Jost Auf der Maur im ausverkauften Gasthaus Schwyzer-Stubli über die personellen Dimensionen des Söldnertums: «Etwa anderthalb Millionen Schweizer führten Krieg für Fremde. Sie waren begehrt und teuer.» Bild Thomas Smolinski
Jost Auf der Maur im ausverkauften Gasthaus Schwyzer-Stubli über die personellen Dimensionen des Söldnertums: «Etwa anderthalb Millionen Schweizer führten Krieg für Fremde. Sie waren begehrt und teuer.» Bild Thomas Smolinski

Literatur

Auf der Maur: «Ohne fremde Dienste sähe die Schweiz heute anders aus»

Am Freitag sprach Jost Auf der Maur im Gasthaus Schwyzer- Stubli in Schwyz über «Söldner für Europa – mehr als eine Schwyzer Familiengeschichte». Der vielfach preisgekrönte Journalist stammt aus einer alten Schwyzer Landleute-Familie, die während 400 Jahren Offiziere für fremde Mächte stellte.

«Die fremden Dienste waren einerseits ein Dreckgeschäft», fasste Jost Auf der Maur am Schluss des Abends die drei Referatsteile, die er jeweils zwischen zwei Menügängen hielt, zusammen, «anderseits haben die fremden Dienste einen günstigen und grossen kulturellen Einfluss auf das Land ausgeübt.»

Inhaber der Insel Schwanau

Die Vorfahren des Journalisten, der in Chur lebt, waren im Sold der Königreiche Sardinien-Piemont, Neapel, Sizilien, Spanien, Frankreich und Holland gestanden. Nach 400 Jahren Söldnertum ging Edoardo d’Auf der Maur, Oberstleutnant in neapolitanischen Diensten, als letzter Offizier der Familie anno 1860 «üppig dekoriert» in Pension. Am 12. November 1966 schloss sich die Söldnerakte dann endgültig, als der damals 13-jährige Jost miterlebte, wie sein Vater verkündete, dass er die familieneigene Insel Schwanau an den Kanton Schwyz verkaufen werde. Die Schwanau hatte Jost Auf der Maurs Urururgrossvater und Berufsoffizier Louis «Luigi» d’Auf der Maur am 29. Oktober 1808 käuflich erworben.

Folgen heute noch erkennbar

Der für seine Arbeit mehrfach ausgezeichnete Reporter nahm die eigene Familiengeschichte zum Ausgangspunkt für allgemeine Erörterungen über das Wesen, die Bedeutung und die Auswirkungen des Söldnertums auf den Kanton Schwyz und die Schweiz: «Kein anderes Phänomen hat die Schweiz vor Beginn der Moderne stärker geprägt als das Söldnerwesen, kein Lebensbereich blieb unberührt. Die Folgen sind bis heute erkennbar. Vielleicht gäbe es die Schweiz nicht einmal mehr ohne die fremden Dienste.»

Ein reicher Abend zum Thema

Passend zu den historischen Darstellungen servierte das «Stubli»-Team ein von Jost Auf der Maur inspiriertes Viergangmenü. So kam auf den Tisch, was in den Solddienstländern beliebt war und nach und nach Eingang in die hiesige Küche fand: kalter Salm mit Dillsenfsauce, Mailänder Risotto, Chügelipastete mit Wurzelgemüse und Lebkuchen mit Rotweinzwetschgen. Referat und Rezept ergänzten sich so ideal und schufen einen spannenden, an Überraschungen und neuen Einsichten reichen Abend zumThema «Söldner für Europa».

Bote der Urschweiz

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Bote der Urschweiz

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  • Literatur

Publiziert am

22.10.2012

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