Zwei Spoken-Word-Artistinnen im Schwyzer Chupferturm: Sandra Künzi (stehend) und Stefanie Grob. Bild Christoph Arioli
Zwei Spoken-Word-Artistinnen im Schwyzer Chupferturm: Sandra Künzi (stehend) und Stefanie Grob. Bild Christoph Arioli

Bühne

«Tittanic» strandete im Chupferturm

«Tittanic» nennt sich das Projekt von Sandra Künzi. Das Konzept ist einfach: eine Band und viele Worte. Was sich minimalistisch anhört, war grossartig.

Irgendwo in einem von Bergen eingekesselten Dorf gibt es ihn. Den «Hang zum Männlichen». Steil und unüberwindbar. Junge Burschen wollen ihn erklettern, scheitern aber alle. Bis einer, nun ja, den «Hang zum Weiblichen» entdeckt. Dies ist nur eine dieser kleinen, skurrilen Geschichten von Sandra Künzi.

Zwei Wortakrobatinnen

Zusammen mit Stefanie Grob, einer weiteren Spoken-Word-Artistin, gastierte sie Samstagabend im Chupferturm. Unterstützt wurden die beiden von einer vor lauter Vocal-Aaaahs nach Luft ringenden Miniband, die mit schön ironischen Popstar-Posen und brillanter Musik das Publikum mal zum Abrocken, dann wieder zum Träumen einlud. Kleine, alltägliche Dinge werden in den Geschichten der beiden mit Worten tänzelnden Artistinnen überdreht, auf die Spitze getrieben, sodass die Dinge plötzlich nicht mehr so klein erscheinen, sondern mit der Groteske den Bedeutungsraum erweitern.

Begeisternd

Nicht nur die Inhalte der Geschichten meisselten ein Dauerlächeln in die Gesichter des Publikums, auch die Art und Weise, wie Sandra Künzi und Stefanie Grob ihre Anekdoten vortragen, begeisterte. Erstere im breiten Berner Dialekt, welches sich wohl am besten dazu eignet (wie Pedro Lenz seit Langem beweist), über Männer wie Godi zu fabulieren, der nach Obamas Wahl beschliesst, seine Hautfarbe zu wechseln und sich von dort an «Godibama» nennt. Stefanie Grob hingegen trägt ihre Geschichten (grandios ihr Text zum Mühsal der Demokratie und deren geschwollenen Juristenjargon) in einem Tempo vor, das an die Kadenz eines Maschinengewehrs erinnert. Einziger Wehrmutstropfen: Der Chupferturm platzte nicht aus allen Nähten. Verdient hätte der Anlass ein volles Hallenstadion.

Bote der Urschweiz

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Bote der Urschweiz

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  • Bühne

Publiziert am

27.01.2014

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