Die Autorin Martina Clavadetscher signiert ihr Buch für Res Marty, OK-Präsident der Kunstszene Schwyz 2016. Bild Silvia Camenzind
Die Autorin Martina Clavadetscher signiert ihr Buch für Res Marty, OK-Präsident der Kunstszene Schwyz 2016. Bild Silvia Camenzind

Literatur

Die Wahrheit hinter Lügengeschichten

Bei der Kunstszene Schwyz waren am Donnerstag drei Autoren zu Gast. Sie machten mit Lügengeschichten die Wirklichkeit sichtbar.

Gegen 40 Personen kamen am Donnerstagabend in die Kantonsbibliothek Schwyz. «Ein schöner Aufmarsch für einen so schönen Abend», freute sich Daniel Annen, Präsident des Innerschweizer Schriftstellerinnen- und Schriftstellervereins (ISSV). Drei Autoren des Vereins warenbei der Kunstszene Schwyz zu Gast. Inhaltlich ging es um Lügen, um Geschichten, die anhand des Fiktionalen die Wirklichkeit aufzeigen. «Lügen ist nicht immer schlecht», sagte denn auch die Autorin Martina Clavadetscher, die drei Mundartgeschichten vorlas.

Aus Lügen enstehen Sagen

Anhand von «De Nideröst» zeigte sie auf, wie aus Lügen Sagen entstehen. Die Brunnerin liest etwa alle sechs Wochen auf Radio SRF 1 eine Kolumne. Mit der Geschichte über den Wolf hatte sie eine dabei, die seit der Ausstrahlung nichts an Aktualität eingebüsst hat. Nicht nur, weil jetzt statt des Wolfes ein Bär gesichtet wurde, sondern auch wegen den mitschwingenden Parallelen zum Flüchtlingsthema. Daswar kurzweilige, gute Unterhaltung. Der frühere ISSV-Präsident Andreas Iten ging es gemächlicher an und blickte in seiner Lesung auf seine Zeit im Seminar Rickenbach zurück. Dort entdeckte er zufällig «Emile» von Jean-Jacques Rousseau, den er, weil er auf dem Index stand, heimlich lesen musste. Ihm tat sich eine Welt auf, die nichts zu tun hatte mit dem veralteten Weltbild des Unterrichts. Auch hier ging es um eine Lüge – nämlich die dem lesenden Menschen gegenüber.

Nicht an den Fakten vorbei

Der Zuger Krimiautor Carlo von Ah wendet sich vermehrt historischem Stoff zu. Die Quellen dazu seien oft lückenhaft, diese will er für den heutigen Leser unterhaltsam füllen. Im Manuskript, das er dabei hatte, ging es um einen Dialog zwischen dem Obwaldner Major Ignaz von Flüe und dem Schwyzer Landeshauptmann Aloys von Reding. Vermutlich sind sich die beiden zu Lebzeiten nie begegnet. Der Autor baut bewusst auf Fiktion, um den Lesern die damalige Zeit sichtbar zu machen. «Es darf nicht total an den Fakten vorbeigehen», warnte von Ah. Er wolle etwas Farbe geben, er mache dies wie ein Maler, der in seinen Bildern auch nicht die Natur exakt übernehme, sondern Farbtupfer dazugebe. Womit der Autor den Bogen zur Kunstszene Schwyz gespannt hatte, die noch bis zum 1. Juli auf der Ital-Reding-Hofstatt ist.

Bote der Urschweiz (Silvia Camenzind)

Autor

Bote der Urschweiz

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Kategorie

  • Literatur

Publiziert am

25.06.2016

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