Der Chor der Jugendlichen erinnert in seiner mahnenden und erklärenden Rolle stark an die griechische Tragödie. Bilder: PD
Der Chor der Jugendlichen erinnert in seiner mahnenden und erklärenden Rolle stark an die griechische Tragödie. Bilder: PD
Das Tanzensemble überzeugt durch enorm grosse Präsenz und Präzision.
Das Tanzensemble überzeugt durch enorm grosse Präsenz und Präzision.

Bühne

Erschreckend aktuelles Stuck

Das KollegItheater spIelt WedekInds «FrühlIngs Erwachen» In eIner überzeugenden eIgenen InszenIerung ganz grandIos.

In den letzten Jahren, sei t Klaus Opi il k   di e Lei tung übernommen hat, hat das Theater an der Kantonsschule Kollegium Schwyz w ieder sehr an Beachtung gewonnen. Es i st ei n fester Wert geworden. Opi li k hat den Mut gehabt und es verstanden, ohne Berührungsängste Klassi ker zu bearbei ten und mi t Erfolg jugendl ch-fri sch auf di e Schulbühne zu br ingen. Jetzt hat di eser li neare Weg sozusagen den Höhepunkt gefunden. D ie Kolleg bühne zei gt Frank Wedeki nds «Frühli ngs Erwachen» i n ei ner sehr frei en, ei genen Inszeni erung. Und w ie. Zuerst überraschte nur schon d ie D imens on des Ensembles. Im Programmheft s nd mehr als     110 Namen aufgef ührt. Es war erklärtes Z el, zum Jub läum « 50  Jahre KKS» mögli chst v iele KKSler auftreten oder i m Orchester spi elen zu lassen, zumal d ie Theaterbegei sterung i n der Schülerschaft e indeuti g vorhanden i st und si ch auch auf d e Inszeni erung ausgewi rkt hat. Es wi rd m t Engagement und Talent überzeugend gespi elt. Di e schon i m Or iginal grosse Besetzung  ist auf der Kollegi bühne geschi ckt durch ei nen Chor und ei ne Tanzgruppe erwe itert worden. Be ide si nd hervorragend: der Chor nahezu  m Sti le der gri echi schen Tragöd e als mahnende Instanz und di e Tänzeri nnen  in e iner sehr ei ndrucksvollen Choreografie von Bett na Zumstei n. Di e stark rhythmi si erte Szene m t den Stühlen i st i n i hrer dramat ischen W irkung von ganz grosser Klasse. D e Präzi is on der Tänzer innen, schli essli ch alles Lai en, verblüffend genau. Und zudem si nd auch d ie tragenden Rollen sehr stark besetzt.

Neufassung  n der lockeren Sprache der Jugend


Klaus Opili k und Co-Reg isseur Georg Suter haben das Grundthema von Frank Wedeki nds Drama übernommen, daraus aber fakt isch e in neues Schausp iel gemacht. Ei ne gesellschaftskri ti sche Inszeni erung um d ie Schwi eri gkei ten von Jugendli chen i n der Adoleszenz, s ich i n der Welt der Erwachsenen, i n der heuti gen Le istungsgesellschaft, i n der ei genen Sexuali tät, i n der Informat ions flut und auf der Suche nach dem S inn des Lebens zurechtzufinden. Di ese Neufassung spri cht di e lockere Sprache der Jugend sehr glaubwürdi g. Di es wi rd dort noch deutli cher, wo di e Schausp ielenden selber Statements  ins Stück e inbri ngen konnten. Da w rd der Text sehr real, griffig und macht betroffen. Mehr als  in der Ori gi nalfassung –  di e man heute e igentli ch gar ni cht mehr spi elen kann – kommt  in der KKS- Inszeni erung auch d e Sati re zum Tragen. Der tragi sche Inhalt wi rd dadurch auf Dürrenmatt’sche Wei se etwas erträgli cher gemacht. Wobei  der Zuschauer gelegentli ch vor s ch selber erschri ckt, wenn er bei  aller Trag ik lachen muss. Grandi os bi zarr i st di e Szene der Lehrerkonferenz  inszen ert. Di e überze ichneten Lehrpersonen tragen Halbmasken, eri nnern so an Zomb ies und verfangen si ch i n ei nem wi rren bürokrat ischen Di sput über das Öff nen von Fenstern, um ei ne bessere Belüftung zu errei chen. Ei n symbol isches Bi ld, das vermutl ich di e Darstellenden m t Begei sterung auf d ie Bühne gebracht haben.

E in ige Skandale hi nter si ch


Wedeki nds Drama  ist     uraufgef ührt worden und hat e in ige Skandale erlebt. Zuletzt erst noch , als nach ei ner Strafanzei ge i n ei nem o ffenbar bigotten Züri ch ei n Justi zskandal daraus geworden i st. Heute gehört «Frühli ngs Erwachen» zum festen Schulstoff  an den Gymnas ien. In Schwyz  ist di eses Drama nun hervorragend aktuali si ert und i n ei ner packenden Neufassung aufgef ührt worden. Wedeki nd würde sich zuerst wundern, dass sei n Thema auf so andere Wei se i mmer noch aktuell i st, dann würde er staunen und si ch freuen.

Bote der Urschweiz / Josias Clavadetscher

Autor

Bote der Urschweiz

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Kategorie

  • Bühne

Publiziert am

27.03.2023

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www.schwyzkultur.ch/HLg5Vn