Tim Krohn ist in Glarus aufgewachsen und lebt heute im Val Müstair. Bild: Susanne Schleyer
Tim Krohn ist in Glarus aufgewachsen und lebt heute im Val Müstair. Bild: Susanne Schleyer

Literatur

«Das Crowdfunding ist ein kulturelles und soziales Projekt»

Mit Tim Krohn liest am kommenden Donnerstag ein weiterer bekannter Schweizer Schriftsteller aus seinem Werk in der Kantonsbibliothek Schwyz. Er war 2013 Mitautor am Welttheater in Einsiedeln.

Jürg Auf der Maur: Sie lesen nächste Woche in der Kantonsbibliothek. Kennen Sie Schwyz? Was verbindet Sie mit dem Kanton?


Tim Krohn: Viel. Als Kind war es einer meiner Nachbarskantone. Später habe ich das Einsiedler Welttheater geschrieben. Viele der Menschen, mit denen ich damals gearbeitet habe, sind mir sehr ans Herz gewachsen.


Sie sind in Deutschland geboren und im Glarnerland aufgewachsen. Jetzt wohnen Sie im Val Müstair. Sind Sie also durch und durch Schweizer geworden?


Die Nationalität ist ja nur ein Bruchteil unserer Identität. Ich würde sagen, ich bin durch und durch Mensch, das ist meine Substanz. Welches Etikett man draufklebt, ist mir recht egal.


Sie haben 2013 die Bühnenvorlage für das Einsiedler Welttheater geschrieben. Wie geht man an einen solchen Stoff heran?


Es war ein Gemeinschaftswerk zusammen mit dem Regisseur Beat Fäh, er hatte sehr klare Vorstellungen, was er wollte… oder mehr noch, was nicht. Über mehrere Fassungen hinweg haben wir unsere Ideen einander angenähert.


Sie machen ein Crowdfunding-Projekt. Leser können gegen Entgelt einen Begriff aus Ihrer Gefühlsliste auswählen. Sie verarbeiten die Geschichte in einem Roman. Wieso?


Das Geld aus dem Crowdfunding kommt ja nicht mir zugute. Wir haben davon ein Bad für meine betagte Mutter gebaut, damit sie nicht ins Heim muss, und im Val Müstair ein altes Bauernhaus instand gestellt, in dem nun Menschen Ruhe und einen Ort für Reflexion finden. Es ist ein kulturelles ebenso wie soziales Projekt.


Ist Crowdfundig also das künftige Geschäftsmodell für Schriftsteller?


Wie gesagt, finanziert wurde mit dem Crowdfunding keine Literatur, insofern kann ich dazu wenig sagen.


Den Schwyzer Lesern sind sie durch Ihre Bestseller «Quatemberkinder» und «Vrenelis Gärtli» bekannt geworden. Dabei haben Sie sich mit den Mythen des Glarnerlandes beschäftigt. Was fasziniert Sie an diesen Mythen?


Nichts. Es ging nicht um die Mythen, sondern darum, zu begreifen, woraus die moderne Schweiz sich nährt. Wir sind eines der modernsten, aber auch versponnensten und oft engstirnigsten Länder. Mich interessierte, woher das kommt. Im 19. Jahrhundert, im Nebeneinander von archaischem Volksglauben und der Eroberung weltweiter Märkte durch die Textilindustrie, fand ich eine Antwort.


Gerade Junge schreiben in den sozialen Medien fast nur noch Mundart. Haben Sie dafür Verständnis?


Das ist nichts Neues, persönliche Post wurde in der Schweiz schon immer gern in Dialekt geschrieben.


Werden Sie in Schwyz eine spezielle Lesung durchführen? Worauf können sich Besucher schon jetzt freuen?


Jede Lesung ist speziell. Was konkret geschehen wird, weiss ich erst, wenn ich das Publikum vor mir habe. Ich plane meine Lesungen nicht, sie ergeben sich.


Bote der Urschweiz / Jürg Auf der Maur

Autor

Bote der Urschweiz

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Kategorie

  • Literatur

Publiziert am

21.06.2018

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