Das Berner Musikkabarett Schertenlaib & Jegerlehner sorgte im Chupferturm für beste Unterhaltung. Bild Philipp Betschart
Das Berner Musikkabarett Schertenlaib & Jegerlehner sorgte im Chupferturm für beste Unterhaltung. Bild Philipp Betschart

Bühne

«Liebe ist wie ein Halbtax-Abo»

Am vergangenen Samstag gastierte das Berner Musikkabarett Schertenlaib & Jegerlehner im Chupferturm. Auf der Schwyzer Kleinbühne entfalteten sie die gedrängte Breite ihrer Musikpoesie und ihres Wortwitzes.

Michel Gsell und Gerhard Tschan alias Schertenlaib und Jegerlehner präsentieren mit ihrem aktuellen Programm «Schwäfu» eine mannigfache Ladung an Musik, Lyrik, Komik, simplem Wortwitz und Philosophie. Die Freude beim Duo war gross, dass trotz Eurovision so viel Publikum den Weg in den Chupferturm fand. Denn «Schertenlaib kennt alles – ausser Zeit» – und kommt deshalb ein bisschen später auf die «schöne Holzbühne», meint der ungeduldige Jegerlehner. Nun ist er im Anzug – das heisst, er kommt herein; viele solcher Bonmots streuen sie über die Dauer der Vorstellung zuweilen nahezu klammheimlich ein. Denn die beiden wollen «Heiterkeit verbreiteren» oder doch verbreiten?

Das Publikum war gefordert

Mit den beiden Charakteren beginnt die Vielgestaltigkeit; die ehrliche Haut Schertenlaib, welche schlaflose Nächte wegen einer gestohlenen Zuckerdose verbringt. Schertenlaib, der oft den gemächlicheren Part einnimmt, jedoch immer wieder mit euphorisch-ekstatischen Tanzeinlagen brilliert, die ihn an den Rand der Erschöpfung bringen. Jegerlehner, der Mann mit Hut und der facettenreichen Stimme, welche über die Tiefen des Blues in der nächsten Sekunde zum höchsten Jodel findet. So schnell der intonierte Wechsel passiert, so schnell geht er auch geistig vonstatten. Schertenlaib und Jegerlehner suchen Sinn und Unsinn oft im Wahnsinn. Das Publikum wird mit Reizen überfallen und gefordert.

Höhen und Tiefen

Dass das Leben vieles bietet, davon sind Schertenlaib und Jegerlehner überzeugt. Denn «die Liebe ist ein Retourbillett – ein Halbtax, welches alle drei Jahre erneuert werden muss». Ab und an kommen sich die beiden grüblerischen Berner vor wie «Miesmuscheln auf dem Jakobsweg», die bei Sonnenschein doch so gerne «über den eigenen Schatten springen wollen». Dann nehmen sie einen mit auf eine Reise über St. Moritz, Zuoz, Zernez, Venedig bis zum Balkan, zuerst wörtlich, dann musikalisch und dann wieder philosophisch. Flugs darauf ist es Schertenlaib, der mit seinen Jazzbesen das Schlagzeug und fast noch Jegerlehner im Stile eines Rockers malträtiert. Dann der blitzschnelle Wechsel zu Reggae, Tango und Folk bis zu Truba'i.

Begnadete Künstler und Musiker

Die letztjährige Auszeichnung mit dem Salzburger Stier wird angesichts des gewaltigen Repertoires mehr als verständlich. Schertenlaib und Jegerlehner spielen Ukulele, Trompete, Schlauchharmonika, Handorgel, Perkussion, Löffel auf dem Rücken des andern, blasen Tuba, Banjo, läuten Glocken oder raspeln die Ratsche fast bis zu deren Auflösung. Nicht zuletzt dank der eingestreuten Auftragsarbeiten, in denen man sich auslässt über den Blues oder melodiös-schnulzig die schöne Maid auf der Alm besingt, begeistern Schertenlaib und Jegerlehner. Aber Vorsicht, denn sie sind anspruchsvolle Kost – fordern den wachen Geist des Publikums; geben diesem dann aber unendlich viel zurück.

Bote der Urschweiz

Autor

Bote der Urschweiz

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Kategorie

  • Bühne

Publiziert am

12.05.2014

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