Die freie Theatergruppe um Roland Ulrich freut sich über den Schlussapplaus zum gelungenen Stück: Von links Marcel Schneider, Karin Schnyder, Roland Ulrich, Florian Mächler und Christoph Mächler.
Die freie Theatergruppe um Roland Ulrich freut sich über den Schlussapplaus zum gelungenen Stück: Von links Marcel Schneider, Karin Schnyder, Roland Ulrich, Florian Mächler und Christoph Mächler.

Bühne

Da schrieb eine Frau den Bundesbrief

Ein historisches Drama um Ehre, Geschwisterliebe, Mord und den Bundesbrief. Ein kreativer Blickwinkel auf die Geschichte der Gründungsidee der Schweiz. Am Freitag feierte Roland Ulrichs Stück «Claras Briefe» in der Ital-Reding-Hofstatt in Schwyz Premiere.

Die Urschweiz um das Jahr 1309: Machtkämpfe und innere Zerrüttungen, Streit und mörderische Kämpfe halten die Eidgenossenschaft in Atem. Werner von Homberg, Erbe der Herrschaft von Rapperswil und Reichslandvogt der Waldstätte, gehört zu den herausragendsten Gestalten dieser Zeit. Im Mittelpunkt des Theaterstücks steht Werners Hombergs jüngere Schwester Clara. Sie gehörte zu den wenigen Frauen, die des Lesens und Schreibens mächtig waren, und konnte so versuchen, ihre eigenen Ideen einzubringen. Damit stand sie im Konflikt mit der Kirche, «weil sie sich als Weib Gottes Ordnung widersetzte», und mit ihrem tyrannischen Gatten Eginon, dessen Besitz sie als Ehefrau war.

Minne und Geschwisterliebe

Mit Hilfe ihres einzigen Freundes, des Minnesängers Christophel, schreibt sie einen Brief, um ihrem BruderWerner von Homberg, der für den König und gegen die Habsburger in die Lombardei ziehen soll, zu helfen. «Denn zuerst muss die Situation in den Waldstätten beruhigt werden.» Also setzt Clara ein Schreiben auf, in dem die Urschweizer einen neuen Bund schliessen und sich gegenseitigen Beistand versprechen – ohne fremde Richter. Um die Glaubwürdigkeit zu steigern, datiert sie das Schreiben geschickt zurück auf das Jahr 1291. So lässt Ulrich ein Theaterstück entstehen, bei dem die Minne und Geschwisterliebe den Ausschlag für die Handlungen der Personen geben, die Wirkung bis in die heutige Zeit haben.

Eine Frage der Perspektive

In seinem Stück hält sich Autor und Regisseur Roland Ulrich an die historischen Fakten. «Die unklaren Lücken in der Geschichtsschreibung habe ich jedoch mit eigener Fantasie gefüllt. Ich erzähle die Geschichte so, wie sie auch hätte sein können.» Für Ulrich war es sehr reizvoll, den Blickwinkel aus der heutigen Zeit ins Damals zu bringen. Indem er eine Frau den Bundesbrief schreiben lässt, gelingt ihm dieser Sprung in die heutige Zeit. «Schliesslich ist Geschichtsschreibung immer eine Frage des Blickwinkels», ist Ulrich überzeugt. Wilde Spekulation oder nur eine andere mögliche Perspektive? Dem Stück gelingt es auf jeden Fall, ein wichtiges Stück Schweizer Geschichte, die Gründungsidee der Eidgenossenschaft, auf attraktive, inspirierende und unterhaltende Art zu vermitteln.

Authentische Musik und Kostüme

Die Idee zu diesem Stück hat Roland Ulrich, der in Schwyz aufgewachsen ist und heute in Nuolen lebt, gemeinsam mit Christoph Mächler aus Siebnen entwickelt, der sich als Berufsmusiker der mittelalterlichen Musik verschrieben hat und schon immer von einem Theaterstück aus dem Mittelalter träumte. Er hat die musikalische Leitung des Stücks inne und spielt den Minnesänger Christophel von Hengstacker lebendig mit Leib und Seele. Zusammen mit seinem Bruder Florian begleitet er die Lieder mit authentischen Instrumenten und schafft so den tragenden musikalischen Hintergrund für das Stück. Das Stück wird im März noch weitere vier Male in Sargans, Zürich und Burgdorf an historischen Schauplätzen aufgeführt.

Bote der Urschweiz

Autor

Bote der Urschweiz

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Kategorie

  • Bühne

Publiziert am

13.02.2012

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