Der Verführung nicht abgeneigt: Eben noch hat Peer Gynt Ingrid geraubt, die Braut eines anderen, und schon lässt er sich selber bezirzen. Bilder Roger Bürgler
Der Verführung nicht abgeneigt: Eben noch hat Peer Gynt Ingrid geraubt, die Braut eines anderen, und schon lässt er sich selber bezirzen. Bilder Roger Bürgler
Der König mit seinen Sklaven auf dem Schiff: Der gekrönte Peer Gynt geht auf der Suche nach sich selber buchstäblich «aussen rum».
Der König mit seinen Sklaven auf dem Schiff: Der gekrönte Peer Gynt geht auf der Suche nach sich selber buchstäblich «aussen rum».

Bühne

Bunter Peer Gynt will sich selber sein

Mit «Peer Gynt» hat sich das Kollegitheater einemWegbereiter des modernen Theaters angenommen. Ein harter Brocken, den die Schülerinnen und Schüler dank der Fassung von Beate Rüter mit viel Spiellust, toller Bühnentechnik und grossartiger Musik meistern.

Ein hauseigenesTheater zu haben, gehört zum guten Ton eines jedes Gymnasiums oder Kantonsschule. Schliesslich ist die jährliche Produktion auch eine Visitenkarte nach aussen, und in Zeiten der Bildungskonkurrenz kann dies von nicht zu unterschätzender Wichtigkeit sein. Und die Visitenkarte des Kollegis Schwyz ist ein Glanzstück.

Hohe Ansprüche

Vielleicht mag man sich fragen, wohin das Theater nach Stücken wie Wedekinds Drama «Frühlings Erwachen», Carrolls surreal-absurde Kindergeschichte «Alice im Wunderland» oder aktuell Ibsens «Peer Gynt» noch hin will? Vielleicht muss man schon bald mit einer zeitgenössischen «Faust»-Inszenierung rechnen.

Logische Fortsetzung

Wie auch immer. «Peer Gynt» war fast schon eine logische Fortsetzung von «Alice im Wunderland» vor einem Jahr. Nur ist Hendrik Ibsens Frühwerk und Vorreiter in die Moderne des Theaters noch vielschichtiger und komplexer, weil der dänische Autor bereits vor 140 Jahren mit Handlungs- und Zeitebenen spielte. Eine Knacknuss für ein Ensemble und besonders, wenn dieses nicht professionell ist. Zum Glück existiert aber eine originelle Adaption von Beate Rüter, die Kollegitheater-Regisseur Klaus Opilik als Vorlage nahm und dessen Lehrerkollege und Regieassistent Georg Suter in eine süffige Mundartfassung umschrieb. So wurde aus dem Klassiker rund um die Sinnesfrage eines vermeintlichen Nichtsnutzes, und notorischen Hochstaplers auch eine Sinnsuche von jungen Menschen.

Zeitgemäss

So fragten sich die Darstellerinnen und Darsteller bereits im Prolog und nochmals im letzten Akt, wohin ihre Wege gehen, ist die Schule oder das Studium das Richtige oder droht der Verlust der Unabhängigkeit? Einer äusserte die Angst, er könne ausgeschafft werden. Das ist zeitgemäss.

Visuelles Erlebnis

Nebst dem Stück in dieser Fassung war vor allem die Umsetzung spannend. Klaus Opilik und sein Team setzten dabei auf eine nüchterne, jedoch tiefe und leicht ansteigendeBühne. Zusammen mit der bunten Lichtgestaltung und den wunderbar überzeichneten Figuren (etwa der Amerikaner, der grosse Krumme oder der Trollkönig) bekam man ein visuelles Erlebnis geboten. Auch wenn in der Theatergeschichte bekannt ist, dass Ibsen nicht sonderlich glücklich war mit der schwelgerischen Musik seines Landsmannes Edvard Grieg, so passte diese im Kollegitheater definitiv. Dass hinter «Peer Gynt» eine gewaltige Arbeit steckt, die notabene neben dem eigentlichen Schulbetrieb bewältigt werden muss, sieht man.

Alles durchdacht

Von der Bühne über das Licht, den Ton, die Effekte, Kostüme,Tanzchoreos bis hin zum Spiel der 24 Schülerinnen und Schüler. Nichts ist perfekt, aber alles sehr durchdacht und mit viel Leidenschaft und Engagement umgesetzt. Für ein Schultheater ist dieser «Peer Gynt» schon ziemlich grosses Kino, das all jenen empfohlen werden darf, die interessiert sind an einem Abend jenseits des traditionellen Schultheaters.

Aufführungen

23., 25., 26. Februar
jeweils19.30 Uhr

Vorverkauf

SchwyzerKantonalbank,Schwyz
und
KKS-Bibliothek,
und
T 041 819 77 16,
oder
www.kks.ch

Bote der Urschweiz

Autor

Bote der Urschweiz

Kontakt

Kategorie

  • Bühne

Publiziert am

21.02.2011

Webcode

www.schwyzkultur.ch/f71aXr