Holzbauer Christof Zumbühl (von links) und Philipp Räber (Restaurierung und Konservierung) mit seiner Assistentin Lena Schorno gestern in Schwyz am Abladen einer Wand der Schwarzen Stube. Bild Christoph Clavadetscher
Holzbauer Christof Zumbühl (von links) und Philipp Räber (Restaurierung und Konservierung) mit seiner Assistentin Lena Schorno gestern in Schwyz am Abladen einer Wand der Schwarzen Stube. Bild Christoph Clavadetscher

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Dorfbach-Stube ist zurück in Schwyz

Die Dorfbach-Stube hat ihre Odyssee hinter sich: Nach dem Abbau in Schwyz, der Lagerung in Goldau und der Konservierung in Affoltern ist sie gestern zurückgekehrt.

Über 700 Jahre lang fristete die Schwarze Stube im Schwyzer Dorfbachquartier ihr Dasein – bis sie vor zwei Jahren um ein Haar der Abrissbirne zum Opfer fiel. Kurz vor dem Abbruch zweier Häuser entdeckte die kantonale Denkmalpflege bei einem Augenschein die Stube von 1311 – und konnte sie noch retten (siehe Box rechts). Die Stube wurde abgetragen und in Goldau eingelagert. Als Glücksfall für die Denkmalpflege erwies sich, dass das Schweizerische Nationalmuseum Interesse an ihr bekundete. «Für uns ist es ein einmaliges einheimisches Objekt, das gut in unsere Dauerausstellung passt», sagte gestern Pia Schubiger, Kuratorin Forum Schweizer Geschichte Schwyz, gegenüber dem «Boten». Anhand dieser Stube könne gut aufgezeigt werden, wie die Menschen zu Beginn des 14. Jahrhunderts gewohnt haben.

In Zürich Holz konserviert

Gestern wurde die Schwarze Stube in Einzelteilen in Schwyz angeliefert, wo sie nun wieder aufgebaut wird und ab dem 20. November im ForumSchweizer Geschichte für die Öffentlichkeit zugänglich ist. Bevor es so weit war, musste die Stube im Sammlungszentrum des Nationalmuseums in Affoltern am Albis aber noch restauriert beziehungsweise in einem Spezialverfahren konserviert werden.

Nationalen Aufschrei ausgelöst

Im Schwyzer Dorfbachquartier baut die Contractplan AG, Wollerau, für 10 Mio. Franken drei Wohnblocksmit 24 Wohnungen. Bevor die Baumaschinen jedoch auffahren konnten, hat im Oktober 2013 ein Sensationsfund noch viel Staub aufgewirbelt – auch national. Denn in den Abrissobjekten wurden zwei Häuserkerne entdeckt, die von 1308 und 1310 datierten, sowie eine Stube mit alten Wandmalereien und ein paar andere Objekte aus dieser Zeit. Das Problem war nur, dass bereits ein genehmigter Gestaltungsplan vorlag, ein Baustopp somit für die Schwyzer Regierung nicht mehr infrage kam. Auch die heftige Kritik des Schweizer Heimatschutzes konnte nichts daran ändern. Dieser forderte wenigstens ein vorläufiges Abbruchverbot sowie einen runden Tisch, um das weitere Vorgehen klären zu können. Auch das Kaufangebot des Luzerner Anwalts Jost Schumacher nützte nichts. Schumacher tritt in der Zentralschweiz immer wieder in Erscheinung, um historische Bauten und Kulturgüter zu erhalten.

Debatte über Ortsbildschutz

Der Regierungsrat stufte den rechtsgültigen Gestaltungsplan und die damit verbundene Rechtssicherheit höher ein, machte jedoch die Auflage, dass die Häuser erst abgebrochen werden dürfen, wenn die spätmittelalterliche Bausubstanz gesichert und ausgebaut worden ist. Dies wurde gemacht, die Schwarze Stube professionell konserviert und gestern nun ins Forum Schweizer Geschichte überführt. Die Geschichte um die Dorfbach- Stube löste auch innerkantonal eine Debatte aus. Die Frage, ob Ortsbildschutz und Denkmalpflege höher zu gewichten seien als verdichtetes Bauen, beschäftigt die Behörden noch immer. In diesem Zusammenhangwirdderzeit auch das Natur- und Heimatschutzgesetz aus dem Jahr 1927 total revidiert.

Bote der Urschweiz (Christoph Clavadetscher)

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Bote der Urschweiz

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Publiziert am

23.10.2015

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