Werner und Helen Greuter haben während Jahren die Schwyzerörgeli-Fabrik Eichhorn geführt. Sie suchen immer noch nach einem Käufer. Bild: Nicole Auf der Maur
Werner und Helen Greuter haben während Jahren die Schwyzerörgeli-Fabrik Eichhorn geführt. Sie suchen immer noch nach einem Käufer. Bild: Nicole Auf der Maur

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Musik

«Ich würde einen Käufer unterstützen»

Die Firma Eichhorn Schwyzerörgeli gibt es nicht mehr. Die jahrelangen Inhaber Werner und Helen Greuter suchen immer noch nach einem möglichen Käufer. «Material hätte es genügend, um gleich weitermachen zu können», sagt Werner Greuter.

«Diese ist aus dem Jahr 1890. Alois Eichhorn hat sie gebaut.» Werner Greuter steht in seiner Küche in Ibach und schaut auf ein original Eichhorn-Schwyzerorgel. Er erkennt jedes Örgeli aus dem Hause Eichhorn. 55 Jahre lang war er im Betrieb in Schwyz tätig. Als 14-Jähriger fand er den Weg in die Werkstatt der Schwyzerörgeli-Fabrik im Schwyzer Hinterdorf. Er erlernte das Handwerk von Karl, Alois und Ernst Eichhorn. 1990 wurden er und seine Frau Helen Inhaber der geschichtsträchtigen Firma. «Ich habe mein ganzes Leben diesem Betrieb verschrieben», sagt Werner Greuter. Es macht ihn deswegen traurig, dass die Geschichte, die Produktion der Eichhorn-Schwyzerörgeli, nicht weitergeht. Aus gesundheitlichen Gründen musste man sich letzten Herbst schweren Herzens dafür entscheiden, die Firma aufzugeben.


Die letzten Örgeli werden verkauft


Einen möglichen Käufer habe es gegeben. «Dies wäre eine gute Lösung gewesen », bemerkt Werner Greuter. Leider sei das Vorhaben von den Banken nicht gestützt worden. «Wir suchen immer noch nach einem Käufer», so Helen Greuter. «Material ist genügend vorhanden», ergänzt Werner Greuter, «man könnte sofort wieder mit der Produktion der Schwyzerörgeli starten.» Ihm blute das Herz, wenn er daran denke, dass dieses grossartige Werk nicht weitergeführt wird. «Ich würde einen möglichen Käufer auch mit all meinem Wissen unterstützen», sagt Werner Greuter. Wenn die Familie Greuter keinen Käufer findet, werden zukünftig keine Eichhorn-Schwyzerörgeli mehr hergestellt. Nach 130 Jahren wäre es vorbei mit der Firmengeschichte und diesen einzigartigen Musikinstrumenten. Auch Reparaturen sind bei Greuters nicht mehr möglich. Werner und Helen Greuter verkaufen einzig noch ihre letzten Örgeli, die bei ihnen in der Wohnung stehen: eine Sammlung von bis zu 100-jährigen Schwyzerörgeli sowie einige neuere Modelle. Man kann sie alle zum halben Preis erstehen. Wie viele Örgeli Werner Greuter bis heute hergestellt hat, kann er nicht sagen. Es sei alle 14 Tage eine neue 20er-Serie in reiner Handarbeit produziert worden. «Uii, wie viel macht das?», fragt er ohne eine eigentliche Antwort zu erwarten. Dazu seien jeweils noch die Reparaturen der Kundschaft gekommen. Man habe also immer zu tun gehabt. Er öffnet ein Schwyzerörgeli und zeigt das Innenleben. «Das sind Zinkstimmplatten», sagt er, «die werden heute nicht mehr verwendet.» Für die Firma Eichhorn Schwyzerörgeli war es aber immer das wichtigste, die Örgeli mit Originalersatzteilen reparieren zu können. «Das macht diese Schwyzerörgeli aus», sagt Werner Greuter. Die Schwyzerörgeli wurden allesamt in Handarbeit gefertigt, und kaputte Teile könnten heute noch jederzeit original ersetzt werden. Deswegen rechtfertigt sich der Preis von 4800 bis 7000 Franken – je nach Ausführung – absolut. Reparaturen führen die Greuters heute keine mehr aus. «Ich schicke alle zum Örgelihaus in Schwyz zu Daniel Schmidig. Da weiss ich, dass sie bei einer guten Adresse sind», sagt Werner Greuter.


«Wo gspielt wird, wird nid gschaffed»


Was für einen Schwyzerörgeli-Produzenten und -Fachmann erstaunt: Werner Greuter spielt selber nicht. Seine Frau Helen besuchte nach einigen Jahren im Betrieb gemeinsam mit Freundinnen einen Migros-Klubschule-Kurs. Heute spielt sie immer noch gerne freizeitmässig mit ihrer Frauengruppe. Greuter hat eine Erklärung dafür, dass er nie spielte und nie einer Formation angehörte. «Alois Eichhorn senior sagte immer: ‹Wo gspielt wird, wird nid gschaffed.›» Statt in der Beiz die Leute zu unterhalten, setzte deswegen Werner Greuter während Jahren mit viel Herzblut alles daran, die Instrumente für diese Momente zu erschaffen und sie fit zu halten. Wer Interesse an einem Schwyzerörgeli der Familie Greuter hat oder gar an der Firma Schwyzerörgeli Eichhorn, kann sich bei Helen Greuter melden (Telefon 079 704 69 48).


Eine lange Tradition


Die Firma Eichhorn wurde im Jahre 1886 von Alois Eichhorn gegründet und blieb über 100 Jahre lang im Familienbesitz. Im Jahre 1962 trat Werner Greuter in die Firma ein und erlernte von Karl Eichhorn und dessen Neffen Alois von Grund auf die Herstellung von Akkordeons und Schwyzerorgeln. Für die Herstellung der Instrumente wurden ausschliesslich Schweizer Massivhölzer verwendet, welche in einem eigenen grossen Holzlager über Jahre hinweg behandelt und sorgfältig gepflegt wurden. 1990 konnte die Familie Greuter die Firma übernehmen. Sohn Christian stiess zum Team. Im Herbst 2016 feierte Eichhorn Schwyzerörgeli das 130-Jahr-Jubiläum. Seit der Gründung war der Betrieb im Musikhaus Eichhorn im Schwyzer Hinterdorf untergebracht. 2015 musste die Firma das Gebäude verlassen und produzierte in der Neulücken. Im Herbst 2017 musste man die Firma aus gesundheitlichen Gründen aufgeben.


Bote der Urschweiz / Nicole Auf der Maur

Autor

Bote der Urschweiz

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Kategorie

  • Dies & Das
  • Musik

Publiziert am

28.02.2018

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www.schwyzkultur.ch/ySFYrZ