Matthias Ulrich in seinem Atelier, umgeben von alten Original-Grossgrinden aus Thüringen. In der Mitte die Eigenkreation «Pfarrer Franz», dahinter die neue augenzwinkernde Variante. Bild Hans Steinegger
Matthias Ulrich in seinem Atelier, umgeben von alten Original-Grossgrinden aus Thüringen. In der Mitte die Eigenkreation «Pfarrer Franz», dahinter die neue augenzwinkernde Variante. Bild Hans Steinegger

Kunst & Design

Ulrich ist der Schöpfer des «Pfarrer Franz»

Ideen mit viel Herzblut kreativ umsetzen und als Gestalter über künstlerisches Talent verfügen – das passt natürlich exakt zur Fasnacht, die ein unvergleichliches Tummelfeld bietet. Schon früh sei er von dieser Leidenschaft infiziert worden, erinnert sich der Schwyzer Matthias Ulrich.

Begeistert sei er denn auch nicht nur in der Kinder-Rott mitgezogen, sondern habe sogar eine eigene Rott mit Tambour gegründet. Notabene dazu maskiert, obwohl das Maskentragen für Kinder damals noch offiziell verboten war. Und die erste Maske, die er eigenhändig bastelte und sich sogar auf sommerlichen Spaziergängen aufsetzte, das war – ein Grossgrind! Diese närrische Leidenschaft hat den 41-jährigen Zeichenlehrer bis heute nicht losgelassen. Im Gegenteil: Er ist der Schöpfer des «Pfarrer Franz», des jüngsten Charakterkopfes in der Rott der Schwyzer Grossgrinde-Zunft. Wobei sogar reiner Zufall dafür Pate stand. Denn Matthias Ulrich gestaltete ursprünglich einen Phantom-Kopf, zog sich einen Frack an und mischte sich so unter die «Grossgrinde». Doch etliche Leute wollten in den Gesichtszügen des neuen Schwellkopfs den ehemaligen Schwyzer Pfarrer Franz von Holzen erkannt haben.

Phantom-Grind war Anregung

Das war natürlich Anregung genug, ihn doch so «real» wie nur möglich nachzubilden und künftig als «Pfarrer Franz» auch standesgemäss im Messgewand aufzuwarten … Müssig, einen Kreativen nach seinen Beweggründen zu fragen, liegen sie doch auf der Hand: Ideen kreativ ausleben, sich selber einbringen und alles eigenständig umsetzen. So war er schon 1990 Mitgründer und zehn Jahre Aktivmitglied der Jugend- Guggenmusig Rampassä. Seit einigen Jahren wirkt er nicht nur in der Grossgrinde- Rott mit, sondern engagierte sich auch bei der Neugründung der Schwyzer Grossgrinde-Zunft. Sie war 1936, mitten in der Wirtschaftskrise, als «Verein ohne Statuten» gegründet worden und kann nun, am diesjährigen Schmutzigen Donnerstag, nach wechselvollen Jahrzehnten ihr 80-jähriges Bestehen feiern. Aus freien Stücken hat Matthias Ulrich die Zunft-Chronik (1936–2016) als originelles Taschenbuch gestaltet, ebenso die informative wie bunte Homepage. Von seinem Engagement konnten übrigens auch die Schwyzer Japanesen schon profitieren, zeichnete er doch 2013 für das Bühnenbild des Freilichtspiels «Nii aber au» verantwortlich.

Breites Spektrum

Nicht verwunderlich, dass Matthias Ulrich in das Kunstankaufgremium desKantons Schwyz berufen wurde. Denn seine bisherige berufliche Laufbahn weist ein vielfältiges künstlerisches Spektrum auf: Als Absolvent des ehemaligen Lehrerseminars Rickenbach wirkte er vorerst als Primarlehrer im Glarnerland und schrieb sich danach an der Hochschule der Künste Zürich ein. Dort erwarb er das Diplom als Gestalter mit Lehrberechtigung an Mittelschulen. Seit 2007 wirkt er im Teilpensum als Zeichenlehrer am Gymnasium Zürich Wiedikon, daneben sporadisch als Grafiker. So gestaltete er beispielsweise die grossformatigen Digitalbilder auf den Schautafeln des «Schwyzer Dorfrundgangs». Auf das Zeitmanagement als Zeichenlehrer und Grafiker angesprochen, gibt er einsichtig zu verstehen, dass für das freie künstlerische Schaffen zurzeit (leider) kaum mehr grosser Freiraum bestehe. Dennoch wird bei ihm das Kreative wohl nie zu kurz kommen – schon gar nicht rund um die Fasnacht. Denn das Thema «Masken» fasziniert ihn auch aus volkskundlicher Sicht. Dazu zählt nicht nur die einschlägige Fachliteratur, sondern ebenso sehr faszinieren ihn Geschichte und Kataloge der schon im 19. Jahrhundert weltberühmten Thüringer Maskenmanufakturen.

Sammlung vergrössert

In diesem Zusammenhang konnte Matthias Ulrich in den letzten Jahren seine private Maskensammlung mit einigen originalen Aufsetzköpfen aus Thüringen bereichern, die aus der Gründerzeit der Schwyzer Grossgrinde- Zunft stammen dürften. Also Anregungen genug, weitere eigene «Grinde » für die neue Zunft-Rott zu kreieren? Den ersten Schritt dazu hat er jedenfalls bereits getan: eine Variante zu «Pfarrer Franz». Der Charakterkopf ist natürlich erneut auf den ersten Blick erkennbar – diesmal jedoch mit einem feinen Augenzwinkern …

Bote der Urschweiz (Hans Steinegger)

Autor

Bote der Urschweiz

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Kategorie

  • Kunst & Design

Publiziert am

03.02.2016

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www.schwyzkultur.ch/xPd4UL