich in einer Schockstarre», gibt Marcel Zumbrunn zu. Die unfreiwillige Freizeit habe er dann aber für anderes genutzt. So sei er vermehrt im Studio von Philipp Mettler gewesen, um die neue CD der Rusch-Büeblä zu produzieren sowie mit dem Trio Örgeliwirbel Stücke aufzunehmen. «Ausserdem habe ich liegengebliebene Kompositionsaufträge erledigt», sagt er. «Das Ganze hat also auch seine guten Seiten», fügt er an. Die musikfreien Wochenenden hat er für Wanderungen in der Region genutzt. Der nächste Termin, der im Kalender steht, ist der viertägige Schwyzerörgeli- Kurs im Montafon ab 12.Juli. «Ich hoffe, dass dieser stattfindet», sagt der Siebner. Da die Zukunft ungewiss ist und momentan niemand genau weiss, wann – und mit vielen Leuten – wieder Konzerte stattfinden können, ist es auch für Zumbrunn schwierig, vorauszuschauen. Denn sowohl kurzfristige Anfragen wie auch solche fürs kommende Jahr bleiben zurzeit aus. Keine Auftritte heisst auch keine Einnahmen. «In unserer Szene gibt es meist keine Verträge, da läuft vieles per Handschlag oder mündlich», führt der Ländlermusiker aus. Die Gagen würden oft vor Ort oder im Nachhinein ausbezahlt.

Wiehnachts-Zauber statt Bühne


Auch Philipp Mettlers Terminkalender ist so leer wie seit Jahren nicht mehr. Sein letzter Auftritt datiert vom 7. März. Bis Ende August sind rund 40 öffentliche und private Auftritte mit Carlo Brunner, aber auch solo und mit diversen Projekten abgesagt. Mettler hofft, bald wieder an kleineren Anlässen spielen zu können, unter anderem am 1. August in Lachen. Der Reichenburger war gelegentlich in seinem Studio in Siebnen, um sich mit der neuen Produktion der Rusch-Büeblä sowie mit dem Lachner Wiehnachts- Zauber zu beschäftigen. Auch wenn momentan noch ungewiss ist, ob Letzterer in diesem Jahr überhaupt stattfinden kann. «Aber am liebsten gehe ich halt spielen», fügt Mettler an. Ausserdem habe er auch vermehrt Zeit gehabt, um zu üben und seinem erlernten Beruf als Klavierstimmer nachzugehen. Seine Freizeit verbrachte der Musiker mit seiner Familie und auf dem Bike.

In neue Themenbereiche vertieft


Pirmin Huber aus Galgenen ist in verschiedenen Formationen aktiv. Von März bis Ende August zählt er 42 abgesagte Konzerte, einige davon wurden aufs nächste Jahr verschoben. «Das erste abgesagte Konzert war dasjenige mit der Live-Tech-House-Band Stereo Kulisse im Werk21 in Zürich», blickt der Märchler zurück. Mit dieser Band hatte er auch seinen letzten Auftritt vor dem Lockdown. Auch Pirmin Huber weiss nicht, wann er das nächste Mal auf einer Bühne stehen darf. Er sei dabei, im Stadtkeller Luzern eine Ländlerkonzert-Reihe auf die Beine zu stellen, die am 3. November Premiere feiert. «Ich hoffe natürlich, dass wir bis dann wieder spielen dürfen», so Huber. Der Bassist hat sich in den vergangenen Wochen in neue Themenbereiche der Musik vertieft. «Ich habe Musik analysiert und neue Software ausprobiert, damit ich in Zukunft selber aufnehmen und produzieren kann», erzählt er. Zudem plane er mit Ambäck ein neues, urchiges Album. Die aktuelle CD «Chreiselheuer» wollte das Trio im Frühling an diversen Konzerten präsentieren. «Ausserdem habe ich wieder begonnen, regelmässig Sport zu treiben», sagt Pirmin Huber. «Tennis spiele ich momentan am liebsten, ich gehe aber auch joggen oder wandern.»

