Das Wetter hörbar gemacht: Martin Bezzola (links) und Mathias Vetter können Regen, Sturm und Blitz akustisch perfekt nachahmen.
Das Wetter hörbar gemacht: Martin Bezzola (links) und Mathias Vetter können Regen, Sturm und Blitz akustisch perfekt nachahmen.
Meteorologe Thomas Bucheli und Politologe Iwan Rickenbacher (links): Ob sie darüber diskutieren, ob politische oder meteorologische Vorhersagen zuverlässiger sind? Bilder Josias Clavadetscher
Meteorologe Thomas Bucheli und Politologe Iwan Rickenbacher (links): Ob sie darüber diskutieren, ob politische oder meteorologische Vorhersagen zuverlässiger sind? Bilder Josias Clavadetscher

Dies & Das

Das normale Unwetter wird heute als eine Katastrophe wahrgenommen

Das Wetter fühlen, hören, erleben und besser verstehen. Das kann man jetzt auch im Museum, im Forum Schweizer Geschichte.

Wo das Wetter ist, da ist auchThomas Bucheli. Und das Bundesamt Meteo- Schweiz. Und mehr als 200 Gäste an der Vernissage der neuen Ausstellung im ForumSchweizer Geschichte. Dieses breite Interesse wundert nicht. Wie es Peter Binder, Direktor des Bundesamts fürMeteorologie und Klimatologie (MeteoSchweiz), einleuchtend erklärte: «Das Wetter ist eben immer und überall. » Es trifft also jeden jederzeit an jedem Ort. Etwas schwieriger sei es da schon, das Wetter ins Museum zu bringen, sagte Binder. Was aber in Schwyz sehr verblüffend gelingt. Unter dem Thema «Das Wetter. Sonne, Blitz und Wolkenbruch » werden von den frühen historischen Aufzeichnungen bis zur modernsten Technologie all die Aspekte, Geräte, Erscheinungen, Erfahrungen und Daten gezeigt, welche der Mensch in der Erforschung der Meteorologie ersonnen, eingesetzt und dokumentiert hat.

Immer grössere Erwartungshaltung

Auch Thomas Bucheli, als Leiter der Wetterredaktion der SRF Medien sozusagen der Wetterfrosch der Nation, revidierte in einem kurzen Referat etliche falsche Vorstellungen, die irgendwie Allgemeingut geworden sind. Zum Beispiel die Frage, ob der Mond Einfluss auf das Wetter hat. «Null und nichts», betonte Bucheli. Diese Fehlannahme sei einzig darauf zurückzuführen, dass der Mensch gerne Kausalzusammenhänge herstelle unter der Losung «wenn, dann ...». Auch sei die Wettervorhersage heute hochtechnisiert geworden und längst globalisiert. Die Vorhersage leide auch darunter, dass enorme, immer höhere Ansprüche an sie gestellt werden und man im Zeitalter der Wetter-Apps schon begonnen habe, Vorhersagen auf zwei Wochen voraus zu erstellen. Oder dass man wissen möchte, wie das Wetter am nächsten Wochenende im hintersten Chrachen dann genau sein werde. «So was funktioniert nicht», betonte Bucheli. Die Meteorologie sei letztlich eine unpräzise Wissenschaft, eine relativ genaue Vorhersage auf einen oder zwei Tag voraus, das sei möglich, mehr nicht. «Aber das reicht uns.»

Nur Passivmitglied

Was aber ist mit den Muotathaler Wetterpropheten? Bucheli verglich sie mit einem Wetter-App, das auf ein halbes Jahr hinaus Prognosen machen würde. Er sei selber zwar auch Mitglied beim Meteorologischen Verein Innerschwyz, «aber nur passiv», schmunzelte Bucheli. Was die Muotathaler Wetterfrösche machen, das sei «einfach ein anderes Business», betonte Bucheli.

Zu viel «Sauglattismus»

Diese Wetterprognosen hätten aber durchaus eine mystische Komponente. Er würde sich da höchstens wünschen, dass man sich von zu viel «Sauglattismus » distanzieren sollte. Bucheli spricht damit an, dass das Emotionale oder der Naturbezug einer Wettervorhersage wieder stärker in den Mittelpunkt rücken sollte. Die Sensibilität für das Wetter sei im heutigen Alltag nämlich leider stark verloren gegangen. Ein Unwetter habe man früher als Teil des Klimas wahrgenommen, heute hingegen als Katastrophe. In einer Ecke der Ausstellung ist das sehr gut spürbar. Dort, wo Redewendungen an die Wand projiziert werden und man plötzlich verblüfft feststellt, wie das Wetter unser Leben mitbestimmt. Beispiele gefällig? «Den Wind aus den Segeln nehmen», «Schnee von gestern», «das Eis brechen», «sich in Luft auflösen», «in die Luft gehen» oder dann «der Sturm im Wasserglas», «wie vom Donner gerührt», «vom Regen in die Traufe» oder das versöhnliche «auf Wolke sieben schweben». Wer die Ausstellung besucht, der schwebt wirklich etwas durch die Meteorologie.

Bote der Urschweiz (Josias Clavadetscher)

Autor

Bote der Urschweiz

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Kategorie

  • Dies & Das

Publiziert am

11.05.2015

Webcode

www.schwyzkultur.ch/tHSZH7