Bühne
«Ich komme aus der Agglo, mir ist das wurscht»
Mike Müller präsentiert am Samstag im Chupferturm sein Bühnenprogramm «Heute Gemeindeversammlung». Die Nachfrage war so gross, dass eine Zusatzvorstellung angesetzt wurde.
Mit Mike Müller sprach Nadine Annen
Nadine Annen: Während bei «richtigen» Gemeindeversammlungen immer weniger Bürger auftauchen, rennen Ihnen die Schwyzer die Bude ein. Was denken Sie, woran das liegen könnte?
Mike Müller: Das muss ich mir nicht ausdenken, es ist ein Glück.
Im aktuellen Bühnenprogramm nehmen Sie die Gemeindepolitik auf die Schippe. Was ist für Sie das Faszinierende an der Politik auf dieser Ebene?
Nach neun Jahren Late Night Show und der Konzentration auf Innenpolitik hatte ich Lust auf Politik im Kleinformat. Gemeindepolitik fliegt logischerweise unter dem Radar der nationalen Medien. Ich hatte das Gefühl, da einen Freiraum zu haben, und das ist beim Schreiben immer gut.
Haben Sie zu Recherchezwecken für Ihr Programm extra Gemeindeversammlungen besucht?
Nein, ich habe vor 38 Jahren meine erste und letzte Gemeindeversammlung besucht, sie endete mit einem Knall. Für das Stück habe ich aber mit Gemeindepräsidenten und einem Regierungsrat geredet.
Im Stück geht es ja um eine Fusion. Was gefällt Ihnen an der Politik auf Gemeindeebene am besten? Und gibt es etwas daran, das Sie nervt?
Das weiss ich nicht. Ich bin nicht Journalist, der einem Phänomen in seiner Gänze gerecht werden muss. Ich bin Unterhaltungskünstler und nehme mir aus der Realität, was mir passt.
Welche unterschiedlichen Reaktionen auf Ihr Programm nehmen Sie wahr, je nachdem, ob Sie vor einem städtischen Publikum oder einem ländlichen Publikum wie in Schwyz spielen?
Da spüre ich gar nicht so einen grossen Unterschied. Die Schweiz ist eine grosse Agglo. Das hören die auf dem Land nicht so gern und die in der Stadt auch nicht. Ich komme aus der Agglo, mir ist das «wurscht».
Sie schlüpfen auf der Bühne in verschiedene Rollen. Wie gehen Sie vor, wenn Sie einen neuen «Charakter» gestalten?
Für neue Figuren gibt es kein Rezept. Man sollte nicht pressieren. Ich gehe beim Schreiben mal in eine bestimmte Richtung, aber beim Proben hat man dann vielleicht noch eine viel bessere Idee. Ich weiss auch gar nicht genau, was ein «Charakter» ist; ich weiss nicht alles über meine Figuren, ich rede lieber von einer psychischen Energie.
Sie spielen auch auf grossen Theaterbühnen sowie vor der Kamera für Tausende Fernsehzuschauer. Worin aber liegt für Sie der Reiz an Auftritten auf Kleinbühnen wie dem Chupferturm?
Gewisse Stoffe gehören auf kleine Bühnen, manche Stücke funktionieren nur im grossen Stadttheater, und Fernsehen ist eine andere Kategorie – und auch da gibt es viele Varianten. Ich tanze gern auf verschiedenen Hochzeiten – solange ich nicht heiraten muss.
Bote der Urschweiz / Nadine Annen
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Bote der Urschweiz
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