«Stimmung und Party fehlen»


Auch die Schlagerbranche ist von der Corona-Krise stark betroffen. Vor allem, weil die drei grössten Open Airs der Szene – Wildhaus, Flumserberg und Zofingen – abgesagt wurden. Charly Bereiter aus Feusisberg, der zusammen mit Patrick Koller die Partyhelden bildet, wäre bei allen drei Anlässen auf der Bühne gestanden. Doch nicht nur das: «Bis Ende August wurden rund 50 Auftritte abgesagt oder verschoben», so Bereiter, der am 29. Februar an der Fasnacht in Robenhausen zum letzten Mal auf der Bühne stand. Wann der nächste Auftritt stattfindet, ist ungewiss. Das Schlagerduo hat im Sommer eigene kleinere Veranstaltungen geplant. «Wir wollen die Lücke füllen und den Leuten Musik bieten. Den Schlagerfans fehlen Stimmung und Party», erzählt er. Aber natürlich hänge auch das vom morgigen Entscheid des Bundesrates ab. Ein Grossteil der geplanten Auftritte wurde zwar nicht abgesagt, sondern auf nächstes Jahr verschoben. «Aber ein Verlust ist trotzdem da, weil wir an den Verschiebedaten andere Auftritte hätten wahrnehmen können», sagt der Musiker. Denn auch hier bedeuten keine Auftritte keine Gagen. Bereiter war in den vergangenen Wochen vermehrt in seinem Tonstudio in Altstätten anzutreffen und nutzte die Zeit, um mit diversen Künstlern – darunter die Partyhelden, ChueLee sowie Sigrid und Marina – zu arbeiten. «Ich führe momentan ein Leben wie viele andere auch, arbeite von Montag bis Freitag und habe am Wochenende frei», so der Erfolgsproduzent. Auch Charly Bereiter findet durchaus Positives an der Krise: «Ich habe Lieder geschrieben, meine Kochkünste ausgeweitet und war viel am See laufen. » Und getreu dem grössten Hit der Partyhelden habe er einfach mal «d Seel ä chli la bambelä lah».

«Viele trifft es härter als mich»


Ein weiterer Betroffener ist der freischaffende Musiker Simon Scheiwiller. Der Hornist und Dirigent aus Siebnen hatte am 20.Januar seinen letzten Auftritt in der katholischen Kirche in Eschenbach. Nach einer zweimonatigen Konzertpause standen ab 13. März mehrere Aufführungen des geistlichen Festspiels «Der Fels und das Schwert» im Kloster Disentis auf dem Programm. Aus bekannten Gründen mussten diese abgesagt werden. «Dann kam eine Absage nach der anderen», so Scheiwiller. So kann er seit Mitte März weder die Feldmusik Vorderthal dirigieren noch seine Engagements als (Alp-)Hornist in zahlreichen Orchestern wahrnehmen. Insgesamt wimmelte es 17 Absagen. «Es hängt alles in der Luft, man weiss nicht, wie es weitergeht», fasst der Musiker zusammen. Er hofft, dass er am Bettag seine Messe für Alphorn, Orgel und Chor zusammen mit dem Kirchenchor Freienbach aufführen kann. Simon Scheiwiller arbeitet zu 60 Prozent als Mitarbeiter eines Musikverlags. «Ich konnte also arbeiten», erklärt er. In der Zeit, in der er ansonsten als freischaffender Musiker tätig ist, hat er komponiert und arrangiert. Zudem habe er viel auf seinem Instrument geübt und in virtuellen Orchestern mitgespielt. «Endlich hatte ich wieder einmal Zeit, gründlich Etüden zu üben», sagt er. Auch seine drei Buben würden ihn auf Trab halten. «Langweilig wird es mir nicht, aber das gemeinsame Musizieren mit dem Orchester fehlt mir schon.» Finanzielle Einbussen hat auch Scheiwiller: «Mir fehlen einige Tausend Franken. Es gibt ein Loch in der Kasse, aber bankrott gehe ich deswegen nicht.» Er habe zwar vom Staat etwas Hilfe bekommen, aber das decke die Gagenausfälle nicht. Doch der Siebner schwächt ab: «Viele trifft es härter als mich.»

«Der Kanton hat gut gearbeitet»


