Der erste Band wird überreicht: Elisabeth Blunschy-Steiner und Herausgeber Andreas Iten. Bild Josias Clavadetscher
Der erste Band wird überreicht: Elisabeth Blunschy-Steiner und Herausgeber Andreas Iten. Bild Josias Clavadetscher

Literatur

Hommage für «Grande Dame»

Eine Vernissage, die man nicht mehr vergisst. Gestern ist in Schwyz ein Band mit Lebenserinnerungen von Elisabeth Blunschy-Steiner der Öffentlichkeit überreicht worden. Für den grössten Eindruck hat die «Grande Dame» gleich selber gesorgt, mit einem herzlichen, brillanten Schlusswort.

Vor zwei Jahren hat die Albert Koechlin Stiftung, Luzern, mit Alt-Ständerat Andreas Iten, Unterägeri, als Herausgeber ein interessantes Projekt gestartet. Es wurde eine Buchreihe «Innerschweiz auf dem Weg ins Heute» lanciert, die sich thematisch der Aufbruchstimmung und dem Selbstverständnis der Innerschweiz widmet, wie sie im dritten Viertel des letzten Jahrhunderts erlebbar gewesen ist. Der Gefahr von blosser Nostalgie begegnet die Buchreihe dadurch, dass es ihr gelungen ist, wirklich relevante Themen zu besetzen und bedeutende Persönlichkeiten zu verpflichten. Urs Korner von der Stiftung betonte, dass es hier besonders faszinierend sei, weil viele in der Rückschau mitvollziehen könnten, was man vielleicht selber erlebt habe oder eben nicht erlebt habe.

«Ich erzählte, sie arbeitete»

Im fünften Band ist dies die Lebensgeschichte die heute 88-jährigen Elisabeth Blunschy-Steiner, Schwyz. In Schwyz kennt man ihre Daten: Rechtsanwältin, von 1971 bis 1987 Nationalrätin, 1977 erste Nationalratspräsidentin und ihr ganzes Leben lang dem Recht und der sozialen Gerechtigkeit verpflichtet. Entsprechend auch der Buchtitel. Teile des Buches hat Elisabeth Blunschy selber verfasst; als das Augenlicht immer schlechter und das Schreiben am Computer immer widerspenstiger geworden ist, hat Heidy Gasser als Co-Autorin mitgeholfen. Elisabeth Blunschy lobte diese Teamarbeit: «Ich habe erzählt, und sie hat gearbeitet», schmunzelte Blunschy.

Überraschung zum Schluss

Zum Schluss der herzlichen Vernissage im auf den letzten Platz besetzten Kantonsratssaal sorgte Elisabeth Blunschy selber für die grösste Überraschung. Sie schritt ans Rednerpult und trug spannend, witzig und mit immer noch tiefem Engagement Episoden aus ihrem Leben vor. Eine gute Viertelstunde lang, druckreif und brillant. Etwa wie sie selber – mangels Frauenstimmrecht – nie dem Kantonsrat angehört habe, aber ihre Vorfahren mütterlicherseits, die Steiner und Schuler, hier Ratsherren gewesen seien. Wie sie mit ihren Schwestern privilegiert aufwachsen durfte, überbehütet zwar, aber sehr bildungsoffen. Wie ihr Mann, Alfred Blunschy, sie politisiert und gefördert habe. Da blitzte auch ihr politisches Temperament auf. Sie habe nie mit Transparenten gefochten, sondern mit Argumenten. Immer für Gerechtigkeit, soziale Leistungen und die Anliegen der Frauen und Kinder. Sie mische sich nicht mehr in die heutige Politik ein – «dafür bin ich nun wirklich zu alt» –, verfolge das politische Geschehen aber als Beobachterin.

Verfolgt Politik weiterhin

Viele Probleme von damals seien gelöst, aber andere dazugekommen. Den heutigen Politikern bleibe noch viel Arbeit, mahnte Blunschy, sie nenne nur zwei Stichworte: «Managerlöhne und Boni.» Da hoffe sie, dass die Politiker diese Probleme ernst nehmen. Elisabeth Blunschy, bescheiden und einfach, freute sich selber an dieser Herausgabe. Weil damit das Anliegen der Frauen irgendwie dokumentiert worden ist. Und weil sie aus ihrem Leben auch Anekdoten erzählen konnte, «die nie in der Zeitung gestanden sind».

Elisabeth Blunschy-Steiner/Heidy Gasser:

«Ein Leben für mehr soziale Gerechtigkeit».

Reihe der AKS. Erhältlich im Buchhandel.

Bote der Urschweiz

Autor

Bote der Urschweiz

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Kategorie

  • Literatur

Publiziert am

08.07.2010

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