Kaum zu lösen: Die verklemmte, aber durchaus rabiate Rose blitzt bei «ihrem» verehrten Schriftsteller Kevin ab. Bild Christian Ballat
Kaum zu lösen: Die verklemmte, aber durchaus rabiate Rose blitzt bei «ihrem» verehrten Schriftsteller Kevin ab. Bild Christian Ballat
Belinda fühlt sich vernachlässigt von ihrem Mann der lieber im Schuppen bastelt, da ergreift sie die Gelegenheit...
Belinda fühlt sich vernachlässigt von ihrem Mann der lieber im Schuppen bastelt, da ergreift sie die Gelegenheit...

Bühne

Selbst die Kugeln am Baum erröten

Weihnachten im Frühling? Die Bühne 66 machts möglich. Dabei geht es nicht um das Christkind. Das Stück «Schöne Bescherungen» feierte am Samstag eine glanzvolle Premiere.

Soll man lachen oder weinen? Das Stück «Schöne Bescherungen » liess an der Premiere beide Möglichkeiten offen. Keine Frage gibt es beim Lob. Das hat sich das Team der Bühne 66 mehr als verdient. Zum einen mit einem umwerfend offenen Bühnenbild mit echtem Baum und leuchtenden Kugeln, die ihre Farbe gerade dem Geschehen anpassten. Zum anderen für die schauspielerisch grossartige Leistung, die Textsicherheit und die gewaltige Bühnenpräsenz. Dabei einen Schauspieler oder eine Schauspielerin herauszuheben, wäre kaum gerecht, sie alle überzeugten mit Mimik und Sprache das gut gelaunte Premierenpublikum.

Auf den Punkt gebracht

Zälli Beeler, Präsident der Bühne 66 und zum vierten Mal Regisseur, zeigte sich nach der ersten Vorstellung sehr glücklich und zufrieden: «Wir haben das Stück auf den Punkt gebracht. Das Publikum hat auf die eingesetzten Pointen mit Lachern und Applaus reagiert.» Das Stück «Schöne Bescherungen», vom Londoner Sir Alan Ayckbourn geschrieben, strotzte durchwegs vor britischem Humor und sei darum etwas auf eine andere Art lustig als andere Aufführungen der Bühne 66, sagte Zälli Beeler. Die oft turbulente, aber immer übersichtlich dargestellte Handlung zeigt zwar, wie eine Familie in einem englischen Landhaus die Weihnachtstage verbringt. Sie hat aber eigentlich nichts mit Weihnachten zu tun. Vielmehr wird sichtbar, wie schwierig das Zusammenleben sein kann. Genau hier muss sich der Besucher und die Besucherin entscheiden: Ist es nun lustig, oder bleibt einem das Lachen im Hals stecken, weil einem das Gesehene irgendwie vertraut ist? Die Inszenierung von Zälli Beeler bietet zu beidem mehrfach Gelegenheit. Arzt und Puppenspieler Bernard (Norbert Bürgler) will die Kinder erfreuen, stolpert aber über den Unmut und den Druck der Erwachsenen. Dabei hat er sein Leben völlig hinter jenes seiner geliebten, aber alkoholsüchtigen Frau Daisy (Barbara Inderbitzin) gestellt.

Offene Fragen und viel Streit

Für Fragen sorgt auch derarbeitslose Eddie (Patrick Schuler), der alles andere im Kopf hat, als sich um die Kinder zu kümmern. Seine Frau Pattie (Regina Zwisler) weiss dagegen nicht, ob sie das vierte Kind in ihrem Bauch überhaupt austragen soll. Für Erheiterung, aber auch Angst sorgt Onkel Sam (Fredy Schuler). Jahr für Jahr schaut er sich von seinem Fernsehsessel aus zu Weihnachten den gleichen blutrünstigen Film an. Auch ein Messer und einen Revolver besitzt er. So erstaunt es wenig, dass seine Nichte Rose (Corina Kündig) etwas sehr verklemmt durchs Leben geht. So war zu erwarten, dass ihre junge Liebe wohl in die Brüche geht.

Liebesakt unter dem Baum

Daisys Bruder Mike (Stefan Huber) bastelt lieber im Schuppen, als seiner Frau Belinda (Maria Nobs Michel) auch nur etwas Zuwendung zu zeigen. Kein Wunder, dass diese die Gelegenheit ergreift und zusammen mit Schriftsteller Kevin (Reto Bucher) gleich unter dem Weihnachtsbaum eine heisse Liebesszene beginnt. Da erröten sogar die sonst in allen Farben leuchtenden Kugeln vollständig.

Weitere Aufführungen bis zum 22. Mai.

Infos und Vorverkauf:

www.buehne66.ch



Bote der Urschweiz

Autor

Bote der Urschweiz

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Kategorie

  • Bühne

Publiziert am

19.04.2010

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