Mit solchen Hölzchen, Chlefeli genannt, klappern Schwyzer Kinder in der Fastenzeit auf dem Schulweg. Bild: Silvia Camenzind
Mit solchen Hölzchen, Chlefeli genannt, klappern Schwyzer Kinder in der Fastenzeit auf dem Schulweg. Bild: Silvia Camenzind

Brauchtum / Feste

Chlefelen ist neu auf der Liste der lebendigen Traditionen

Das Inventar der lebendigen Traditionen der Schweiz wurde überarbeitet und von 165 Einträgen auf 199 erweitert. In die neue Fassung schaffte es auch der Schwyzer Fastenbrauch.

Die Einsiedler Wallfahrt und der Greiflet hatten es bereits in der ersten Fassung des Inventars im Jahre 2012 auf die Liste der lebendigen Traditionen in der Schweiz geschafft. Es handelte sich damals um die erste Liste. Die Schweiz hatte sich nach dem Beitritt zum UnescoÜbereinkommen zur Bewahrung des immateriellen Kulturerbes verpflichtet, ein Inventar zu erarbeiten und dieses periodisch zu aktualisieren. Neben den zwei eingangs genannten lebendigen Traditionen ist der Kanton Schwyz noch in 15 Gruppierungen mit anderen Kantonen aufgeführt, beispielsweise für den Betruf, die Älplerchilbi, die Fasnacht oder die Laientheater in der Zentralschweiz.

Eine Tradition, welche die Kinder für sich machen

Auf die eben aktualisierte Liste hat es neu das Chlefelen geschafft. Dies, obwohl der Schwerpunkt auf den lebendigen Traditionen in Städten liegt. Dazu zwei Beispiele aus dem Kanton Zürich: das Stadtgärtnern und die Zürcher Technokultur. Dass Schwyz neu mit dem Chlefelen auf der Liste aufgeführt ist, freut den Schwyzer Chlefeli-Kenner Röbi Kessler: «Es ist eine Wertschätzung für das Brauchtum.» Seiner Ansicht nach ist das Chlefelen eine der wenigen Traditionen, die die Kinder für sich machen. Er zieht den Vergleich zum Alphornblasen oder zum Trachtentanzen. Beides wird heute meist vor Publikum ausgeführt. Die Kinder messen sich zwar an den Priis-Chlefelen, klappern aber in der Fastenzeit aus eigenem Willen täglich auf den Strassen.

Das Chlefelen wandelt sich weiter

Laut Kessler lebt das Chlefelen in jenen Ortschaften, in denen sich Schulen oder Vereine für den Brauch einsetzen. Gerade weil das Chlefelen ausschliesslich während der Fastenzeit gepflegt wird, habe es bis heute überlebt, ist Kessler überzeugt. Mit dem Chlefelen hat es auch eine lebendige Tradition, die sich wandelt, auf die Liste der 199 Traditionen geschafft. Röbi Kessler stellt nämlich fest, dass sich die Form der Chlefeli verändert und diese heute nicht mehr angebrannt werden. Die Kinder komponieren heute auch selber und bringen eigene Rhythmen ein. Röbi Kessler hat eine Sammlung Chlefeli aus 270 Holzarten. Bevorzugt würden heute aber einheimische Hölzer. Im Auftrag der kantonalen Kulturstellen sind zurzeit Fachpersonen damit beschäftigt, Dokumentationen zu den lebendigen Traditionen zu erarbeiten. Sie sollen im Frühling 2018 als Webinventar veröffentlicht werden.

«Chlefeli sind zwei Brettchen, die wir selber schnitzten»

Brauchtum Chlefeli sind spätestens um 1850 als Fasteninstrument in Schwyz und Umgebung bekannt. Sie tauchten zu Beginn der Fastenzeit auf und verschwanden an deren Ende wieder. Schriftsteller Meinrad Inglin (1893–1971) beschrieb in seinem Roman «Werner Amberg» das Chlefelen wie folgt: «Chlefeli oder Klefel sind zwei Brettchen, die wir aus hartem Holz selber schnitzten, unten leicht anbrannten und oben so einkerbten, dass wir sie zu beiden Seiten des Mittelfingers einhängen und durch das Schütteln der Hand zum Klefeln bringen konnten.» Zu Inglins Zeiten war das Chlefelen noch ein Bubenbrauch. Heute chlefelen auch die Mädchen, und die Hölzer werden selten angebrannt. Meistens spielen die Kinder Auszüge aus dem Ordonnanzmarsch. 1964 organisierte Max Felchlin das erste Priis-Chlefele, um den Brauch aufleben zu lassen.

Bote der Urschweiz (Silvia Camenzind)

Autor

Bote der Urschweiz

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Kategorie

  • Brauchtum / Feste

Publiziert am

25.07.2017

Webcode

www.schwyzkultur.ch/8d8vba