Schwyzer Grossgrinden-Rott: Seit Mitte der 1990er-Jahre belebt am Nachmittag des Schmutzigen Donnerstags eine vom «Spinnclub Schwyz» organisierte Rott mit traditionellen und neuen «Aufsetzköpfen » die Strassenfasnacht im Kantonshauptort. Bild Spinncl
Schwyzer Grossgrinden-Rott: Seit Mitte der 1990er-Jahre belebt am Nachmittag des Schmutzigen Donnerstags eine vom «Spinnclub Schwyz» organisierte Rott mit traditionellen und neuen «Aufsetzköpfen » die Strassenfasnacht im Kantonshauptort. Bild Spinncl
Ursprung der Grossgrinden-Tradition: Von 1936 bis 1938 besammelte sich die Schwyzer «Grossgrinden-Zunft» im ehemaligen Rest. Schützengarten im Grund und zog von dort ins Hinterdorf zur Kinderbeschwerung auf dem Sagenplatz oder Mühleplatz. Bild Privats
Ursprung der Grossgrinden-Tradition: Von 1936 bis 1938 besammelte sich die Schwyzer «Grossgrinden-Zunft» im ehemaligen Rest. Schützengarten im Grund und zog von dort ins Hinterdorf zur Kinderbeschwerung auf dem Sagenplatz oder Mühleplatz. Bild Privats

Literatur

«Grossgrinden» – von der Zunft zur Rott

Rund 75 Jahre alt ist im Hauptort Schwyz die Tradition der «Grossgrinden». Ein echter Farbtupfer in der Strassenfasnacht, wie die wechselvolle Geschichte rund um die alten und neuen «Aufsetzköpfe» zeigt. Seit Mitte der 1990er-Jahre gibt es am Schmutzigen Donnerstag wieder eine Grossgrinden-Rott, organisiert vom Spinnclub Schwyz.

Wenn innerhalb einer dörflichen oder regionalen Gemeinschaft eine bestimmte gesellschaftliche Aktivität über Jahre zur Gewohnheit wird, sprechen wir von Tradition oder Brauch. Dabei ist es für den jeweiligen Anlass kennzeichnend, dass er sich im Laufe der Zeit verändert oder sogar verschwindet, um später wieder neu belebt zu werden. Dazu sind Entstehung und Fortbestand eines Brauches sehr oft von Einzelpersonen abhängig. Diese Eigenheiten zeigen sich nicht zuletzt im vielfältigen Brauchtum der Fasnacht. Ein eindrückliches und augenfälliges Beispiel dafür sind an der Dorffasnacht in Schwyz die sogenannten «Grossgrinden», deren Geschichte und Entwicklung nachzugehen sich nicht nur aus volkskundlicher Sicht lohnt: Einst als freie Gruppe im Hinterdorf gegründet, verschwand diese während der Kriegszeit wieder.

Unauffällig wieder eingeführt

Eine eher zaghafte Neubelebung zeigte sich darauf in Form von Einzelmasken in der Strassenfasnacht, später durch verschiedene spontane Auftritte kleinerer Gruppierungen. Eher unauffällig hat in den letzten zwei Jahrzehnten der Brauch wieder einen festen Platz erhalten: Der Spinnclub Schwyz organisiert seit Mitte der 1990er-Jahre am Nachmittag des Schmutzigen Donnerstags die bunte wie originelle Grossgrinden-Rott.

Ursprung: Eine Zunft ohne Statuten

Einige Hinterdörfler trafen sich in den frühen 1930er-Jahren jeden Samstag im Restaurant Krone zum obligaten Jass und kamen dabei auch einmal auf die Fasnacht zu sprechen. Da meinte einer aus der Jassrunde, Julius Kälin, der im ganzen Dorf bekannte Druckereibesitzer, es sollte auch einmal etwas Närrisches für das Hinterdorf organisiert werden. Auf der Suche nach Ideen verwies einer der Jasser auf eine Firma, die aus Karton Grossgrinden herstellte, sogenannte «Aufsetzköpfe ». Das war 1936 – die Geburtsstunde der Schwyzer Grossgrinde-Zunft, einer Gilde ohne Statuten, ohne Generalversammlung und ohne Präsident, dafür mit einem engagierten Team mit Julius Kälin als Organisator im Hintergrund und Josef Letter als Kassier.

Kinderbescherung als Hauptziel

Die Jassrunde war dazu eine Art Vorstand, die alle wichtigen Vorkehrungen für die Auftritte traf, denn das Hauptziel der Grossgrinden war eine Kinderbescherung am Güdelmontag. Kurz entschlossen schaffte man etwa zwei Dutzend bemalte «Aufsetzköpfe» an in der Absicht, diese jeweils an die freien Zünftler zu vermieten. Natürlich brauchte es nicht nur für diese einmalige Anschaffung grosszügige Spendengelder, sondern auch für die fasnächtliche Kinderbescherung.

Vom Schützengarten zum Sagenplatz

Nimmt man die damaligen Notizen in den Schwyzer Lokalzeitungen und die 1999 aufgezeichneten Erinnerungen der Mitgründer Josef und Xaver Letter aus, ist über die Schwyzer Grossgrindenzunft nichts Schriftliches überliefert. Erstmals berichteten die Lokalzeitungen im Februar 1936, dass sich «ganz im Stillen und vor nicht langer Zeit im Kreis der Klosterchilbi eine Grossgrinden-Clique gebildet» habe, die speziell bezwecke, «die Kinder im Hinterdorf zu beschenken». Immerhin fanden sich im Gründungsjahr 400 Kinder zur «Bescherung» ein; 850 Wasserbrötchen, 420 Würste und 150 Kilo Orangen wurden verteilt. Ein Jahr später zählte man 16 aktive Grossgrinden, die auf dem «Mühleplatz Lüönd» rund 700 Kinder mit Würsten, Brötchen und Orangen beschenkten. Und am Güdelmontag 1938 waren es erneut etwa 600 Kinder, die «Wurst, Brötli und Äpfel, verpackt in Papiersäcken», erhielten.

Kriegsjahre löschten alles aus

Die Zunft trat nur am Nachmittag des Güdelmontags auf.Treffpunkt war das damalige Restaurant Schützengarten im Grund. Von zwei Trommlern begleitet, marschierte die Zunft zum «Sagenplatz» (heute Metzgerei Felder) oder auf den «Mühleplatz» (Bäckerei Lüönd), wo alles für die Kinderbescherung bereitstand. In der Regel wurde beim Auftritt der Grossgrinden nur ein Marsch getrommelt, den Narrentanz, das Nüsseln und das Orangenwerfen überliess man der Rott im Dorf. Die ersten beiden Jahre zog man nach der Bescherung Richtung Dorfbac

Autor

Bote der Urschweiz

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Kategorie

  • Literatur

Publiziert am

16.02.2012

Webcode

www.schwyzkultur.ch/sVgWSv