Daniel Annen ist mit Dominik Riedo Herausgeber eines neuen Bandes über den Innerschweizer Schriftstellerinnen- und Schriftstellerverein. Das Bild zeigt den Schriftsteller Walter Meier beim Hüten eines ISSV-Tisches beim Luzerner Literaturfest. Bild: PD
Daniel Annen ist mit Dominik Riedo Herausgeber eines neuen Bandes über den Innerschweizer Schriftstellerinnen- und Schriftstellerverein. Das Bild zeigt den Schriftsteller Walter Meier beim Hüten eines ISSV-Tisches beim Luzerner Literaturfest. Bild: PD

Literatur

Daniel Annen erforscht den Mentalitätswandel in der Innerschweizer Literatur

«Schneisen ins Heute» ist ein neuer Band von Pro Libro Luzern, den Daniel Annen mit Dominik Riedo herausgegeben hat.

Daniel Annen wurde 2013 zum Präsidenten des Innerschweizer Schriftstellerinnen- und Schriftstellervereins (ISSV) gewählt. Inzwischen haben die Zuger Trudi von Fellenberg-Bitzi und Thomas Zaugg das Co-Präsidium übernommen. Zum Abschied als Präsident gibt Daniel Annen zusammen mit Dominik Riedo, Schriftsteller und Verlagsleiter des Pro Libro Verlags, «Schneisen ins Heute» heraus. Der Band zeigt den Mentalitätswandel in der Geschichte des ISSV auf. Die Herausgeber führen damit die Tradition der ISSV-Bücher fort, machen das aber in anderer Form, nicht an Vereinsdaten und Biografien, sondern anhand der Mentalität und deren Wandel vom in der Innerschweiz stark ausgeprägten katholischen Milieu über die 68er-Bewegung bis ins Heute.

 

Die gesellschaftliche Macht der Kirche

Daniel Annen hat den Überblick über die Mentalitätsgeschichte anhand von Materialen aus dem ISSV-Archiv erarbeitet, das in der Zentral- und Hochschulbibliothek Luzern liegt. Die Gründungsväter des Schriftstellervereins seien dem Katholizismus und der vaterländischen Erinnerungskultur gewogen gewesen. «Was ja angesichts der Arglist ihrer Zeit auch nicht erstaunt», erklärt Daniel Annen in der Einleitung. Die gesellschaftliche Macht der Kirche und die Moral zeigt er unter anderem an Werken von Meinrad Inglin und Josef Maria Camenzind auf. 

 

«Mundart wird zu MundArt»

Der Schwyzer Literaturexperte bezeichnet es aus heutiger Optik erstaunlich, wie lange sich auf der Mentalitätsebene die Vorstellung der Heimatliebe durchhielt. Zu Beginn der Achtzigerjahre öffnete sich der ISV der Zukunft. «Die mentale Pflege der alten Zeit war nicht mehr so dominant», schreibt Annen. Ab 1987 hiess der Verein auf Antrag von Franziska Greising Innerschweizer Schriftsteller- und Schriftstellerinnenverein. Aus dem Kürzel ISV wurde ISSV. Im 21. Jahrhundert kommt das gesprochene Wort, zum Teil auch die Mundart zurück, aber nicht mit vaterländischen Schwingungen. «Mundart wird zu MundArt», fasst Annen zusammen. Nun wurde das Spielerische wichtiger als das regional begrenzende Lob der Heimat. Im Band findet man diverse Rückblicke und poetische Textbeispiele von Autorinnen und Autoren. Zwei Schwyzer Beispiele: Im Essay von Pirmin Meier steht der Gersauer Schriftsteller Josef Maria Camenzind im Mittelpunkt. Von Margrit Schriber ist «Wilhelm Tell auf dem Verdunkelungsrollo» enthalten. Am 31. Januar 2024, 19 Uhr, wird der Band im Literaturhaus der Zentralschweiz in Stans vorgestellt. Dazu gibt es eine Diskussion mit Franziska Greising, Dominik Brun, Thomas Zaugg und Daniel Annen, moderiert von Dominik Riedo. Sie alle gehören dem ISSV an.

 

Bote der Urschweiz / Silvia Camenzind

Autor

Bote der Urschweiz

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Kategorie

  • Literatur

Publiziert am

21.12.2023

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