Dies & Das
Hommage an ein Phänomen
Vorgestern fand im Gasthaus Schwyzer-Stubli am Hauptort ein beeindruckender Erinnerungsabend an den vor zehn Jahren verstorbenen Paul Kamer statt. Während des Apéros und zwischen den Gängen berichtete Joseph Bättig über die spannende Persönlichkeit.
Das Gasthaus war die Stammbeiz des grossen Schwyzers gewesen. In der Gartenlaube begrüsste Thomas Smolinski die vielen Gäste zum Apéro und erläutert, dass Paul Kamer (geboren am 22. Dezember1919) und Joseph Bättig langjährige Kollegen gewesen waren. Bättig werde über persönliche Reminiszenzen sprechen.
Am 29. September 1999
dem Fest der drei Erzengel Michael, Gabriel und Raphael, hatte der für seine Zeit repräsentative Mensch – man nannte ihn ein Phänomen – nichts dagegen gehabt, aus der Welt zu gehen. Joseph Bättig: «Er hatte Zugang zu einfachen bis schwierigen Menschen.» Der Professor im Kollegi Schwyz – damals Bubenschule – hatte sich für verschiedenste kulturelle Belange engagiert, etwa Bundesräten «Land und Leute in Schwyz» erklärt. Der unglaublich sprachkundige Germanist konnte Griechisch, Lateinisch, Englisch, alle vier Landessprachen sowie Serbisch. Als Seelsorger hatte er viel Fingerspitzengefühl bewiesen, aber «Der Menschenfreund konnte auch schwierig sein, konnte auch verletzen. » Die Lehrer hatten damals Zimmer im Kollegi. Einmal stand der Zürcher Schauspielhaus-Fan Kamer vor Bättigs Tür und schwärmte bis drei Uhr morgens von der Aufführung des «Don Carlos».
Kulturpreis-Übergabe
Während man ein italienisches Dreigangmenu genoss, berichtete Joseph Bättig im zweiten Teil über Kamers Jugend, Ausbildung und Theologiestudium. Nachdem Vater Martin 1924 43-jährig gestorben war, führte die Mutter einen Wollladen. Später besuchte Paul das Kollegi extern mit Emil Spiess als Lieblingslehrer. Vor der Matura wurde ein vom Jungen geschriebenes Schauspiel aufgeführt. Er studierte dannTheologie am Priesterseminar Chur. Nachdem Kamer doktoriert und ein Jahr am Lehrerseminar Rickenbach unterrichtet hatte, war er von 1949 bis 1970 Kollegi-Lehrer. Er führte dort u. a. Regie für «Tristan und Isolde» und schrieb wegen Theaterstückmangel ein eigenes Stück namens «Der ewige Arzt». 1958 stieg sein erstes Japanesen- Spiel. «Er war manchmal überbeansprucht.» 1967 erhielt er den Kulturpreis Kanton Schwyz.
Immer mitSchwyz verbunden
Aus Liebe zu seiner späteren Frau Nelli Hammer verliess er die Theologie, wechselte zu «Pro Helvetia» Zürich. Er blieb jedoch immer mit Schwyz verbunden, und nach einem Hirnschlag lag er 1999 einige Zeit am Hauptort im Spital. Er freute sich riesig, als ihm dort Joseph Bättig Ansichtskarten von Schwyz schenkte. Nachdem er dann gestorben war, kamen nur wenige Menschen zur Beerdigung. «Er wollte keine Todesanzeigen», so der Referent.
Wiederholung des Abends
8. Oktober 2009
Schwyzer Stubli,
Schwyz
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Bote der Urschweiz
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