Eindrückliche Aufnahmen: Eine Szene aus dem Film mit der Schauspielerin Lucy Wirth, die in «Hinter den Bergen » Heidi spielt.
Eindrückliche Aufnahmen: Eine Szene aus dem Film mit der Schauspielerin Lucy Wirth, die in «Hinter den Bergen » Heidi spielt.
An der Vorpremiere anwesend: Mario Fuchs, Schauspieler, Vera Bommer, Schauspielerin, Jakob Wiessner, Kameramann, Lucy Wirth, Schauspielerin, Michael Krummenacher, Regisseur, und Judith Fülle, Produzentin. Bild Martina Clavadetscher
An der Vorpremiere anwesend: Mario Fuchs, Schauspieler, Vera Bommer, Schauspielerin, Jakob Wiessner, Kameramann, Lucy Wirth, Schauspielerin, Michael Krummenacher, Regisseur, und Judith Fülle, Produzentin. Bild Martina Clavadetscher

Film

Der andere, mutigere Bergfilm

Der Schwyzer Regisseur Michael Krummenacher feierte mit seinem neuen Spielfilm «Hinter diesen Bergen» Vorpremiere. Sein neues Werk ist kompromisslos und vollgepackt mit stetig wachsenden Spannungen.

«Es ist nicht einfach gewesen, diesen Film fertigzustellen», hielt Regisseur Michael Krummenacher zu Beginn der internen Vorpremiere vor Schauspielern und Crew fest. Es sei ein mutiges Projekt gewesen, und dementsprechend sei ihnen auch ein rauer Wind entgegengeschlagen. Nicht selbstverständlich sei auch die Tatsache, dass die drei Wochen harte Dreharbeit in Schwyz und Umgebung mit wenig bis keinem Geld über die Bühne ging. Umso befriedigender, dass der Film jetzt nicht nur fertiggestellt ist, sondern bereits einen ersten Erfolg verbuchen kann.

Das Ausharren im Talkessel

Das mutige Projekt hat sich aber gelohnt, nicht nur weil «Hinter diesen Bergen» vor Urschweizer Szenerie erfrischend anders erzählt wird, sondern auch weil genau dieses kompromisslose Herangehen an die Geschichte der zwei Protagonistinnen durchgehend funktioniert. Da sind Milena, die nach ihrer verpassten Matura zwischen Welten schwebt, aber im Talkessel bleiben möchte, und da ist Heidi, deren Aufbruch ans Medizinstudium in Zürich für Milena einen harten Einschnitt bedeutet. Es sind zwei sehr ungleiche Freundinnen, deren gemeinsamer Sommer wie eine Zündschnur bedrohlich abbrennt – ihre Zukunft voller Fragezeichen, die Ungewissheit stets im Nacken. Genauso unklar ist jenes intensive Band, das die beiden Frauen trotz allem verbindet und zugleich abstösst.

Unheimlich und unterschwellig

Es herrschen viele unausgesprochene Spannungen im Film. Es ist viel unterschwellige Wut, Liebe, Hoffnung zu spüren, die verborgen wuchern und nicht aufbrechen dürfen, nicht aufbrechen können, was bildlich durch die begrenzenden Berge des Talkessels verstärkt wird: eine Atmosphäre der Stille, des Abwartens, es scheint sehr urschwyzerisch, wie hier die zwischenmenschlichen Kämpfe im Verborgenen ausgetragen werden. Die wahren Emotionen sind höchstens zu erahnen und brechen nur selten hervor. Die beiden Schauspielerinnen Vera Bommer (Milena) und Lucy Wirth (Heidi) schaffen es, ihrenunausgetragenen psychologischen Streit sichtbar zu machen.

Starr und einengend

Der Talkessel in «Hinter diesen Bergen » hat für einmal nichts Beschönigendes, sondern ist starr und einengend. Die kühle Atmosphäre ist gnadenlos, die nüchterne Kamera bleibt nah am Geschehen, nah bei den Figuren, während die poetisch-absurden Szenerien etwas Unheimliches, etwas Kafkaeskes erhalten, was sich als unerträgliche Spannung über die Welt der beiden Frauen legt. Man wartet auf das erlösende Gewitter, den Schrei in der Stille, vielleicht auf ein Unglück.

Start am Filmfestival in Hof

Das mutige Projekt von Michael Krummenacher wird bereits ein erstes Mal belohnt. Sein Schwyzer Spielfilm feiert Ende Oktober an den 44. Internationalen Hofer Filmtagen offizielle Premiere. Der Film wird dort im Internationalen Wettbewerb gezeigt. Wann genau der Film in Schwyz startet, ist derzeit noch offen.

Weitere Infos

- www.passantenfilm.de

- www.hofer-filmtage.com
Bote der Urschweiz

Autor

Bote der Urschweiz

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Kategorie

  • Film

Publiziert am

08.09.2010

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www.schwyzkultur.ch/DPMV2b