Im Schwyzer Dorfbachquartier standen bis vor Kurzem noch historische Bauten. Nun klafft eine grosse Lücke. Bild Andreas Seeholzer
Im Schwyzer Dorfbachquartier standen bis vor Kurzem noch historische Bauten. Nun klafft eine grosse Lücke. Bild Andreas Seeholzer

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Dorfbach-Stube ins Landesmuseum?

Die Häuser im Dorfbachquartier sind mittlerweile abgerissen worden. Die Stube aus dem 14. Jahrhundert wurde zuvor ausgebaut und ist nun in Goldau eingelagert – Zukunft noch ungewiss.

Innerhalb dreier Monate haben die mittelalterlichen Häuser im Dorfbach für mehr Furore gesorgt als die 700 Jahre zuvor: Die historischen Häuserkerne im Dorfbachquartier wurden entdeckt, ihr Alter bestimmt, der Fund als Sensation verkündet, erfolglose Rettungsversuche und Interventionen unternommen, die schützenswerten Teile ausgebaut und nun die Gebäude dem Erdboden gleichgemacht. Am Ende war es eine Art Kompromiss – die Häuser wurden zwar abgebrochen, die Denkmalpflege konnte zuvor aber noch die schützenswerte Bausubstanz retten. Konkret wurde vor dem Abbruch die Stube aus dem frühen 14. Jahrhundert abgetragen – Fussboden, Decke und die drei Seitenwände ohne Fenster. Auf diesen Wänden sind auch verschiedene Malereien aus unterschiedlichen Epochen gut erhalten. Aus einem Nebenraum der besagten Stube wurde zudem ein fürs Mittelalter typischer Türrahmen ausgebaut.

In Goldau eingelagert

Zurzeit werden die Kulturgüter in Goldau in einem Lagerraum aufbewahrt. Da dürfte es vielen in den Ohren klingeln: Auch die Balken des Niderösthauses wurden lange ohne Bestimmung am selben Ort gelagert. Der kantonale Denkmalpfleger Thomas Brunner betonte aber bereits im Herbst: «Wir wollen auf jeden Fall verhindern, dass ein zweiter Fall Niderösthaus entsteht.» Zurzeit laufen Abklärungen, ob das Landesmuseum in Zürich die Dorfbach-Stube in eine Dauerausstellung integrieren könnte. «Für uns wäre dies die optimale Lösung, und die Stube wäre dort am richtigen Ort», sagte Brunner gegenüber dem «Boten». Momentan warte man ab, wie man sich in Zürich entscheide, ehe weitere Optionen ins Auge gefasst werden.

Fund sorgte für Diskussionen

Der Sensationsfund vom vergangenen Oktober im Schwyzer Dorfbachquartier hat viel Staub aufgewirbelt, auch national. Entdeckt wurden zwei Häuserkerne, die von 1308 und 1310 datieren, sowie eine Stube mit alten Wandmalereien und ein paar andere Objekte aus dieser Zeit. Das Problem war nur, dass bereits ein genehmigter Gestaltungsplan vorlag, ein Baustopp somit für die Regierung nicht mehr infrage kam. Da nützte auch die heftige Kritik des Schweizer Heimatschutzes nichts. Dieser forderte wenigstens ein vorläufiges Abbruchverbot sowie einen runden Tisch, um das weitere Vorgehen zu klären. Der Regierungsrat stufte den rechtsgültigen Gestaltungsplan und die damit verbundene Rechtssicherheit aber höher ein, machte jedoch die Auflage, dass die Häuser erst abgebrochen werden dürfen, wenn die spätmittelalterliche Bausubstanz gesichert und ausgebaut worden ist. Weiter blieb auch das Kaufangebot des Luzerner Anwalts Jost Schumacher in der Luft hängen. Schumacher tritt in der Zentralschweiz immer wieder in Erscheinung, wenn es darum geht, historische Bauten und Kulturgüter zu erhalten. Im Dorfbachquartier baut die Contractplan AG, Wollerau, drei Wohnblocks mit 24 Wohnungen und investiert um die 10 Millionen Franken.

Bote der Urschweiz

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Publiziert am

08.02.2014

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