Bühne

Literatur

«Für Menschen zählt nur, wie ihr Leben von aussen aussieht»

Um die 90 Personen besuchten am Samstag die Aufführung «Schein, du crazy Diamant!» im Chupferturm Schwyz.

Hängende Brüste, ein untrainierter Bauch, Pickel oder Falten – vermeintliche Makel, die sich durch plastische Chirurgie rasch beheben liessen. Doch wie verändern wir uns wirklich, und was bedeutet Veränderung in einer Welt voller Oberflächen? Diese Fragen greift die Komödie «Schein, du crazy Diamant!» auf. Der Text stammt von Martina Clavadetscher, künstlerisch geleitet wurde das Stück von Sophie Stierle und Florian Steiner. Das Singstück entführte das Publikum in den skurrilen Garten der Klinik «All Possibilities». Dort leidet Patient Peter Meier (gespielt von Florian Steiner) an seiner Unsichtbarkeit: «Niemand bin ich, niemand sieht mich», klagt er. Trotz silbernem Anzug und zahlreicher Schönheitsprodukte wird er nicht wahrgenommen – bis er auf zwei weitere Patienten trifft.

 

Das Licht im Inneren eines Menschen erkennen

Die Farn-Frau (Annina Walt) will sich vollständig von ihrer menschlichen Existenz und gesellschaftlichen Zuschreibungen lösen und sich in einen Farn verwandeln. Sie kritisiert Peter Meiers Streben nach äusserlicher Anerkennung scharf: «Für Menschen zählt nur, wie ihr Leben von aussen aussieht.» Ein weiterer Patient, der wie ein Doppelgänger eines berühmten Schauspielers erscheint, erkennt das innere Licht von Peter Meier und verliebt sich in ihn. Gemeinsam singen sie: «Was ich werde durch uns, bin ich für dich und mich.» Sie erkennen: Die Welt verändern heisst, sich selbst zu verändern.

 

Gesellschaftliche und spirituelle Interpretationen

Nicht nur die Songtexte, sondern auch die Dialoge zeichnen sich durch Tiefgang aus und lassen Raum für Interpretationen. Die wiederkehrenden, computergesteuerten Klinik-Durchsagen wirken dabei wie eine Anspielung auf die zunehmende Automatisierung im Gesundheitswesen. Besonders der Schluss verdeutlicht, wie viel Spiritualität in der Komödie steckt. Bevor die Pflanzen-Frau gänzlich zum Farn wurde, meinte sie: «Meine letzte Veränderung ist ein Neuanfang.»

 

Bote der Urschweiz / Melanie Schnider

Autor

Bote der Urschweiz

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  • Literatur

Publiziert am

23.06.2025

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