Der Appenzeller Komiker Simon Enzler wusste in Schwyz zu begeistern. (Bild: pd)
Der Appenzeller Komiker Simon Enzler wusste in Schwyz zu begeistern. (Bild: pd)

Bühne

Enzler hält Eidgenossen den Spiegel hin

Der Appenzeller Kabarettist Simon Enzler präsentierte am vergangenen Donnerstagabend im Schwyzer MythenForum sein aktuelles Bühnenprogramm «Phantomschmerz». Über 400 waren begeistert.

Es war bereits sein vierter Auftritt in Schwyz. Die Schwyzer Fangemeinde des Innerrhödlers scheint treu zu ihrem Idol zu halten. Über 400 Personen liessen sich von dem 34-jährigen Komiker, der in der Schweiz trotz seines jungen Alters bereits zu den Besten seines Fachs gehört, mit bissiger Komik gut zwei Stunden lang unterhalten. Mit dabei war wie in den Vorjahren auch dieses Mal Daniel Ziegler mit seinem E-Bass. In jedem Programm tritt Ziegler als andere Figur neben seinem Komiker-Chef auf. In «Phantomschmerz» tritt der Musiker mit dem Rossschwanz, in einen Businessanzug mit Krawatte gekleidet, als arbeitsloser Banker auf. Enzler erklärte, den habe er vor einer Gassenküche aufgelesen. Nicht geändert hat sich die Visage des Bassisten. Wie in bisherigen Rollen schaut Ziegler, den Enzler mit «Herr Direktor» anspricht, griesgrämig und gelangweilt ins Leere.

Nudisten oder Buddhisten

Enzler brachte von der ersten Minute an die Leute im Saal zum Lachen. Für die einen genügte schon sein breiter Appenzeller Dialekt, aber spätestens nach der ersten Pointe waren alle wach. Enzler sprach von den Nacktwanderern in seiner Heimatregion. «Ich dachte erst: Wäh, sönd die wüescht aaglät.» Mit einem Blick in den Saal meinte er schmeichelnd zu einer fokussierten Dame: «Aber Sie würden auch eine gute Falle machen in der Landschaft», hatte dann aber doch gewisse Zweifel und ergänzte, «obwohl einige Anzeichen von zu intensiver Bewirtschaftung sind schon feststellbar, aber rundum eine gesunde Sache.» Nacktwandern sei übrigens wegen einem Missverständnis in der Ostschweiz erlaubt. Nudisten hätten telefonisch um Erlaubnis darum gebeten, verstanden wurden sie jedoch als Buddhisten. Den Übergang zwischen zwei Themen füllte Bassist Ziegler mit seinem grandiosen Spiel auf der Bassgitarre. Nicht immer zum Gefallen von Enzler, der dem «Herrn Direktor» oft wortlos, aber mit einem kritischen Blick seine Meinung kundtat.

Schuld an Ospels Abgang

In seinemkurzweiligen Programm kam Enzler auch auf eidgenössisch-kleinbürgerliche Themen zu sprechen. Als Hausfrau mit einem Wäschekorb unterhielt er sich mit der Nachbarin (gespielt von Ziegler) darüber, wessen Tier da wohl neben der Stewi auf den Rasen geschissen habe. Dieses Thema wurde während dem Abend immer wieder aufgegriffen, und immer mehr «Tätertiere» von verschiedenen Nachbarn wurden verdächtigt. Auch über das Alter sinnierte Enzler und meinte, die schlimmste Zeit der Menschheit sei das Mittelalter … zwischen 40 und 60. Grandios war auch seine Nummer «Wirtschaftskrise», in der der Komiker von seinen gescheiterten Börsengängen erzählt, wegen denen er sich verantwortlich fühlte für die Wirtschaftskrise. Weinend stammelte er: «Ich hätte doch nie UBS-Aktien gekauft, wenn ich gewusst hätte, dass danach Ospel und Kurer ihre Jobs verlieren.» Nach diesem weiteren gelungenen Auftritt in Schwyz warten wohl viele darauf, bis Enzler und sein «Gitarrenmann» ihr nächstes Programm bei uns vorführen werden.

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Bote der Urschweiz

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Bote der Urschweiz

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  • Bühne

Publiziert am

27.11.2010

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