Dies & Das
Moses war der erste Bergsteiger
Eine ungewöhnliche und aussergewöhnliche Ausstellung im Forum der Schweizer Geschichte: Die «jüdische Liebe zu den Alpen» wird anhand von zahlreichen Beispielen erzählt, dokumentiert und lässt den Besucher erst nach Verblüffung und Beklemmung wieder frei.
Wie kommt man am Fuss der Mythen auf dieses Ausstellungsthema: Juden und Alpen? Und wie kommt diese Ausstellung nach bisherigen Stationen in München, Wien und Hohenems ausgerechnet nach Schwyz? Austellungsgestalter Hanno Loewy vom Jüdischen Museum in Hohenems sagte gestern, dass die Ausstellung tatsächlich viele Fragen stelle, aber gleichzeitig die Antworten dem Besucher überlasse.
Eine Schweizer Premiere
Eine ungewöhnliche Ausstellung efffektiv. Sie wird zum Beispiel erstmals in der Schweiz gezeigt. Sie hatte auch eine unverhältnismässig lange Anlaufzeit von vier Jahren. Sie befasst sich mit einem ungewöhnlichen bis sogar absurden Thema und mit einer ungewöhnlichen jüdischen Liebe zu den Bergen. Dies ist auch ethisch-religiös begründet. Der legendäre jüdische Witz spricht sogar davon, dass Moses mit seinem Weg auf den Berg Sinai eigentlich «der erste Bergsteiger der Geschichte» gewesen sei. Oder ganz ähnlich begründet ist der Titel derAusstellung: Wenn man dereinst vor Gott treten werde, so werde er sich nicht nur nach dem Lebenswandel erkundigen, sondern auch die Frage stellen, ob man seine Alpen gesehen habe. Eine Art hymnisch-jüdisches Lob eigentlich an die Schweiz. So ist zu verstehen, dass diese Wanderausstellung nach den bisherigen Stationen in Weltstädten unbedingt an den Rand der Alpen weiterziehen wollte. In diese «einzigartige Bergkulisse», wieAndreas Spillmann, Direktor des Schweizerischen Landesmuseums, betonte.
Eine Zeitreise durch die Alpen
Was ist nun in der Ausstellung in Schwyz zu sehen? Es ist eine Zeitreise durch die Alpen. Die Wanderung geht durch den ganzen Alpenraum, allerdings im Zusammenhang mit der schwer belasteten jüdischen Geschichte des letzten Jahrhunderts vor allem durch die deutschen und österreichischen Alpen. Aber: In der Ausstellung sind auch drei schweizerische Fixpunkte markant. Das sind St. Moritz, Davos und Schuls. In Davos wurden jüdische Sanatorien geführt, in Davos kristallisierte sich das Machtgehabe der Nationalsozialisten in der Schweiz, in Davos kam es zum Gustloff-Mord. Gerade dieses Spannungsfeld zeigt, wie diese Reise durch Widerspruch von Assimilation, Verfolgung und Migration geprägt ist.
Sicherheit und Hindernis
Die Alpen waren nicht nur Hort und Sicherheit, sondern auch Hindernis. Die Ausstellung zeigt auch, wie Juden aus den Alpenvereinen und so aus der Gemeinschaft ausgeschlossen wurden, was sogar in einzelnen Sektionen des Schweizerischen Alpenclubs SAC ein Thema war. Allerdings nicht nur gegen Juden gerichtet, sondern gegen die «Überfremdung». Was ungute Vergleiche mit heute auslöst. Die Erstbesteiger, Forscher, Investoren und Touristen in den Alpen waren Engländer, Deutsche, Wissenschaftler. Und Juden. Verblüffend ist zum Beispiel der Beleg, dass jüdische Wintersportler in der Schweiz die heutige Skitechnik eingeführt haben.
Ausstellung
«Hast du meine Alpen gesehen?», eine jüdische Beziehungsgeschichte.
Ort
Forum Schweizer Geschichte in Schwyz
Dauer
10. April bis 28. Oktober 2011
Öffnungszeiten
Dienstag bis Sonntag
jeweils 10.00 bis 17.00 Uhr
Begleitprogramm
10. April, 11.00 Uhr:
Vernissage;
15. Mai, 10.00 Uhr:
Internationaler Museumstag;
29. Mai, 14.00 Uhr:
Vortrag «Koschere Hotellerie»;
26. Juni, 14.00 Uhr:
Die Schweiz, die Bergfilme und die Juden;
21. August, 14.00 Uhr:
Konfrontation, das Attentat von Davos;
4. September & 2. Oktober,
jeweils 11.00 Uhr:
Juden als Forscher und Alpinisten.
Bote der Urschweiz
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Bote der Urschweiz
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