Die Schwarze Stube ist nun im Forum Schweizer Geschichte in Schwyz begehbar. Bild Christoph Clavadetscher
Die Schwarze Stube ist nun im Forum Schweizer Geschichte in Schwyz begehbar. Bild Christoph Clavadetscher

Dies & Das

Das Schattendasein der einzigartigen Zeitzeugin

Die in Schwyz gefundene Schwarze Stube ist historisch von grösster Bedeutung. Die Wissenschaft ist begeistert, die öffentliche Wahrnehmung aber bescheiden.

Seit zwei Wochen ist die mittelalterliche Stube im Forum Schweizer Geschichte in Schwyz zu bestaunen. Die Schwarze Stube, datiert von 1311, konnte 2013 im Schwyzer Dorfbachquartier kurz vor dem Abbruch gerettet werden, wurde restauriert und nun in die Dauerausstellung integriert. Undwie sich zeigt, hat sich die Feuerwehraktion gelohnt. «Die Bedeutung der Schwarzen Stube ist immens», sagt Thomas Brunner, Denkmalpfleger des Kantons Schwyz. Die Stube sei eine Zeitzeugin, die veranschaulichen könne, wie im Mittelalter gewohnt wurde. «International gibt es nichts Vergleichbares», betont Brunner.

Holz aus dem achten Jahrhundert

Die Stabkirchen in Norwegen sind zwar teilweise älter, dabei handelt es sich aber um Sakralbauten, die über das tägliche Leben im Mittelalter wenig aussagen. Wohnbauten aus Holz reichen andernorts vielleicht ein paar Hundert Jahre zurück. In Schwyz sind es über 700 Jahre. Wenn man das Alter des verwendeten Holzes auch noch berücksichtigt, gelangt man ins achte Jahrhundert zurück – in die Zeit von Karl dem Grossen. Dass die Begeisterung der Wissenschaft für diesen gut erhaltenen Fund gross ist, erstaunt deshalb nicht. Weitere Untersuchungen sind im Gange. So wurden etwa Proben von den Farben genommen, die für die Wandmalereien verwendet wurden. Die Forschung will dank der Schwarzen Stube weitere Fragen beantworten und Fortschritte machen können. Insbesondere für die wissenschaftliche Bauforschung ist die Schwarze Stube von Schwyz ein weiteres wesentliches Element für die Erschliessung der mittelalterlichen Wohnkultur in der Innerschweiz. Der Diskurs solle dadurch angeregt werden, sagt Brunner. Bereits seien Publikationen geplant, eventuell folgen auch wissenschaftliche Podien zur Thematik.

Öffentliches Interesse bescheiden

So begeistert die Wissenschaft auch ist, in der öffentlichen Wahrnehmung scheint die Schwarze Stube noch nicht wirklich angekommen sein. Den Tag der offenen Stube am Sonntag besuchten rund 90 Interessierte. «Das ist nicht schlecht, es hätten aber durchaus mehr sein dürfen», weiss Karin Freitag, Leiterin Marketing und Kommunikation Forum Schweizer Geschichte Schwyz. Die breite Masse bleibe noch aus. Auch Brunner bestätigt, dass das Interesse an der Schwarzen Stube deren Bedeutung noch nicht gerecht werde. «Wir wollen die Bevölkerung dafür noch mehr sensibilisieren.»

Mittelalterliches Wohnhaus

Zur gängigen Einrichtung einer Wohnstube im 14. Jahrhundert gehörten Kachelofen, Tisch, Sitzbank sowie ein Ruhebett für den Tag. Der Kern des Hauses war ein für den Schwyzer Talkessel typischer Blockbau mit gemauertem Sockel, zwei hölzernen Hauptgeschossen sowie einem schwach geneigten Satteldach. Für die handwerklich hochstehend konstruierten Wände wurden Rot- und Weisstannen sowie Föhren von sehr guter Qualität verwendet. Die sogenannte Bohlenbalkendecke ist die älteste bisher nachgewiesene.

Darum ist die Stube schwarz

Wieso ist die Schwarze Stube überhaupt schwarz? Es handelt sich nicht um russige Ablagerungen, wie lange vermutet wurde. Die Innen- und Aussenwände wurden unmittelbar nach dem Aufrichten des Hauses mit einer schwarzen Farbe gestrichen, was vom Frühmittelalter bis in die Neuzeit weit verbreitet war. Die Farbe schützte das Holz und war leicht abwaschbar.Mit dem heutigen Verständnis von Gemütlichkeit hatte die Stube von damals aber nichts gemein: Schwarze Wände und lukenförmige Fenster machten den Raum sehr dunkel.

Kleine Schätze in der Wand

Die Schwarze Stube hat im Innern viel Geheimnisvolles verborgen: In den Wänden finden sich eigentümliche Bohrlöcher, mehrere Zentimeter tief, die mit einem Pfropfen aus Mörtel verschlossen sind. Darin wurden oft Ledersäckchen mit Gewürzen, eine Messingperle, Zähne oder Klingenfragmente aufbewahrt. Auch wurde zwischen den Balken eine historische Münze gefunden. Ob die Bewohner damit Böses aus ihren Stuben bannen oder lediglich Bedeutsames verwahren wollten, bleibt Spekulation.

Später folgten Wandmalereien

Im Laufe der Jahre wurde die Schwarz

Autor

Bote der Urschweiz

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Publiziert am

02.12.2015

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www.schwyzkultur.ch/L1Udgb