Schwarz-Rot-Gold trifft Rot-Weiss: Mit scharfem Beobachtungsgeist reist der Deutsche Thomas C. Breuer durch die Schweiz. Seine überraschenden Entdeckungen erzählte er dem begeisterten Chupferturm-Publikum. Bild Christian Ballat
Schwarz-Rot-Gold trifft Rot-Weiss: Mit scharfem Beobachtungsgeist reist der Deutsche Thomas C. Breuer durch die Schweiz. Seine überraschenden Entdeckungen erzählte er dem begeisterten Chupferturm-Publikum. Bild Christian Ballat

Bühne

«Pfarrkirche wie von Christo verpackt»

Kurz vor seinem Auftritt im Chupferturm kam Thomas C. Breuer beim Rundgang durch Schwyz ins Staunen. Er entdeckte an der Pfarrkirche das neuste Werk des Verpackungskünstlers Christo und nahm im «Capuccino»-Kloster ein Heissgetränk zu sich.

Er sei zum ersten Mal im Chupferturm und wundere sich, dass so viele Gäste gekommen waren. «Vielleicht auch gerade deswegen», meinte er nicht unkritisch. Der Abend voller bilateraler Begegnungen war lanciert. Nicht zuletzt auch, weil er für einen Besuch im (Bundes-)Briefmuseum zu spät unterwegs war. «Was solls, heute müsste man wohl eher E-Mails oder Sms ausstellen.» Der Kabarettist und Autor machte auch keinen Hehl daraus, dass er als «Vorleser» vor das Publikum trat. «Ich hätte die Zeit gar nicht, alles auswendig zu lernen.» Dies tat denn auch der hohen Qualität keinen Abbruch. Engagiert, bewegt, konzentriert und mit integriertem Mienenspiel führte Breuer seine Gäste an der langen Leine «Gassi» durch die Schweizer Besonderheiten.

Neid und Dank

Er beschwerte sich darüber, dass so viele Schweizer den Deutschen ihre Arbeitsplätze streitig machen. Emil Steinberger, Franz Hohler und Josef Ackermann sind davon nur wenige. Dank richtete der Kabarettist an die SVP, die für die Exponenten seiner Zunft ein wunderbares Arbeitsbeschaffungsprogramm sei. Allerdings sei der Parteiname eigen. SVP heisse im Französischen «s’il vous plaît», so müsste doch die deutschsprachige Abteilung BSG («Bis so guet») heissen. Überhaupt sei die Schweiz eine verbesserte, druckfehlerbefreite Ausgabe von Deutschland – nicht nur mit sprachlichen Eigenheiten. «Gibt es hierzulande eigentlich Fremden- oder Gästezimmer?», wollte Breuer wissen. «Ihr lebt nicht nur im Paradies, sondern auch im Land der ewigen Jagdgründe – solange Schusswaffen im Schlafzimmerschrank gehortet werden dürfen und es noch genügend Wölfe gibt.» Auch das Benehmen der Politiker gibt ihm zu denken, treten diese doch auf Vorlagen ein. Letztlich bleibe ihm nur die Möglichkeit, alles zu verstehen, indem er sich die Steuerfüsse vertrete.

Schwierige Alltagsfragen

Der scharfzüngige Kabarettist endete sein Programm nicht, ohne sich über eigentümliche Situationen Gedanken zu machen. Wohne man in einem Wohnblock, so stelle sich die einfache Frage: «Wie benutze ich meine Waschküche im Einklang mit der Genfer Menschenrechtskonvention?» Noch schwieriger wird es, wenn man dem muslimischen Nachbarn vom unteren Stockwerk eine Freude machen wolle: «Darf man in diesem Fall ein Sparschwein schenken?» In lockerer, entspannter Art gestaltete Thomas Breuer vor dichtbesetzten Rängen ein Programm, das Fragen aufwirft, für einen Moment offen lässt und dann auch umwerfend beantwortet. Sei es mit einem Reggae- oder einem Countrysong, der auf jeden Heimatort anzuwenden ist – auch auf Schwyz. In Deutschland gibt es die Deutsche Bahn, in der Schweiz die SBB. «Wie viele Bundesbahnen habt ihr eigentlich?»

Bote der Urschweiz

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Bote der Urschweiz

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  • Bühne

Publiziert am

07.02.2011

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