Inglins «Urwang» neu aufgelegt - 1

Literatur

Inglins «Urwang» neu aufgelegt

Das Bergtal «Urwang» soll einem Stausee zum Opfer fallen. Fünf Bauernfamilien wehren sich. Trotz gütlicher Regelungen lassen sich zwangsweise Enteignungen nicht vermeiden. Das Thema Technik gegen Natur ist noch heute so aktuell wie 1954.

Ein gerechter Roman. Was alles verloren geht im 1954 erschienenen Roman «Urwang» Meinrad Inglins. Vordergründig ist das ein Bergtal, das unter einen Stausee gesetzt wird, nichts weiter. Doch ist auch eine erfüllende naturnahe Lebensform dem Tod geweiht. Sie würde eigentlich jene Verlässlichkeit ermöglichen, die in den Undurchsichtigkeiten einer modernen Verwaltungswelt schwierig geworden ist. Darum fühlen wir uns als Leser von «Urwang» auch so betroffen, immer noch. Darum also kann dieser Roman das Verständnis für unsere modernen Verzwicktheiten fördern, nach wie vor.

Im Verlag Pro Libro neuherausgegeben

Gut also, dass der Verlag Pro Libro in Luzern ihn neu herausgegeben hat. So machen wir uns denn gern lesend auf den Weg durch das Urwang-Tal. Oder genauer: auf die Wege, die im Roman der Major geht, der offensichtlich dem Schwyzer Albert Gemsch vom Maihof nachgezeichnet ist. Schmerzlich erleben wir seine Verlusterfahrungen mit. Glücklich nehmen wir aber auch zur Kenntnis, wofür er einAuge hat: die konkreten Schönheiten des Urwang-Tals, einen strahlenden Sommermorgen zum Beispiel, goldgrün leuchtende Hänge, farbigbunte Herbstwälder… Beatrice von Matt, die Biografin Meinrad Inglins, stellt in einem informativen Nachwort dar, wie modern der Urwang- Roman eigentlich ist. Aber auch die handfeste Politik, die dahintersteht: Inglin beteiligte sich zum Beispiel 1952 an einer Unterschriftensammlung gegen den Bau des Rheinau-Kraftwerks und studierte sehr genau damals eingeleitete Expropriationsverfahren. Nicht zuletzt darum wurde «Urwang» ein überzeugender, vor allem auch: ein sehr gerechter Roman.

Meinrad Inglin:
Urwang

Mit einem Nachwort von
Beatrice von Matt

Luzern: Verlag
Pro Libro 2009
(ISBN 978-3- 9523406-7-7)

Bote der Urschweiz

Autor

Bote der Urschweiz

Kontakt

Kategorie

  • Literatur

Publiziert am

02.12.2009

Webcode

www.schwyzkultur.ch/bnnUNk