Mit einer Alkohollösung wird die erste Schicht abgetragen. Die Fehlstellen (weisse Bildpunkte) werden mit gezielten Retuschen einretuschiert. Bilder Andreas Seeholzer und Franz Steinegger
Mit einer Alkohollösung wird die erste Schicht abgetragen. Die Fehlstellen (weisse Bildpunkte) werden mit gezielten Retuschen einretuschiert. Bilder Andreas Seeholzer und Franz Steinegger
Wendel Odermatt hat die technische Federführung bei der Restaurierung. Hier zeigt er auf den Vermerk des Künstlers.
Wendel Odermatt hat die technische Federführung bei der Restaurierung. Hier zeigt er auf den Vermerk des Künstlers.

Dies & Das

Deckengemälde werden restauriert

ln der Schwyzer Pfarrkirche werden die Deckenbilder in den Urzustand zurückversetzt und der gesamte Innenraum gereinigt. Ein Augenschein.

Ein immenses Gerüst beherrscht den Vorderraum des Kirchenschiffs der St. Martinskirche. Den Abschluss bildet eine Plattform, in der man sich wie in einer grossen Stube vorkommt – mit monumentalen Wand- und Deckenbildern. Das grösste zeigt grossflächig die Weihnachtsszene. Neben der barocken Uhr steht der Vermerk «Jos. Ign. Weiss, 1773 inven et pinx». Er weist auf den Maler der Deckengemälde, Josef Ignaz Weiss, und das Entstehungsjahr hin. Die lateinischen Abkürzungen für «invenit et pinxit» bedeuten «hat es entworfen» und «hat es gemalt» – ein damals üblicher Vermerk des Künstlers.

«Wir sind positiv überrascht»

Die Kuppelbauer und der Maler verstanden ihr Handwerk. Darüber können die heutigen Restauratoren nur staunen. «Die Kuppeln sind ein mit Ziegelsteinen gemauertes Gewölbe», erläutert Chefrestaurator Wendel Odermatt, Geschäftsführer der Stanser Firma Stöckli – ein Mann mit viel Erfahrung. Unter den Übermalungen kann die weitgehend intakte Freskoschicht erschlossen werden, denn die Bilder haben dank einer einfachen wie genialen Technik Bestand: Die Farbe wurde auf den nassen Kalkputz aufgetragen, weshalb sie sich mit dem Mauerwerk verbindet. «Diese Versinterung erleichtert die Restaurierung der Bilder sehr», erklärt Wendel Odermatt. «Die Fresken und das Material sind in einem guten Zustand. Wir sind positiv überrascht.»

In drei Etappen übermalt

Im Vorfeld der jetzigen Restaurierung wurden die Materialien und der Zustand untersucht und zwei Bilder restauriert, um Erfahrungen zu sammeln. Dabei zeigte sich, dass die Fresken vermutlich schon im 19. Jahrhundert übermalt wurden. Den grössten Schaden richteten jedoch die Leimfarbenübermalungen von 1906 an, mit denen man die Bilder zum Leuchten bringen wollte. Bei der letzten Restaurierung 1964 wurde die Fassung von 1906 abgewaschen, die Übermalungen des 19. Jahrhunderts wurden hingegen belassen. Danach wurden die Bilder retuschiert und mit einem Schutzüberzug versehen. Dieser hat zwischenzeitlich stark nachgedunkelt, sodass heute nur mehr die Übermalungen des 19. Jahrhunderts und die Retuschen und Überzüge von 1964 entfernt werden müssen.

«Materialnah am Original»

Mit den heute zur Verfügung stehenden Methoden können die Bilder wieder in ihren Originalzustand zurückversetzt werden: Die Übermalungen aus dem 19. Jahrhundert und die Retuschen von 1964 lassen sich mit einer Alkohollösung entfernen. Die Übermalung von 1906 kann mit einem Lösungsmittel-Gel gelöst werden. Retuschiert wird nicht wie noch vor 50 Jahren flächig, sondern mit gezielten Retuschen auf die Fehlstelle. «Wir bleiben bei der Festigung der Malschichten und Untergründe mineralisch, das heisst möglichst materialnah am Original», erklärt Wendel Odermatt. «Bei der Retusche verwenden wir ein Bindemittel mit einer spezifischen UV-Fluoreszenz, sodass kommende Generationen die Retuschen mit Ultraviolettlicht sichtbar machen können.»

«Der Untergrund ist gesund»

Die Gelegenheit wird benützt, um nebst der Restaurierung der Deckenbilder die Stuckaturen und Wandflächen zu kontrollieren, sichern, ergänzen und reinigen. Bruno Horat vom gleichnamigen Malergeschäft in Schwyz reinigt zuerst mit einem Trockenschwamm die verschnörkelten Verzierungen um die Gemälde herum und markiert mit einem Abdeckband schadhafte Stellen. Diese werden von Sepp Odermatt aus Steinen geflickt, Hohlräume werden mit Mörtel und Kalk gefestigt. Sein Befund: «Der Untergrund ist gesund.» Er wird die Reparaturen mit einer mineralischen Mischung vornehmen. «Wir verwenden kein Fremdmaterial, sondern arbeiten nur mit solchem, das bereits vorhanden ist», ergänzt Malermeister Horat.

Viel Kleinarbeit

Kleine Risse an Wänden und Gewölbeflächen werden zugeschlämmt, grössere Risse gekittet. Stuckaturen, die sich gelöst haben, werden verklebt und wo nötig mit verdeckten Schraubsicherungen armiert. Die Wände werden lediglich mit einem Trockenschwamm abgerieben. Nach der Reinigung und Instandstellung werden auch die Altäre und die Kanzel gereinigt, sodass nach Ab

Autor

Bote der Urschweiz

Kontakt

Kategorie

  • Dies & Das

Publiziert am

24.02.2016

Webcode

www.schwyzkultur.ch/7tV6b4