Luxusschlitten und Bobsimulator: Das Forum Schweizer Geschichte in Schwyz zeigt «Schnelle Schlitten» (Bild: pd)
Luxusschlitten und Bobsimulator: Das Forum Schweizer Geschichte in Schwyz zeigt «Schnelle Schlitten» (Bild: pd)
Das Untergeschoss des «Forums der Schweizer Geschichte» hat sich in eine weisse Winterlandschaft verwandelt. (Bild: pd)
Das Untergeschoss des «Forums der Schweizer Geschichte» hat sich in eine weisse Winterlandschaft verwandelt. (Bild: pd)
Bugzier an Schlitten: Beliebt waren im 18. und 19. Jahrhundert vor allem Tierfiguren, hier ein Delfin. (Bild: Josias Clavadetscher)
Bugzier an Schlitten: Beliebt waren im 18. und 19. Jahrhundert vor allem Tierfiguren, hier ein Delfin. (Bild: Josias Clavadetscher)

Dies & Das

Gunter-Sachs-Bob neben «Füdlitrucke»

Im Forum der Schweizer Geschichte geht es neu um die Welt der Kufen, eine Ausstellung über «schnelle Schlitten». Die Idee dazu hat etwas Exotisches, denn die gezeigten Exponate gehen weit über das hinaus, was man sonst von Schlitten kennt.

Das Untergeschoss des «Forums der Schweizer Geschichte» hat sich in eine weisse Winterlandschaft verwandelt. Fast hört man den Schnee knirschen unter den Schuhen, die Ruhe eines Winterwaldes umgibt den Besucher. Die richtige Szenerie, um die ganz spezielle Kultur, Bautechnik, Vielfalt und Geschichte der Arbeits-, Vergnügungs-, Ausfahrts-, Kinder-, Sport- und Rennschlitten zu zeigen. In der Sammlung des Schweizerischen Nationalmuseums gibt es mehr als 80 Schlitten. Etwa die Hälfte des Bestands sind Rennschlitten.Teils wurden sie sogar aktiv gesammelt. Die Schlitten sind also nicht nur Vergabungen und damit zufällig in die Sammlung aufgenommen worden, sondern es steckt bis zu einem Teil Systematik dahinter. Als die in Schwyz zuständige Kuratorin Pia Schubiger einzelne dieser Schlitten im Atelier für Konservierung gesehen hat, war die Ausstellungs-Idee gegeben.

Ein Riesenschuh als Schlitten

In einem ersten Teil werden historische Figurenschlitten gezeigt. «Wir hätten noch viele mehr präsentieren können», erklärte Schubiger. Zu sehen ist darum die Auswahl der schönsten Objekte. Seit der Renaissance und bis ins 19. Jahrhundert hinein wurden in der Schweiz kunstvoll verzierte Figurenschlitten hergestellt und mit Stolz sowie Vergnügen genutzt. Es ging um Repräsentation und Brauchtum. Diese Schlitten wurden für festliche Fahrten benutzt, vor allem auch für Fasnachtsanlässe, wie Andreas Spillmann, Direktor des Schweizerischen Nationalmuseums, sagte. So erklärt sich auch, dass die Schlitten mit kunstvollen Tierköpfen verziert worden sind: Hund, Ochs, Hirsch, aber auch die Exoten Löwe, Delfin oder Leopard zieren die Schlittenfronten. Es waren eigentliche Luxusschlitten, mit gepolsterten Ledersitzen, Fellausstattung, gemalten Winterszenen auf den Seitenwänden. Logischerweise finden sich diese Schlitten vor allem in den Städten und deren Umfeld. Die absolute Rarität dieser märchenhaften Winterfahrzeuge: ein Schlitten in der Form eines Damenschuhs. Ein lebendiger Beweis aus dieser Zeit der Schlittenausfahrten, der sich als Brauch erhalten hat und heute noch alle Jahre sehr malerisch durchgeführt wird: die Schlitteda im Oberengadin.

Im Bob-Simulator durch Eiskanal

Im zweiten Teil der Ausstellung geht es um die «schnellen Schlitten». Gemeint sind nicht die getunten Autos, sondern die flitzigen Kufenabfahrten. Angefangen wird bei den Kinderschlitten aus allen Epochen. Da ist die amüsante «Füdlitrucke» zu sehen, vermutlich höchst unbequeme Rutscher, oder dann die legendären «Davoser», «Grindelwaldner» oder «Bergüner», die ganze Serie der beliebten Holzlättlischlitten. Auch die neueren Konstruktionen sind da, etwa der SBB-Plausch-Schlitten oder Kinderschlitten mit Stahlkonstruktionen. Zum Schluss der Ausstellung folgen dann die eigentlichen Rennschlitten, absolute Hightech-Produkte. In dieser Serie findet sich direkt neben den Rodelschlitten auch ein Schwyzer Produkt: der Rennschlitten aus der Werkstatt von Jo Lindauer. Wenn es noch professioneller wird, dann endet die Ausstellung im Eiskanal. Der legendäre Zweierbob mit der Startnummer «14» steht da. Er ist vom Engelberger Bob-Bauer Feierabend hergestellt worden und brachte dem Jet- Setter und Fotografen Gunter Sachs 1959 den Europameistertitel ein. Daneben steht der aerodynamische Zweierbob von Beat Hefti. In diesen Bob können sich die Besucher zwängen, um an einem Simulator selber die Steuerkünste im supponierten Eiskanal zu testen. Da lernt man schnell: Das Risiko fährt mit.

«Schnelle Schlitten»

Wechselausstellung bis 13. März 2011. Forum der Schweizer Geschichte. Geöffnet: Dienstag bis Sonntag, jeweils 10 bis 17 Uhr.

Begleitveranstaltungen

- Sonntag, 12. Dezember:
«Schlitten- und Wintergeschichten». Märchensonntag.

- Sonntage, 9. Januar und 27. Februar:
«Von wilden Ritten auf schnellen Schlitten». Öffentliche Sonntagsführung.

- Samstag, 5. Februar 2011:
«Vom Lättli zum Hightech-Schlitten». Gesprächsrunde mit Bob-Schweizermeister Martin Annen, Schlittenbauer Jo Lindauer, ETH-K

Autor

Bote der Urschweiz

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  • Dies & Das

Publiziert am

15.11.2010

Webcode

www.schwyzkultur.ch/7Yyy7x