
Bühne
Wenn eines fehlt, dann die Zeit
Wenn jemand sich die Grossstadterfahrung des Schweizer Schriftstellers Robert Walser als Vorlage nimmt und in der Rolle eines Beobachters des Grossstadtlebens nach Schwyz kommt, heisst er Volker Ranisch.
Am vergangenen Samstag war Volker Ranisch auf der Bühne des Chupferturms anzutreffen. In altmodischen Klamotten spielte er den freudig kindlichen Landmenschen in der Grossstadt Berlin. Verschiedene kleine Prosastücke des Schweizer Schriftstellers Robert Walser dienten als Vorlage und wurden zu einem Ganzen zusammengefügt. Unter demTitel «Berlin gibt immer den Ton an» entstand ein amüsantes Bühnenprogramm. Der kleinstädtisch aufgewachsene Schweizer findet ein Zimmer bei Frau Wilke in Berlin. Als geborener Nachahmer beobachtet er mit Sperberaugen und spitzer Zunge das Leben in der Grossstadt. Er geniesst das städtische Dasein einerseits, andererseits stört ihn die Hektik der Grossstadt. «Das Einzige, was wir haben – wir haben keine Zeit.»
Gelungene Aussage
Eine Aussage, die vor gut hundert Jahren gemacht wurde. Als Reporter für das «Berliner Tageblatt» schlägt er sich mehr schlecht als recht durchs Leben. Eine Aussage über seine finanziellen Verhältnisse: «Ich bin das Gegenteil von Rockefeller – er kann pleitegehen, mir kann nichts geschehen. » Nach einigen Jahren kehrt der junge Schweizer mit hundert Franken in seine Heimatstadt Biel zurück, wo er möglichst unauffällig leben will. Es war ein literarisch interessanter, mit feinem Humor gespickter Abend, der die Lust weckt, mehr über Robert Walser zu erfahren.
Bote der Urschweiz (Josef Grüter)
Autor
Bote der Urschweiz
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- Bühne
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