Literatur
Buchvernissage der gehobenen Art
In der Kantonsbibliothek Schwyz wurde am Freitagabend «Alles in mir heisst: Du!» der Inglin-Stiftung vorgestellt. Das neue Buch vom Ammann Verlag enthält die Briefwechsel des Schriftstellers Meinrad Inglin mit seiner späteren Frau Bettina. Der Anlass beeindruckte tief.
Kantonsbibliothekar Werner Büeler begrüsste eine sehr grosse Zuhörerschaft im Untergeschoss. Das Buch ist aus dem dortigen Archivgut entstanden. Meinrad Inglin (1893–1971), literarisches Aushängeschild des Kantons Schwyz, komponierte auch hervorragend. Andreas Janke und Noelle Grüebler spielten mehrereViolinduette, welche er für seine als Violinlehrerin tätige Bettina erschaffen hatte.Wie Verleger Egon Ammann vom 1981 gegründeten Unternehmen erklärte, war er mit Inglin gross geworden. Der Schriftsteller wohnte in Schwyz, Bettina in Zürich. Er war katholisch, sie reformiert. Marzena Gorecka, Germanistikprofessorin der polnischen Universität Lublin, war angereist. Sie hatte die Briefwechsel am Hauptort wochenlang recherchiert, ausgewählt, kommentiert, herausgegeben und referierte zum reich illustrierten 400-Seiten-Werk. Meinrad und Bettina hatten sich 1919 in Zürich kennengelernt. Daraus hatte sich eine enge Freundschaft entwickelt. Später Unstimmigkeiten, da Bettinas Eltern Meinrad nicht mochten, wegen Geldmangel und religiösen Differenzen. Bettina war Gefühlsmensch und Reisefan. Meinrad verliess Schwyz selten. Später wohnte er einige Zeit in Berlin. 1933 verlobten sich die beiden.
Zusammenwirken vieler
Inglin-Stiftungs-Mitglied Daniel Annen lobte das mit ihren Anmerkungen angereicherteWerk von Marzena Gorecka. Anschliessend begeisterte die szenische Lesung durch die Schauspieler Prisca Anderhub und Bodo Krumwiede. Bettina schrieb, sie wäre gerne eine Lerche, um der Sonne entgegenfliegen zu können. Aus einem Spital ihr Brief an Meinrad: «Denke, es wäre wunderschön, wenn du statt in Berlin da wärst.» 1922 kam dessen bittere Erkenntnis, der Fischer-Verlag habe Vertragsverpflichtungen nicht eingehalten. Dazu Bettina: «Tu immer so, wie es dir zumute ist.» Es gäbe noch andere Verlage. Februar 1925, Inglin: «Ich muss schreiben, quälende Gefühle. Du hast angefangen, mich zu hassen.» Doch alles kam gut. Bettina betonte im Januar 1945 ihre Liebe zum Föhn, und dann: «Hat je eine Frau ihren Mann so lieb gehabt wie ich dich?» Laut Ulrich Niederer, Präsident der Meinrad-Inglin-Stiftung gelang die heikle Briefveröffentlichung durch das Zusammenwirken vieler. Er gedachte des verstorbenen Ehepaars Elisabeth und Georg Schoeck und ihrer profunden Kenntnisse über den Schriftsteller. Deren Tochter Salome hat die Brieftexte verifiziert. An den Ehrenbürger erinnernd, schloss er: «Das Werk Inglins bleibt lebendig. Inglin ist greifbar.»
Alles in mir heisst: Du!
Ammann Verlag,
ISBN 978-3-250-10438-4
ab Dezember im Buchhandel
Bote der Urschweiz
Autor
Bote der Urschweiz
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Kategorie
- Literatur
Publiziert am
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www.schwyzkultur.ch/J9g2rs