Lyvten sind Claudio Kaiser (von links), Gitarre/Gesang; Steff Kerkhof, Gitarre; Tobi Zehnder, Drums; Kevin Berner, Bass. Bild: PD
Lyvten sind Claudio Kaiser (von links), Gitarre/Gesang; Steff Kerkhof, Gitarre; Tobi Zehnder, Drums; Kevin Berner, Bass. Bild: PD

Musik

Die Vorboten des Biestes zeigen die Krallen

Lyvten veröffentlichen ihre EP «Prebeast» und liefern erneut druckgeladenen Indiepunk mit starken Texten.

Lyvten haben schon immer durch ihre Texte bestochen. Die Musik lebt mit und durch die Texte. «Das ist die Geschichte eines Fremden, niemand hat ihn jemals gesehen», singt Sänger Claudio Kaiser. Er erzählt von einem Fremden, der vermutlich viel raucht und keine grauen Haare trägt. Er macht dies so gut, dass der Hörer das Gefühl hat, den Fremden doch schon mal gesehen zu haben. Zumindest flüchtig. Obwohl er noch niemanden gegrüsst hat. Er arbeitet nämlich Schicht. Vermutlich. 2019 verliess der langjährige Sänger Thorsten Polomski die Band, da er sich vermehrt der Tätowierkunst widmen wollte. Dass man wieder einen Sänger fand, der derart gekonnt mit Worten und Gedanken spielt, ist wahrlich das Glück einer Band, welche Musik produziert, die von der deutschen Sprache getragen werden muss.

«Schachmatt, das war das letzte Spiel»


Abgesehen von den Texten, liefert die Band erneut auf den Punkt gespielten Deutschpunk, emotionsgeladen, betont, druckvoll, stark. Jeder Song könnte als Perle dieses Genres bezeichnet werden. Lyvten sind schon seit Jahren kein unbeschriebenes Blatt mehr in der Indiepunk-Szene, ihre Fans werden ob der neuen Stücke begeistert sein. Die Lieder machen Spass, obwohl sie einen nachdenklich-starken Hintergrund mit sich tragen. Gerade in «Ruhe vor dem Sturm» und «Kunst und Trümmern» werden emotionale Themen angesprochen. «Schachmatt, das war das letzte Spiel. Die Wellen brechen unser Schiff» , singt Claudio Kaiser. «Es geht hier um Hoffnung, Zusammenhalt und Verlässlichkeit. Vor allem in schwierigen Zeiten», beschreibt der Musiker den Text. In «Kunst und Trümmer» geht es um den Kriegskapitalismus. Die zweite Passage in den Strophen ist aus der Sicht derjenigen geschrieben, welche am Krieg kapitalistisch beteiligt sind. «Wie sieht das wohl aus ihrem Blick aus? Finden sie das toll oder schön, wenn sie pure Zerstörung und Leiden sehen? Beim Schreiben fiel es mir echt schwer, dies in Worte zu fassen. Ich hatte Angst, dass man den Inhalt falsch verstehen könnte», meint Claudio Kaiser dazu. «Das ist die Kunst, die Welt zu ändern. Mit Bomben und Trümmern, ein Land zu enteignen», schreit Kaiser. Und die gesamte Bandim Schreiben fiel es mir echt schwer, dies in Worte zu fassen. Ich hatte Angst, dass man den Inhalt falsch verstehen könnte», meint Claudio Kaiser dazu. «Das ist die Kunst, die Welt zu ändern. Mit Bomben und Trümmern, ein Land zu enteignen», schreit Kaiser. Und die gesamte Band schreit mit, haut wütend in die Welt hinaus. Jetzt folgt etwas Ruhe vor dem Sturm. Im Dezember werden Lyvten einen Longplayer veröffentlichen. Mit «Prebeast» haben die Musiker definitiv Lust auf mehr gemacht. Das gröbere Biest darf kommen.

Im «Grünenwald» geschrieben


Die Drei-Song-EP«Prebeast»hat Lyvten als Vorboten für das neue Album, das im Dezember folgt, veröffentlicht. Die Songs der EP sind in denselben Sessions entstanden wie jene vom Album. «Für den Schreibprozess haben wir uns im letzten Herbst für ein verlängertes Wochenende im Gasthaus Grünenwald in Engelberg eingemietet», sagt der Schwyzer Tobi Zehnder, Schlagzeuger der Band. Dort habe man 14 Songs fertig geschrieben. Im Dezember 2020 wurden die Drumaufnahmen im Studio WorkingClassRecordingsinWinterthur gemacht. «Anschliessend haben wir von Dezember bis April an den Aufnahmen von Gitarre, Bass und Gesang gefeilt, die wir wieder in der Shitmill bei unserem Gitarristen Steff erledigt haben», erklärt Zehnder. Die EP ist nur digital erhältlich und wird ohne Label veröffentlicht. Das Album, das im Dezember erscheint, wird über das deutsche Label Kidnap Music rauskommen und auch als Vinyl erhältlich sein. «Wir planen, in diesem Jahr ein paar Shows in der Schweiz zu spielen, und hoffen, dass wir 2022 auch wieder in Deutschland touren können», sagt Zehnder.

Bote der Urschweiz / Nicole Auf der Maur

Autor

Bote der Urschweiz

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Kategorie

  • Musik

Publiziert am

14.07.2021

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