Das drittälteste Holzhaus Europas: Der Bau des «Büölti» im Ried ob Schwyz reicht in die Gründungszeit der Eidgenossenschaft zurück, als die Schwyzer nicht nur gute Krieger, sondern auch hervorragende Zimmerleute waren. Bilder Franz Steinegger
Das drittälteste Holzhaus Europas: Der Bau des «Büölti» im Ried ob Schwyz reicht in die Gründungszeit der Eidgenossenschaft zurück, als die Schwyzer nicht nur gute Krieger, sondern auch hervorragende Zimmerleute waren. Bilder Franz Steinegger
Die Eigentümer und die auf mittelalterliche Bauten spezialisierten Fachfrauen: Ruedi und Gabi Züger lassen sich von Ulrike Gollnick (links) und Anette Bieri die Original-Substanz aus Fichten-Kernholz erklären.
Die Eigentümer und die auf mittelalterliche Bauten spezialisierten Fachfrauen: Ruedi und Gabi Züger lassen sich von Ulrike Gollnick (links) und Anette Bieri die Original-Substanz aus Fichten-Kernholz erklären.

Dies & Das

Haus «Büölti» ist 713 Jahre alt

Sensationeller Befund bei einem alten Bauernhaus im Ried ob Schwyz. Es ist erst das dritte Holzhaus in ganz Europa, dessen Bau ins 13. Jahrhundert zurückreicht: Das «Büölti»-Haus im Ried ob Schwyz, erbaut 1298, wird von Fachleuten als kulturhistorisches Juwel eingestuft.

In der Region zwischen Muotathal und Arth befindet sich die mit Abstand älteste Holzhausgruppe ganz Europas. Nun haben Archäologen ein weiteres kulturhistorisches Juwel entziffert, das bislang drittälteste Blockhaus überhaupt: Der Bau des Gebäudes auf dem Heimwesen «Büölti» unmittelbar oberhalb der Kapelle Ried kann mit wissenschaftlichen Methoden auf das Jahr 1298 zurückdatiert werden.

Originalsubstanz

Es ist damit nur elf Jahre jünger als das «Bethlehem» in Schwyz. Das älteste Haus – das Haus Nideröst datiert ins Jahr 1176 zurück – schaut derzeit, zusammengelegt im Tierpark Goldau, einer unbekannten Zukunft entgegen. Das Sensationelle am «Büölti» ist der gute bauliche Zustand. Es besteht bis unter das Dach aus der Originalsubstanz der Bauzeit. Die heutigen Besitzer werden es restaurieren und danach als Wohnhaus nutzen.

Uralt

Selbst Aussenstehende können erahnen, dass das Schwyzer Tatschhus oberhalb der Wendelin-Kapelle im Ried uralt sein muss. Der letzte Bewohner starb 1996 im Haus. In den vergangenen zwei Jahren haben die Eigentümer Ruedi und Gabi Züger das Gebäude entrümpelt und möchten es restaurieren, um danach selber darin zu wohnen. Das Amt für Kultur nutzte die Gelegenheit, um das leer stehende Blockhaus zu untersuchen, denn Merkmale wiesen darauf hin, dass das «Büölti» in die Reihe der bei Weitem ältesten Holzhäuser Europas gestellt werden kann, die allesamt in der Region Innerschwyz stehen.

Ein habliches Haus

Das Ergebnis der fünf Wochen dauernden Untersuchung und die Datierung mittels Dendrochronologie* ist sensationell: Das Haus wurde 1298 erbaut und ist «bis unters Dach in der Originalsubstanz erhalten geblieben», erläuterte Denkmalpfleger Markus Bamert an der gestrigen Medienorientierung. Die beiden Gutachterinnen Anette Bieri und Ulrike Gollnick fanden Hinweise, dass das Haus – wie im Mittelalter üblich – nicht mehr am ursprünglichen Standort steht. Darauf deuten zum Beispiel Abbundzeichen (nummerierte Balken) hin, welche bei einer «Hauszüglete» behilflich waren. Wandmalereien, die im 16. Jahrhundert im Inneren angebracht wurden, besagen, dass das Haus von hablichen Leuten bewohnt wurde und für die damalige Zeit eine entsprechend hohe Wohnqualität aufwies. Aufgrund der neuesten Befunde wurde das Gebäude unter eidgenössischen Denkmalschutz gestellt.

Von guten Handwerkern erbaut

Die Häufung der Uralt-Blockhäuser in der Region Schwyz begründet Archäologie-Professor Georges Descoeudres mit der hervorragenden Zimmermannskunst, welche die alten Schwyzer damals beherrschten. Zudem sei qualitativ allerbestes Fichten-Kernholz verarbeitet worden.

*Dendrochronologie:

Mit dem Vergleich der Jahrringe kann das Fälljahr der Bäume bestimmt werden.

Bote der Urschweiz

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Bote der Urschweiz

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Publiziert am

07.12.2011

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