Über Jenseitsvorstellungen: Lea Schieback mit der Pietà in der Dauerausstellung des Schwyzer Geschichtsmuseums. (Bild: Patrick Kenel)
Über Jenseitsvorstellungen: Lea Schieback mit der Pietà in der Dauerausstellung des Schwyzer Geschichtsmuseums. (Bild: Patrick Kenel)

Kunst & Design

Versicherungen fürs Jenseits

Ähnlich wie heutige, diesseitige Versicherungen funktionierten im Mittelalter die vielfältigen Vorleistungen für das Seelenheil im Jenseits.

Das in den letzten Jahren aus Nordamerika importierte Halloweenfest am 31. Oktober steht für die Verbindung des Reichs der Lebenden mit dem der Toten. Dieses Brauchtum hat einen ganz und gar säkular-kommerziellen Charakter. Weil das Datum jedoch eine Verbindung zum christlichen Totengedenken an Allerheiligen nahelegt, drehte sich die öffentliche Führung im Forum der Schweizer Geschichte am Sonntag um den religiösen Ausstellungsteil des Museums. Auf kleinem Raum ist dort eine Reihe von Objekten versammelt, die letztlich alle mit den Jenseitsvorstellungen im Mittelalter zusammenhängen.

Wie bei anderen Sonntagsführungen begann Fachreferentin Lea Schieback beim Fastentuch, welches als Zeichen der Busse in der Fastenzeit vor den Altar gehängt wurde. Sein letztes Bild zeigt eine Vision vom Jüngsten Gericht, wo sich das Schicksal der Menschen zwischen Himmel und Hölle entscheidet. Im 13. Jahrhundert kam das Fegefeuer als läuternde Zwischenstation zwischen Himmel und Hölle in den Glauben. Es herrschte eine starke Furcht vor dem plötzlichen «bösen Tod». Ohne letztes Sakrament galt eine Seele als «des Teufels». Durch Spenden an die Kirche und die Fürbitte von Heiligen sollte dieses Schicksal abgewendet werden, im Falle eines Königstods bot sich hierzu gar die Stiftung eines Klosters an.

Kampf um Seelen

Ausserhalb der Klöster wirkten im Hinblick auf das Jenseits auch die weitgehend in Vergessenheit geratenen Beginen und Begarden, Bettelorden des Mittelalters. Ohne Geld konzentrierten sich deren Angehörige auf das ewige Leben und die Nachfolge Christi. Zusammen mit den Franziskanern lieferten sie sich mit anderen Orden einen Kampf um die Seelen. Im Spätmittelalter waren dann nicht nur Ablassbriefe in Mode, auch für das Ansehen einer Reliquie wurden hundert Tage Fegefeuer gestrichen. Aus diesem Grund waren Reliquien sehr begehrt für das «Standortmarketing» einer Stadt. An den Pilgerstätten wurden Abzeichen als Schutzbringer verkauft, wie im Forum dieEinsiedler Schabmadonnen in einer Vitrine zeigen.

Auch auf Allerheiligen und Allerseelen ging die Historikerin während der Führung näher ein. Wegen ihrer hohen Bedeutung seien die ersten Novembertage als «winterliches Ostern» bezeichnet worden, erklärte Schieback. «Durch jedes Gebet hole ich einen lieben Verstorbenen etwas mehr aus dem Fegefeuer heraus», versprachen sich die Gläubigen an diesen beiden Tagen.

Zum Thema

- 31.10.2010: Himmel, Hölle, Fegefeuer.

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Bote der Urschweiz

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  • Kunst & Design

Publiziert am

03.11.2010

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