Die Vielfalt an Schlitten ist gross bei der Wechselausstellung im Forum Schweizer Geschichte.
Die Vielfalt an Schlitten ist gross bei der Wechselausstellung im Forum Schweizer Geschichte.
Kastenschlitten mit Winterszene: Irene Briner führte Familien erzählerisch durch die Ausstellung. Bild Patrick Kenel
Kastenschlitten mit Winterszene: Irene Briner führte Familien erzählerisch durch die Ausstellung. Bild Patrick Kenel

Dies & Das

Streetparade mit Schlitten

Passend zum verschneiten Ambiente in der aktuellen Wechselausstellung des Forums Schweizer Geschichte brachte gestern «Märlitante» Irene Briner erzählerisch Schlitten vergangener Jahrhunderte näher.

«Die Winterzeit war immer ideal fürs Geschichtenerzählen », sagte die Erzählerin aus dem aargauischen Bellikon, die ausserdem als Referentin für Märchenkultur tätig ist. «Es gibt viele Märchen über die kalte Jahreszeit, in einigen kommen auch Schlitten vor. Jedoch waren Schlitten früher so selbstverständlich, dass man sie nicht immer erwähnte.» Umgekehrt erzählen viele Schlitten als Teil des materiellen Kulturguts etwas, was zum immateriellen Kulturgut gehört. In der Ausstellung «Schnelle Schlitten» vermitteln Figurenschlitten aus der Renaissance Sagen und Legenden, welche oft noch aus der Antike stammen. Zu jeder Figur hätte Briner wohl eine Geschichte vortragen können, wäre sie nicht zeitlich eingeschränkt gewesen. Der Damenschuhschlitten am Eingang etwa erinnerte sie ans Märchen vom Aschenputtel, wo eine Schuhprobe über die Partnerwahl entscheidet.

Ausfahrten mit Figurenschlitten

An der Engadiner Schlitteda kommen Schlitten mit allegorischen Figuren weiterhin alljährlich zum Einsatz – etwas, das früher besonders bei städtischen Studenten gang und gäbe war. Als Amüsement verkleideten sich die Teilnehmer auf gleiche Weise wie das Gefährt. «Das ist wie bei der Streetparade», meinte Briner mit Bezug auf die Umzugsmobile und die kostümierten Raver von heute. Die Ausfahrten in kutschenartigen Kastenschlitten boten Liebespaaren die Möglichkeit, sich näher zu kommen, und stellten eine Form der Gesellschaftskritik dar. Auch diese Tradition lebt mit den Laternen an der Basler Fasnacht fort, welche ebenfalls die Realität bildlich überzeichnen.

Teuflische Sage

Neben den Prunkschlitten für das promenierende Bürgertum wird der Schlitten in der Ausstellung auch als Transportmittel thematisiert. Hierzu trug Briner eine Sage vor, die vor den Gefahren der dunklen Jahreszeit warnt: «Zwölf Jugendliche gingen nachts nach einem Beizenbesuch mit dem Transportschlitten heim, ein dreizehnter setzte sich dazu. Der Schlitten glitt über einen Abhang hinweg. Alle verstarben, weil sie sich mit dem Teufel eingelassen hatten.» Ein gutes Ende nimmt dagegen die Erzählung vom Riesen Rübezahl, der einem armen Bauern im Winter beim Holztransport hilft und seinen Söhnen Holzkugeln schenkt, die sich in Goldklumpen verwandeln.

Bote der Urschweiz

Autor

Bote der Urschweiz

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  • Dies & Das

Publiziert am

14.12.2010

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www.schwyzkultur.ch/aV1wKj