Steven Mack signierte in Schwyz seine Biografie und zeigte eines der beiden Seile, mit denen er von der Brücke gesprungen ist. (Bild: stevenmack.ch)
Steven Mack signierte in Schwyz seine Biografie und zeigte eines der beiden Seile, mit denen er von der Brücke gesprungen ist. (Bild: stevenmack.ch)

Literatur

«Leben im Hier und Jetzt» – für ihn mehr als ein Spruch

Der 26-jährige Zürcher Steven Mack wurde als Protagonist des Buches «Der Blindgänger» bekannt. Am Mittwochabend stellte er sein äusserst ungewöhnliches Leben vor einem zahlreichen interessierten Publikum im MythenForum in eigenen Worten vor. Dass die Zuhörer dabei seinen Humor zu schätzen wussten, freute ihn sehr.

Da sein Sehnerv seit einem schweren Unfall beeinträchtigt ist, entdeckt der Extremsportler die Welt auf ganz eigene Weise und stellt sich Fragen nach dem Lebenssinn. Dies hat ihn schon beschäftigt, als er noch sehen konnte. Damals hat Mack häufig Touren unternommen und die Natur mit starken Gefühlen assoziiert. Nach der Lehre als Hochbauzeichner wollte er das Leben in die eigene Hand nehmen und Bergführer sowie Lebenskünstler werden. Sein aus psychologischer Sicht zu riskanter Lebensstil führte 2006 zum Ausschluss aus der Gebirgsspezialisten-RS. Dann, am 28. Mai, stürzte er beim Pendelsprung von der Ganterbrücke im Wallis 150 Meter in die Tiefe. Der Riss eines eigentlich sicheren Seils bleibt bis heute genauso unerklärlich wie die Tatsache, dass der leidenschaftliche Alpinist den Aufprall auf den Waldboden überlebt hat.

Leben wieder in eigenen Händen

An den Tag, der sein Leben verändert hat, kann sich Steven Mack aufgrund des Komazustands nicht mehr erinnern. Es folgten langwierige Operationen, vor allem am Schädel, und das Erwachen aus dem Koma in eine Welt ohne Augenlicht, wo zwischen Tag und Nacht kein Unterschied festzustellen ist. Ging er zunächst oft zu Therapeuten und Augenärzten, so nimmt Mack heute das Leben wieder in die eigene Hand: «Um gesund zu werden, dachte ich nicht mehr länger über die Symptome nach.» So pflegt er einen kreativen Umgang mit für Sehende alltäglichen Dingen wie Zähneputzen oder Velofahren. Der Wunsch, selbst irgendwann wieder sehen zu können, bleibt.

Nicht zum Nachahmen

Von Brücken springt er nun zwar nicht mehr, dafür zeigt sich Steven Mack wieder als leidenschaftlicher Freihandkletterer, etwa im Treppenhaus oder an Zürcher Hausfassaden, wie am Vortrag zu sehen war. Für die Videoaufnahmen wurde nicht gross inszeniert; die Produzenten Christian und Andreas Zimmermann haben ihn einfach auf seinen üblichen Touren begleitet. «Nachahmen nicht empfehlenswert», warnte einer der Brüder zu Beginn derPräsentation. Das im Klettern meist ungeübte Publikum dürfte sich das gewagte Hobby aber wohl eher nicht zugetraut haben, sondern richtete einfach staunende Blicke auf die Leinwand.

Weitere Infos

- www.stevenmack.ch
Bote der Urschweiz

Autor

Bote der Urschweiz

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Kategorie

  • Literatur

Publiziert am

02.03.2012

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