Der Schwyzer Hans Steinegger sammelt seit 35 Jahren Sagen: Mittlerweile sind über 800 Schriften, Bücher und Tonträger sein Eigen. (Bild: Silvia Camenzind)
Der Schwyzer Hans Steinegger sammelt seit 35 Jahren Sagen: Mittlerweile sind über 800 Schriften, Bücher und Tonträger sein Eigen. (Bild: Silvia Camenzind)

Literatur

«Ich wollte beweisen, dass es im Dorf Schwyz auch Sagen gibt»

Seit rund 35 Jahren beschäftigt sich Hans Steinegger, Schwyz, mit Sagen. Er sammelt und forscht und macht immer wieder Funde. Der Sagenkenner hat eben zwei neue Bücher herausgegeben.

Sagenhaft. Wir sitzen hier in Ihrer Schreibstube inmitten von vielen, vielen Büchern zum Thema Sagen. Wie viele sind es?

Mittlerweile über 800 Bücher, Schriften und auch Tonträger. Die Fachliteratur aus der Volkskunde (Mythologie, Magie, Brauchtum usw.) nicht mitgezählt; da kommen nochmals einige Hundert dazu.

Hätten Sie zu Beginn Ihres Interesses für Sagen je gedacht, dass Sie sich einmal derart ins Thema vertiefen werden?

Nein, ich wollte ja ursprünglich nur beweisen, dass es im Dorf Schwyz auch Sagen gibt. Das liegt etwa 35 Jahre zurück. Mein Sammeln und Forschen hat sich dann auf die Region und schliesslich auf den ganzen Kanton ausgedehnt. Inzwischen sind es weit über 1500 Sagen und Geschichten, die teils sogar aus dem nahen Ausland stammen.

Sagen sind mündliche Überlieferungen. Wer hat angefangen, sie aufzuschreiben?

Die Brüder Grimm waren mit ihren «Deutschen Sagen» kurz nach 1800 die ersten Sammler. Die meisten Sammlungen sind um 1850 entstanden. In der Innerschweiz zeichnete der Luzerner Stadtschreiber Renward Cysat viel Sagenhaftes schon im 16. Jahrhundert auf. 1862 veröffentlichte dann der Luzerner Geistliche Alois Lütolf in einem Buch erstmals zahlreiche Sagen, Bräuche und Legenden aus der Zentralschweiz. Sagen aus dem Kanton Schwyz haben im 19. Jahrhundert als erste Felix Donat Kyd, Brunnen, und Jakob Ochsner, Einsiedeln, aufgeschrieben, später auch Alois Dettling, Schwyz. Ein grosser handschriftlicher Fundus stammt vom berühmten Spitalpfarrer Josef Müller, Altdorf; seine zumeist unveröffentlichten Aufzeichnungen konnte ich in meine «Schwyzer Sagen» aufnehmen.

Woher kommt Ihre Faszination für Sagen?

Sagen sind Teil unserer Kultur – der Landschaft, der Geschichte, des Alltags, des Brauchtums. Alles Bereiche, die zur Landes- und Volkskunde gehören. Da die vielfältigen Motive in den Sagen internationales Wandergut sind, lassen sich zahlreiche Vergleiche anstellen. Darum interessiert es mich vor allem, wie diese auf lokale Ereignisse, Personen oder Objekte übertragen werden. Hexensagen sind dafür ein gutes Beispiel.

Was unterscheidet Sagen von Märchen?

Sagen haben immer einen Bezug zu einem Ort, einer Person, einem Ereignis oder Erlebnis. Es ist ein Sachbericht, der zeitlich eingeordnet werden kann und vom Erzähler für «wahr» gehalten wurde. Grob unterscheidet man zwischen geschichtlichen, erklärenden und dämonischen Sagen. Ganz anders beim Märchen: Das beginnt mit «Es war einmal…» und ist damit weder an Zeit, Ort oder Person gebunden. Die Sage ist «historischer», das Märchen «poetischer». Sagen sind also viel mehr als nur «Gschichtli».

Sie gaben schon früher Sagen-Bände heraus. Nun folgen mit «Schwyzer HexenSagen » und «Einsiedler PilgerSagen » zwei neue Bücher. Wiederholen Sie sich?

Nein, sonst hätte ich nach 30 Jahren einfach einen Reprint, also einen Nachdruck herausgeben können. Da von den vier Bänden «Schwyzer Sagen» nur noch der dritte (Rigi) erhältlich ist und ich wiederholt wegen einer Neuausgabe angefragt wurde, entschied ich mich für «thematische» Ausgaben. Der eine Band fasst alle alten und inzwischen neu entdeckten, insgesamt rund 270 Hexensagen aus dem ganzen Kanton zusammen, ergänzt mit einer ausführlichen Einleitung über «Hexenwahn und Sagenwelt». Darin zeige ich die Entwicklung der Hexenverfolgung allgemein und im Kanton Schwyz auf, porträtiere die drei bekanntesten Schwyzer Hexen und erläutere die verschiedenen Motive in den Sagen. Im Anhang erkläre ich lexikonartig viele heute nicht mehr gängige Begriffe und Mundartwörter, die in den Texten vorkommen. Darüber hinaus gibt es exakte Quellenangaben und eine Liste der verwendeten Sagen- und Fachliteratur. In gleicher Art sind auch die «Einsiedler PilgerSagen» aufgebaut.

Bei den «Schwyzer HexenSagen» geht es unter anderem um die Kastenvögtin von Muotathal, die Seelenmutter von Küssnacht und die Ibergerhexe von Aufiberg. Gibt es Parallelen?

Es sind die drei bekanntesten Schwyzer Hexen. Gewisse Parallelen liegen sicher in den Sagenmotiven: Di

Autor

Bote der Urschweiz

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Kategorie

  • Literatur

Publiziert am

13.11.2010

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