Eine der drei gefundenen Trycheln: Sie alle dürften zwischen 600 und 800 Jahre alt sein. Bilder: Denkmalpflege und Archäologie Zug, Res Eichenberger
Eine der drei gefundenen Trycheln: Sie alle dürften zwischen 600 und 800 Jahre alt sein. Bilder: Denkmalpflege und Archäologie Zug, Res Eichenberger
Eine der drei Trycheln aus dem Schlachtgelände am Morgarten: Sie sind zwischen 600 und 800 Jahre alt, etwa sechs Zentimeter gross und aus Eisenblech gefertigt.
Eine der drei Trycheln aus dem Schlachtgelände am Morgarten: Sie sind zwischen 600 und 800 Jahre alt, etwa sechs Zentimeter gross und aus Eisenblech gefertigt.

Dies & Das

Überraschung: Älteste Trycheln entdeckt

Im Schlachtgelände in Morgarten wurden Trycheln aus der Zeit
zwischen dem 12. und 14. Jahrhundert ausgegraben.

Diese drei kleinen Treicheln sind eigentlich eher nebenbei entdeckt worden.Um auf das Morgarten-Jubiläumsjahr hin (1315–2015) den historischen Hintergrund neu auszuleuchten, sind im vermuteten Schlachtgelände von Morgarten bekanntlich auch archäologische Untersuchungen durchgeführt worden. Öffentlich vorgestelltworden sind dann im Sommer 2015 aus dem Fundgut Pfeilspitzen, Münzen,Gürtelschnallen, Sporen und anderes. Aber es sind auch noch weitere Objekte gefunden worden, darunter drei kleine Trycheln.

Funde stammen aus dem Hochmittelalter

Aufgrund der Machart und der Materialanalyse werden diese Trycheln von den Experten dem Hochmittelalter zugeordnet. Die drei Tierglocken sind also in der Zeit zwischen dem 12. und 14. Jahrhundert gefertigt worden und damit zwischen 600 und vielleicht sogar 800 Jahre alt. Damit sind sie, soweit bekannt, die ältesten Trycheln, die aus dem Raume Zug–Schwyz erhalten geblieben sind. Die Trycheln sind etwa sechs Zentimeter gross, aus geschnittenem Eisenblech gefertigt, das seitlich vernietet worden ist. In ihrer Form gleichen sie sehr stark Objekten, die aus der Römerzeit stammen. Gerade aus dem Raum Avenches/VD–Aventicum, der damaligen helvetischen Hauptstadt der Römer auf dem Gebiet der heutigen Schweiz – sind ähnliche Trycheln überliefert. Eine der am Morgarten gefundenen Trycheln ist freigelegt worden. Sie zeigt, dass das Eisenblech sogar galvanisiert worden ist, vermutlich mit Messing. Die Bügel für die Befestigung eines Tragriemens und der Klöppelträger bestehen zudem aus zwei Teilen. Die Trycheln sind alle an unterschiedlichen Orten gefunden worden. Die genauen Fundorte sind bei allen Objekten aus dem Morgarten-Perimeter nicht bekannt gegeben worden. Die Archäologen des Amts für Denkmalpflege und Archäologie des Kantons Zug gehen davon aus, dass diese Trycheln von Schafen, Ziegen oder auch Rindern getragen worden und auf dem Weidgang verloren gegangen sind. Neben diesen Funden aus dem Mittelalter sind auch einige geschmiedete Trycheln erhalten geblieben, die aus dem19. Jahrhundert stammen. Sie sind röhrenförmig, ebenfalls relativ klein und gehören zur Sammlung von Eligius Schelbert von der Schelbert Glockenschmiede AG in Muotathal. Aus der gleichen Zeit vor 1900 sind dort auch eine Froschmaulglocke und eine damals in Muotathal gegossene «Prunkschelle» von 1872 erhalten geblieben. Generell kann gesagt werden, dass im Verlauf der Jahrzehnte die Trycheln, Glocken und Bissen grösser und eindrücklicher geworden sind. Heute werden sie teils in 12 oder 18 verschiedenen Grössen hergestellt und können bis zu elf oder zwölf Kilogramm schwer werden.

Was ist eine Trychel, was eine Schelle oder Bisse?

Rund um das Greifeln und Einschellen taucht immer wieder die Frage auf, wie die verschiedenen Typen von Glocken und Trycheln begrifflich eingeordnet werden können. Die Begriffe sind tatsächlich sehr verwirrend. Neben den im schwyzerischen Gebiet bekanntesten Bezeichnungen ist in anderen Regionen ja auch noch von Plümpe, Bummela, Bumma, Gungle, Glungga, Chlepfe, Chlopfer, Schölle oder Rumple die Rede. Eine weitere Verunsicherung besteht darin, dass in der Schriftsprache und im Dialekt die Begriffe genau umgekehrt verwendet werden. Im Hochdeutschen, in der Forschung und in der Instrumentaltheorie ist es zwar klar: Eine Glocke ist aus flüssigem Metall gegossen, eine Schelle ist geschmiedet. Diese Systematik wird auch im Bernbiet angewendet, im übrigen alpinen Gebiet ist es jedoch genau umgekehrt: EineSchelle ist aus Metall gegossen, eine Glogge ist geschmiedet. Wiederum mit einer Ausnahme: Im Appenzell ist auch die Schölle geschmiedet. Im schwyzerischen Gebiet wird der Begriff Trychel generell für alle geschmiedeten Formen und Arten verwendet. Eine Glocke (Froschmaulglocke) ist bauchig und hat eine nach unten sich verengende Schallöffnung. Eine Bisse oder Chlopfe dagegen verengt sich nach unten nicht, sieht eckig aus und hat eine quaderförmige Schallöffnung.

Bote der Urschweiz (Josias Clavadetschert)

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Bote der Urschweiz

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Publiziert am

07.01.2017

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www.schwyzkultur.ch/KV1ANy