«Sämtliche Anlässe mit der Swiss Army Big Band, mit Pepe Lienhard, mit der Roof Groove Big Band und mit verschiedenen Jazzbands sind entweder abgesagt oder auf später verschoben worden », fasst Posaunist und Bandleader Edgar Schmid zusammen. Als Musiker könne es sein, dass man einen Monat lang fast jeden Tag ein Engagement habe, andere Monate fast gar keines. In den Monaten Mai, Juni und Juli habe er meist viel zu tun. Nun würden sogar Konzerte von August und September nach und nach abgesagt. «Mein letzter Auftritt in diesem Jahr war am 1. Februar mit Pepe Lienhard am Ball der Tiroler Wirtschaft in Innsbruck», blickt Schmid zurück. Mit der Swiss Army Big Band hat er Anfang März noch geprobt, das Konzert in Glarus durfte aber nicht mehr durchgeführt werden. «Der nächste Termin, der noch nicht gestrichen ist, ist am 25. Oktober mit Pepe Lienhard in Zofingen», erklärt der Siebner. Seiner Tätigkeit als Posaunenlehrer konnte Edgar Schmid während des Lockdowns in digitaler Form nachgehen. «Nur schon diesen Unterricht einzurichten und vorzubereiten, kostete sehr viel Zeit», sagt er. Im Weiteren habe er zusammen mit seiner Frau teils handgeschriebene Unterrichtsliteratur neu mit Notenprogramm geschrieben und digitalisiert. «Auch haben wir in den letzten Wochen an unserem Haus ein paar Renovationen vorgenommen. Und der Garten gibt ja im Frühling auch relativ viel Arbeit.» Seit Mitte April koste das Realisieren eines Videos der Roof Groove Big Band viel Zeit. In Sachen Entschädigung widmet Edgar Schmid dem Kanton ein Kränzchen: «Die zuständige AHV-Stelle des Kantons Schwyz hat meines Erachtens sehr gut gearbeitet. Musikerkollegen aus dem Kanton Zürich warten anscheinend immer noch auf die Zahlung für den Monat März.» Auch seine Ehefrau Susanne Schmid-Rojan ist Musikerin. Sie ist als Cellistin im 21st Century Orchestra tätig und hat zurzeit keine Engagements. «Der nächste Termin ist momentan die Radio Pilatus Night im September», sagt sie. Auch Susanne Schmid-Rojan hat online unterrichtet. «Das war sehr anstrengend und in der Vor- und Nachbereitung um einiges zeitintensiver als der normale Präsenzunterricht », resümiert sie. Ausserdem habe sie täglich geübt. «Ich muss ja zusehen, dass ich auf dem Instrument fit bleibe.» Zusammen mit ihrem Mann war sie wandern, joggen oder sonst sportlich aktiv.

Neue Illusionen


Nicht nur die Musiker, sondern ebenso andere Künstler dürfen auf unbekannte Zeit nicht auftreten. So auch der international erfolgreiche Magier Peter Marvey. «Über das halbe Jahr wurden Dutzende Shows abgesagt. Einerseits solche, die ich als Veranstalter organisiere, andererseits Shows für Firmen und Anlässe im Magic-House, in der Schweiz und rund um die Welt», fasst er zusammen. Marveys letzter Auftritt fand am 15. März im Magic-House in Feusisberg statt. «Alles war bereits geschlossen, aber aufgrund der geringen Platzzahl erhielt ich vom Kanton die Erlaubnis », sagt er. Da nur 99 Personen Platz haben, könnte es laut Marvey sein, dass dort frühzeitig wieder Shows erlaubt sind. «Obwohl ich ansonsten im Sommer keine Shows im Magic-House organisiere, könnte es in diesem Jahr anders aussehen. Weil Grossanlässe verboten sind, bleiben die Schweizer eventuell im Land und möchten unterhalten werden», mutmasst er. Auch Peter Marvey wurde es nicht langweilig: «Bis anhin waren die Auftritte das Wichtigste. Nun kann ich mich auf die Arbeiten konzentrieren, die sonst zu kurz kamen. Aktuell geht es um Illusionen, Showkonzepte und Vorbereitungen für das 45. Internationale Circusfestival Monte Carlo, wo ich im kommenden Januar eingeladen bin», sagt er. Zudem nutze er die Zeit, um entstandene Videos zu bearbeiten. Auf die finanziellen Auswirkungen angesprochen, antwortet Marvey: «Die Zusammenarbeit mit den Behörden ist wirklich sehr gut und auch schnell, hängen ja meinerseits einige Personen davon ab.»

Projekte vorbereitet


Die ehemalige Lachner Nelly Bütikofer, die mittlerweile in Rapperswil-Jona wohnt, ist zwar pensioniert, aber noch immer als Tänzerin und Choreografin tätig. «Mir wurden drei Performances für Tanzfestivals, Kurse für März/ April und ein Work-Shop für Juni abgesagt», fasst Bütikofer zusammen. Am 9. März sei sie zum letzten Mal aufgetreten, ein Gastspiel am 27. und 28. November steht als Nächstes im Kalender. Während der Corona-Krise sei sie spazieren gegangen oder habe gelesen und telefoniert. «Ausserdem bereite ich Projekte, die nächstes Jahr geplant sind, vor.» Da sie AHV-Bezügerin ist, erhält sie – ausser vom Veranstalter, der die Performances abgesagt hat – keine Entschädigung vom Staat.

Höfner Volksblatt und March-Anzeiger / Irene Lustenberger

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Höfner Volksblatt & March Anzeiger

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Publiziert am

26.05.2020

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