Bühne
Liebeswirrungen auf der Kollegi-Bühne
Das Kollegitheater gräbt seit Jahren im Fundus der Bühnenklassiker und verpasst diesen Frische und Witz.
Wenn man das Schaffen von Klaus Opilik, dem Deutsch- , Geschichts- und Philosophielehrer am Kollegi Schwyz, als dortigem Theaterleiter verfolgt, so war es nur eine Frage der Zeit, bis Shakespeares Liebeskomödie «Ein Sommernachtstraum» umgesetzt wird. Nach 12 Inszenierungen (die erste davon als Assistent von Stefan Camenzind) war es nun so weit, und die gestrige Premiere des auf verschiedenen Ebenen angesiedelten Liebes- und Traumreigens des englischen Dramatikers zeigte deutlich die Handschrift des Theaterleiters. So einerseits eine neue, ins Heute transferierte Stückfassung, in der Passagen aus dem Original genauso Platz haben wie der aktuelle Gassenslang der Agglo- Jugend, die auch in der KKS-Fassung theaterspielende Handwerker sind. Aus Shakespeares Zauberwald wurde hingegen ein mysteriöser Stadtpark, und Titania (Denise Küttel) ist nicht etwa eine Elfenkönigin, sondern eine Königin der Nacht, die mit ihrem Schickimicki-Gefolge durch die Clubs zieht. Ausgesprochen originell dann Puck (Luzia Rickenbacher). Der Hofnarr ist eine Punkgöre und ihr Boss Oberon (sehr cool Michael Ruegg) ein Drogendealer, der nicht nur mit Zaubertropfen, sondern auch mit homoerotischen Fantasien das jugendliche Partyvolk aufmischt. Das Kollegitheater ist aber auch gespickt mit einem witzig programmierten und teils live gespielten Musikrepertoire (Leitung Michael Schüssel), die Bühne ist nüchtern gehalten und das Lichtspiel farbig bis knallig. Weiter gibt es einige tolle Tanzchoreografien (Leitung Hanna Landolt).
Ein Heidenspass, wie einst ausgedacht
Alle Elemente schaffen Raum für das spielfreudige Ensemble. Und die 26 Jugendlichen von der ersten bis zu vierten Gymnasialstufe sind auch die Stars der Produktion. Man spürt ihre Leidenschaft und ihr Engagement förmlich. Und immer wenn tolle Kollegi-Darsteller die Schule verlassen, fragt man sich, ob im kommenden Jahr wieder eine so grossartige Besetzung möglich ist. Dass dies möglich ist, kann man aktuell auf der Bühne bestaunen, und für viele der Schülerinnen und Schüler wird später im Rückblick auf ihre Zeit am Kollegi das Mitwirken am dortigen Theater eines der nachhaltigsten Erlebnisse sein. Und um nochmals auf den «Sommernachtstraum » zurückzukommen. Er ist schlicht ein Heidenspass... und als solchen hat sich diesen vor über 400 Jahren William Shakespeare mit seiner in der Antike Griechenlands angesiedelten Liebeskomödie auch ausgedacht.
Bote der Urschweiz / Roger Bürgler
Autor
Bote der Urschweiz
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- Bühne
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