Anastasia Steele (Dakota Johnson) und Christian Grey (Jamie Dornan) auf Kuschelkurs im ersten Teil der «Fifty Shades of Grey»-Verfilmung. Bild zvg
Anastasia Steele (Dakota Johnson) und Christian Grey (Jamie Dornan) auf Kuschelkurs im ersten Teil der «Fifty Shades of Grey»-Verfilmung. Bild zvg

Film

Manche mögens doch eher sanft

Junge Studentin trifft Geschäftsmann mit Vorliebe für härtere Sexspiele. Wie sehr geht es zur Sache im ersten Teil der «Fifty Shades of Grey»-Verfilmung? Entwarnung: nicht allzu sehr.

Das «Fifty Shades of Grey»-Fieber grassiert. Fast jeder spricht derzeit darüber. Bei den Filmfestspielen in Berlin erzählen sogar Stars wie Charlotte Rampling, dass sie sich auf den Kinostart des Sado-Maso-Werks freuen. Nun ist es endlich so weit, der erste Teil der weltweit enorm erfolgreichen Romantrilogie kommt in die Kinos. Wie der Film ist? Fürchterlich kitschig. Die Geschichte ist schnell erzählt. Anastasia Steele, Studentin der englischen Literatur, lernt den erfolgreichen Geschäftsmann und Multimillionär Christian Grey bei einem Interview für die Uni-Zeitung kennen. Sie kommen sich näher, und die sexuell völlig unerfahrene Anastasia hat mit Christian den wohl einfühlsamsten ersten Sex, den sich eine junge Frau wünschen kann. Doch Grey will mehr: Romantik, Nähe, Kuscheln, das ist nichts für ihn. Er steht auf Sado-Maso-Spiele mit Gehorsam, Fesseln und Peitschen.

Lippenbekenntnisse

Mit der Besetzung der Anastasia gelang der britischen Regisseurin Sam Taylor-Johnson ein Glücksgriff. Dakota Johnson, Tochter der Hollywoodstars Melanie Griffith und Don Johnson, verkörpert perfekt das schüchterne und unbedarfte Mädchen. Grosse Augen, Pferdeschwanz, sinnliche, rote Lippen. Und die haben bei «Fifty Shades of Grey» einiges zu tun: Ana, wie sie genannt wird, beisst sich immer wieder verlegen auf die Lippen, streicht mit der Zunge darüber oder knabbert verträumt- lasziv an einem Bleistift von Mr. Grey. Wie man hier schon erahnen kann, lebt der Film von schmachtenden Blicken und kleinen Berührungen. Es gibt zwar die eine und auch die andere Sexszene. Doch bis auf nackte Hintern und Busen sieht man – nichts. Die zwei sprechen zwar immer wieder über mögliche Spielarten des Sado- Maso. Einmal darf Grey Ana auch mit seiner Krawatte fesseln, beim nächsten Mal verbindet er ihr die Augen. Doch erst nach langen eineinhalb Stunden landen sie dann endlich in Greys sogenanntem Spielzimmer voller SM-Ausstattung. Doch auch da passiert – wenig.

Jugendfrei

Wer zarte Andeutungen und das Versprechen auf ein Happy-End mit der grossen Liebe des Lebens mag, wird das bei «Fifty Shades of Grey» finden. Doch wem das allein nicht genügt, wird lange zwei Stunden ungläubig im Kinosessel sitzen und sich fragen, was an all dem reizvoll sein soll. Sicher gibt es erotische Vorspiele, doch so richtig knistert es zwischen Dakota Johnson und Grey-Darsteller Jamie Dornan nicht. Und über die Spielarten des Sado-Maso sprechen die beiden mehr, als sie praktisch umzusetzen. Anders als etwa Kim Basinger und Mickey Rourke in dem Klassiker «9½ Wochen» bleibt es bei dieser grossen Hollywood-Produktion bei keuschen Andeutungen, die eine Jugendfreigabe ab 16 Jahren ermöglichen.

Zu starke Einmischung

Sado-Maso wirkt bei all dem eher wie ein grosses Versprechen, um ein grösseres Publikum anzuziehen. Was sich stattdessen als roter Faden durch die Geschichte zieht, ist die märchenhafte Sehnsucht einer jungen Frau, von einem starken Ritter gerettet zu werden – und sein gefühlskaltes Herz doch noch zum Schmelzen zu bringen. SM wird hier zum Symbol einer klaren Rollenverteilung der Geschlechter, wo sie Kontrolle und Verantwortung an ihn abgibt, sich fallen lässt und sich geborgen fühlt. Diese Grundidee verwundert wenig, hatte Autorin E. L. James ihre Geschichte doch ursprünglich als Fortsetzung der jugendlichen Vampirsaga «Twilight» begonnen und sicher ein ähnliches Zielpublikum im Kopf. Auch beim Film nahm sie wohl einigen Einfluss, wie Regisseurin Taylor-Johnson dem «Hollywood Reporter» erzählte. Die Zusammenarbeit mit James sei «richtig, richtig frustrierend» gewesen. Möglicherweise hätte Taylor-Johnson, die als Foto- und Videokünstlerin durchaus einen Blick für Ästhetik beweist, ohne die Einflüsse von aussen einen anderen Film geschaffen. So aber bleibt nach all dem «Fifty Shades of Grey»- Fieber vor allem eines: Ernüchterung.

Der Film Fifty Shades of Grey ist aktuell zu sehen im Kino MythenForum inSchwyz sowie in der Cineboxx in Einsiedeln.

Bote der Urschweiz

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Bote der Urschweiz

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  • Film

Publiziert am

12.02.2015

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