Der Elf-Nötli-Trick wollte nicht klappen: Michel Gammenthaler mit seinen unfreiwilligen Komparsen Dominik (rechts) und Leander am Dienstag auf der Kollegi-Bühne. Bild Roger Bürgler
Der Elf-Nötli-Trick wollte nicht klappen: Michel Gammenthaler mit seinen unfreiwilligen Komparsen Dominik (rechts) und Leander am Dienstag auf der Kollegi-Bühne. Bild Roger Bürgler

Bühne

Ein Low-Budget-Copperfield

«Ein Psychologe ist nur einen Steinwurf vom Psychopathen entfernt», sinnierte Michel Gammenthaler im aktuellen Programm «Wahnsinn» auf der KKS-Bühne in Schwyz. Der Comedian und Magier bewies, dass er zur obersten Liga gehört.

Eine Sonntagszeitung erkor Michel Gammenthaler unlängst zur Nummer eins unter den Schweizer Kabarettisten. Mit dem Salzburger Stier, dem Schneestern von Arosa und dem zentraleuropäischen Kleinkunstpreis in der Tasche ist der bald 40-jährige Zürcher aktuell der Topact in der heimischen Szene.

In der Welt des Wahnsinns

«Kultur an der KKS» hatte Michel Gammenthaler bereits mit dem letzten Programm zu Gast und auch diesmal wieder den richtigen Riecher. Der einstige Zauberer, der immer mehr zum Kabarettisten und jüngst gar zu einem – notabene sehr guten – Schauspieler mutierte, eröffnete die Kollegi- Saison mit seinem aktuellen und hochgelobten Programm «Wahnsinn». Und der Wahnsinn steckte nicht nur in der Dramaturgie der Geschichte um den Zauberer und Kabarettisten Gammenthaler, der von einem Marcel im KKS-Publikum als Kartentrick-Versager entlarvt wird und deshalb mit einem Burnout in die Klapse muss. Der Wahnsinn steckte auch in allen Figuren, die in der besagten Anstalt um den rekonvaleszenten Michel Gammenthaler ihr Unwesen treiben. Angefangen beim Wiener Professor und Anstaltsleiter, der mit seinen neurotischen Auftritten den ebenfalls aus der Donaustadt stammende Urvater der Psychologie ad absurdum führt und letztendlich von einem osteuropäischen Magier und Heiler mittels eines Serums in eine lethargische Trance versetzt wird.

Gags im Sekundentakt

Oder der schwule Serge, der unbedingt sein anscheinend so grandioses Elf-Nötli-Spiel mit zwei Komparsen vorstellen wollte. Entweder waren es zu viele 20er-Noten oder zu wenige. Man konnte zählen, dazuund weglegen, so viel man wollte. Auf elf kam die schlüpfrige Quasselstrippe nie. Dafür hatte das Publikum ein einziges Fest. Die Gags kamen nahezu im Sekundentakt, und das Timing von Michel Gammenthaler war schlicht grossartig.

Gegen Marcel bestanden

Zum Finale des zweiten Teils meisterte dann Gammenthaler zusammen mit einem Helfer namens Marco den Kartentrick, und mit dem «Sieg» über den vermeintlich hämischen Marcel im KKS-Publikum erklärte er sich als geheilt. Dazwischen traten aber noch weitere Figuren auf, die allesamt einen Besuch des Stücks wert waren. Die Dichte und Vielfalt von «Wahnsinn » und die darstellerische Leistung von Michel Gammenthaler sind beeindruckend, und wohl niemand aus dem begeisterten Publikum mag an nur einem der vielen renommierten Preise zweifeln. Da mag Gammenthaler sich als schrullige Frau Hegetschwiler noch so bescheiden als Low- Budget-Copperfield bezeichnen.

Bote der Urschweiz

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Bote der Urschweiz

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  • Bühne

Publiziert am

16.09.2011

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