Mit Champagner und bissigem Humor im Grenzbereich der Tabuzone unterwegs: Politsatiriker Andreas Thiel. Bild: Franz Steinegger
Mit Champagner und bissigem Humor im Grenzbereich der Tabuzone unterwegs: Politsatiriker Andreas Thiel. Bild: Franz Steinegger

Bühne

Der Kieselstein als Fels in der Brandung

Andreas Thiel spielte am Samstag vor vollem Haus im Chupferturm. Der Satiriker zeigte, warum er in linken Kreisen geschmäht wird.

Andreas Thiel hat zwei Freunde: den Humor und den lächelnden Buddha. Alles andere und alle anderen bekommen in seiner fast zweistündigen Bühnenshow ihr Fett ab: «Political Correctness ist die Humorlosigkeit», stellte der Politsatiriker vor vollem Saal gleich zu Beginn fest und fragte in die Runde: «Darf man über einen rassistischen Witz lachen?», um dann mit seinem bissigen Humor direkt die Antwort zu geben: «Man darf nicht, aber man muss.» Typisch Thiel: Der Zwanziger fällt oft erst zwei Sekunden nach dem Spruch. Der Mann mit dem bunten Irokesenkamm kennt keine Tabus – und hier ist das Wort Tabu für einmal angebracht. Nichts und niemand wird verschont: «Neger», Juden, Palästinenser, Franzosen, Deutsche, Muslime, Ausländer wie auch Schweizer. Letztere bezeichnet er als «eine Ansammlung von Minderheiten, die sich gegenseitig nicht mögen». Eingebürgerte würde man daran erkennen, dass sie «stolz darauf sind, Schweizer zu sein».


Witze am Rande der Tabuzone


Darf man Witze über Juden machen? Thiel schon, den: «einer meiner Opas war ein Jude aus Berlin, der andere ein Katholik aus Wien». Er erzählt, wie der Wiener Opa dem Berliner Opa empfahl, den Adolf wiederzubeleben, um dem roten Terror der 1970er-Jahre ein Ende zu bereiten. Die Antwort blieb er schuldig. Sporadisch folgt ein Giftpfeil auf seinen Intimfeind Roger Schawinski, der ihn als Rassisten bezeichnet hat: «Leute, die sich zu ernst nehmen, haben keinen Humor», kommt er auf sein Kernthema zurück. Doch auch dafür hat Andreas Thiel eine Antwort: «Wenn einer behauptet, ich sei rechtskonservativ, zeigt das eigentlich nur, wie links der andere ist.» Satiriker, so charakterisiert er seinen Beruf, sei «ein Kieselstein in der Dachrinne, der nachts träumt, er sei ein Fels in der Brandung».


Bote der Urschweiz / Franz Steinegger

Autor

Bote der Urschweiz

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Kategorie

  • Bühne

Publiziert am

05.03.2018

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