Vor dem Kampf: Aus Herzog Friedrichs Knochenbrecher Charles wurde im Kollegi-Theater ein brutaler Russe namens Igor. Trotzdem unterliegt dieser im Faustkampf dem jungen Orlando (links). Bild Roger Bürgler
Vor dem Kampf: Aus Herzog Friedrichs Knochenbrecher Charles wurde im Kollegi-Theater ein brutaler Russe namens Igor. Trotzdem unterliegt dieser im Faustkampf dem jungen Orlando (links). Bild Roger Bürgler

Bühne

Heiterer Liebesreigen gefällt

Im Kollegi-Theater in Schwyz gibt es noch bis Samstag Shakespeares Komödie «Wie es euch gefällt» zu sehen. Ein heiterer Liebesreigen im Idyll des Ardenner Waldes mit viel Musik und überdrehten Figuren.

Der Ardenner Wald ist ein kleines Paradies. Ein Idyll für Freigeister und Aussteiger, aber auch Asyl für den von seinem jüngeren Bruder Friedrich entmachteten Herzog. So hat dies William Shakespeare um 1600 skizziert. Im Kollegi-Theater, wo am Freitag die Komödie «Wie es euch gefällt» Premiere feierte, ist der Wald eine Art Dschungel Camp, und seine Bewohner sind gestrauchelte Politiker, Wirtschaftsbosse, Banker.

Mädchen wollen Spass haben

Natürlich ist der Herzog (Franziska Jaeger) mit seinem Gefolge inklusive dem miesepetrigen Melancholiker Jacques (Lehrer und Co-Regisseur Georg Suter) ebenfalls im Ardenner Wald. Und die illustre Truppe bekommt im Lauf des Stücks noch reichlich Zuwachs. So Igor (Aaron Gwerder), der russische Ringer in Friedrichs Diensten, der nach seiner monumentalen Niederlage gegen Orlando (Silas Schwendemann) vom Knochenbrecher zum meditierenden Hobby-Philosophen und Vielschwätzer wurde. Der brachiale Kampf zwischen den beiden wird auch von den Töchtern von Friedrich und dem verbannten Herzog, Celia (Rahel Heini) und Rosalinde (Deborah Naon) beobachtet. Letztere verliebt sich in den rebellischen Orlando, der sich mit seinem ältesten Bruder Oliver (Petar Lazarevic), der Haupterbe des verstorbenen Vater ist, zerstritten hat. Doch die Liebe wird zu einem neckischen Spiel, und so machen sich Orlando mit seiner Bediensteten Merrit (Eva Trutmann) wie auch die beiden Cousinen auf den Weg in den Ardenner Wald. Celia und die als Mann verkleidete Rosalinde geben sich neue Namen und sehen das gefährliche Unterfangen einfach als jugendlichen Spass. Passend dazu Cindy Laupers Girlie-Nummer «Girls just want to have fun». Begleitet werden sie vom selbstherrlichen und liebestollen Narren Touchstone (Christoph Arioli).

Die Liebe scheint zu siegen

Im ArdennerWald kommt es zum Zusammentreffen all der Charaktere, eine TV-Moderatorin interviewt die Bewohner zu ihrem Dasein in der Kommune, und schliesslich bittet der Herzog zu Tisch. Dabei sagt Lord Jacques jenen berühmten Satz, der unausweichlich mit Shakespeares Komödie verbunden wird: «So reifen wir, und so verrotten wir von Stunde zu Stunde. Das ist alles. Der Rest sind die Geschichten, die wir uns dazu erzählen.» Im letzten Akt wird die Komödie zu einem Schwank mit gleich mehreren Happy Ends. Dies ist so banal wie witzig. Und vor allem von Regisseur und Produktionsleiter Klaus Opilik, seiner Crew und dem spielfreudigen Ensemble toll umgesetzt. Das grossartige Bühnenbild mit den Lichtstimmungen und den überzeichneten Figuren lassen jede Menge Interpretationsmöglichkeiten zu. Die Sprachwahl zwischen Mundart, Bühnendeutsch, Englisch und dem Einsatz der urtypischenVersform gelingt. Die Musik unter der Leitung von Michael Schlüssel setzt der Produktion noch die Krone auf. Die Blues-Gospel-Nummer nach dem Tod des Hirschs ist der Knaller. Man muss weder mit dem Werk von Shakespaere vertraut sein, noch ein besonderes Faible für Bühnenklassiker haben, um sich im Kollegi-Theater zwei Stunden lang köstlich zu vergnügen. Nicht einfach wird es hingegen für die ambitionierten (Schul)-Theatermacher. Gleich 10 der 19 Ensemblemitglieder werden nächstes Jahr nicht mehr dabei sein. Aber auch das kann eine Herausforderung sein.

«Wie es euch gefällt» wird am 8.,10. und 11. Februar jeweils um 19.30 Uhr in der KKS Aula gespielt. Vorverkauf bei der Schwyzer Kantonalbank oder in der KKS-Bibliothek (041 819 77 16 oder bibliothek@kks.ch).

Bote der Urschweiz

Autor

Bote der Urschweiz

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Kategorie

  • Bühne

Publiziert am

06.02.2012

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