Anette Herbst war mit ihrem neuen Programm im Chupferturm zu Gast. Bilder Christian Ballat
Anette Herbst war mit ihrem neuen Programm im Chupferturm zu Gast. Bilder Christian Ballat

Bühne

Die Herbst startete den Herbst

Der Auftakt zum Herbstprogramm der Kleinbühne Chupferturm war fulminant und voller bewegter Worte. Anette Herbst hinterfragte Alltägliches mit viel Sprachwitz und -kunst.

Gespannt wartete das Publikum auf Anette Herbsts Programm «Leichtgemachte Wege ins depressive Nichts». Dass die Spannung bis zum Schluss nie abriss, dafür sorgte nicht nur der rote Faden, den sie im Publikum auf- und wieder zusammenwickelte. Ihre Versuche – auch unter Mithilfe eines Professors und eines Beraters – das Nichts zu erklären, scheiterten. Wo nichts ist, gibt es auch nichts zu deuten und erklären. Das endlose Scheitern aber war vielfältig, spannend und gekonnt. Das Spiel mit der Vielfältigkeit der Sprache beherrscht die Künstlerin wie kaum eine andere. Weil Sprache auch immer etwas mit Bewegung zu tun hat, wie Anette Herbst sagte, liess sie auch ihre Arme, Beine und Augen reden. Nicht zu vergessen die Lippen, die wortlos manchmal mehr zumAusdruck brachten, als es Gesprochenes hätte tun können.

Den Alltag hochleben lassen

Sprache treibt manchmal kuriose Blüten. Auch «warte mal schnell» gab der brillanten Kabarettistin die Chance, Unmögliches bildlich darzustellen. Sie hat denAlltag zur Grundlage ihres Programms gemacht, ohne darin je alltäglich zu wirken. Im Gegenteil: Wer ihr zuhört, entdeckt das Leben neu. So lernt man, dass der Balkon zum Hinterhof eigentlich ein Orchestergraben ist – man hört alles, aber sieht nichts. Kein Wunder, entdeckt man dann auch, dass die einzige Blume, die auf Beton wächst, die Neurose ist. Wer einen Abend lang scheitert, etwas zu erklären, und dabei das Publikum absolut in seinen Bann ziehen kann, der lebt die leicht gemachten Wege ins depressive Nichts vor – toll.

Bote der Urschweiz

Autor

Bote der Urschweiz

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Kategorie

  • Bühne

Publiziert am

27.08.2012

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