Der Autor: Jost Auf der Maur stammt aus einer alten Schwyzer «Herrenlinie». Diese Familien werden in Schwyz gern «Stehchrägeler » genannt – so die Einschätzung des Autors aus sicherer Distanz.
Der Autor: Jost Auf der Maur stammt aus einer alten Schwyzer «Herrenlinie». Diese Familien werden in Schwyz gern «Stehchrägeler » genannt – so die Einschätzung des Autors aus sicherer Distanz.

Literatur

Reich geworden durch Sold und Plünderungen

Der Journalist und Buchautor Jost Auf der Maur, Abkömmling einer alten Schwyzer Offiziers-Dynastie, arbeitete die Geschichte des Söldnerwesens auf, das einen wesentlichen Beitrag zur kulturellen, staatspolitischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Entwicklung der Schweiz geleistet hat.

«Söldner für Europa» heisst das Buch, in dem Jost Auf der Maur auf 45 Seiten Einblicke in das Schwyzer und Schweizer Söldnerwesen des «Ancien Regime» gibt. Er entstammt einem Schwyzer «Herrenstamm » – wie er selber schreibt –, der mit der Reisläuferei reich geworden ist. Der Autor wohnt in Chur, womit er keine Schwyzer Befindlichkeiten zu ertragen hat. Seine Deutung hat keinen wissenschaftlichen Anspruch. Er hat sich dem Thema journalistisch, mittels Recherche, genähert, greift auf historische Fakten zurück und kann aus dem reichhaltigen Fundus seiner Vorfahren schöpfen.

Besitzer der Schwanau

Am 12. November 1966 – er war 13 Jahre alt – sei seine Familie endgültig in der bürgerlichen Normalität angekommen, «ist das letzte Kapitel in der Geschichte der alten Schwyzer Söldner-Dynastie Auf der Maur geschlossen worden». Sein Vater tat damals der Familie kund, man wolle die Insel Schwanau an den Kanton verkaufen. 30 000 Franken erhielt sie dafür – so viel, wie ihr Betrag zur Mitfinanzierung der Ausgrabungen ausmachte. Jost Auf der Maur ist nicht etwa verärgert über diesen Niedergang. Bei seiner Spurensuche stösst er auf Urururgrossvater Louis «Luigi» Auf der Maur. Dieser ist als Söldner-Offizier in sardischen Diensten vor 200 Jahren zu Reichtum gekommen. Daraus konnte er die vom Bergsturz-Tsunami versehrte Insel im Lauerzersee vom verarmten Land Schwyz kaufen.

Ein Tor zur Welt

Er verleugnet seine Vorfahren nicht, geht aber auf kritische Distanz und justiert den Blick auf diese bei der Entstehung der Schweiz so wichtige Epoche neu. Die etwa anderthalb Millionen Schweizer Söldner, die zwischen dem 14. Jahrhundert und 1869 für fremde Herren Dienst leisteten, «entdeckten die Welt, brachten Wissen heim, feinere Manieren, raffinierte Gerätschaft, militärische Kenntnisse, fremde Sprachen, Kochrezepte, architektonische Vorstellungen für repräsentative Häuser und – vor allem Offiziere – ganze Vermögen». Historiker vermuten, dass bis zur Reformationszeit das Volkseinkommen zu einem ansehnlichen Teil aus den Einnahmen der Reisläufer, aus ordentlichen Soldzahlungen sowie aus Plünderungen zusammenkam. Das ersparte den Ansässigen die Steuerabgaben.

Begehrte Söldner

Die Schweizer waren berühmt für ihren Kampfeswillen und ihre Treue. Diese Voraussetzungen machten sie zur begehrtesten käuflichen Truppe Europas – was sich auf den Preis auswirkte. Ein französischer Minister beklagte sich bei einem Nachtessen in Anwesenheit König Ludwigs XIV., er könnte mit dem Silber und Gold, das die Schweizer von Frankreichs Königen erhalten hätten, die Strasse von Paris nach Basel pflastern. Schlagfertig antwortete der Bündner Gardeoffizier Stuppa: «Das mag wohl sein. Aber mit dem für Frankreich vergossenen Blut der Schweizer im Dienste Ihrer Majestät liesse sich ein schiffbarer Kanal von Basel nach Paris füllen.» Die vielen Verwundeten, Invaliden und Verwahrlosten schrieben Sozialgeschichte. Und sie waren die Grundlage der schweizerischen Neutralität: Die «Orte» (heute Kantone) hatten mit den Machthabern in der sogenannten «Kapitulationsurkunde» ausbedungen, dass sie die Schweizer Truppen im Bedarfsfall zurückschicken müssten. Weil die Schweizer Söldner sehr begehrt waren, «hatten», so postuliert Auf der Maur, «die ausländischen Mächte grosses Interesse daran, die Schweiz von Konflikten fernzuhalten». Sie konnten damit über das Reservoir der Reisläufer verfügen. Und es schien für sie vorteilhaft, mitten im Alpenbogen eine neutrale Insel zu erhalten.

Erfrischend schonungslos

Jost Auf der Maur zeichnet die Geschichte der Reisläuferei nach: von der Anwerbung der Söldner, wie sie «über den Tisch gezogen wurden», vom Schrecken, den sie im Ausland im Volk verbreiteten, bis hin zum Ende der Söldnerzeit 1869. Auf der Maur will das Söldnertum weder glorifizieren noch jene Zeit verdammen. Er schärft den Blick für ein wichtiges Stück Schweizer und Schwyzer Geschichte. Immer wieder spürt man, welch wichtige Rolle Schwyz im Leben des Autors spielt – hier lebte sein G

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Bote der Urschweiz

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Kategorie

  • Literatur

Publiziert am

30.11.2011

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