Literatur
Schriftstellerin ging in Schwyz das Herz auf
Margrit Schribers allererste Lesung mit ihrem neuen Buch «Glänzende Aussichten» fand in der Kantonsbibliothek in Schwyz statt. 80 Personen kamen, um die über 80-Jährige zu hören.
Margrit Schribers neuer Roman handelt von einem Ort, den wir alle aus Notwendigkeit aufsuchen: die Tankstelle. Ihre Geschichte geht zurück auf die Achtzigerjahre, als man an der Zapfsäule noch bedient wurde. Im Mittelpunkt der Geschichte steht die 45-jährige Pia. Sie führt die Tankstelle. Ihre beste Freundin ist die Versicherungsagentin Luisa. Um diese ungleichen Frauen und ihre Freundschaft geht es in «Glänzende Aussichten». Am Freitagabend las Margrit Schriber, Zofingen, zum ersten Mal aus diesem eben erschienenen Roman vor. Rund 80 Personen waren in die Kantonsbibliothek Schwyz gekommen. Es war wie immer – Margrit Schribers Sprache ist nach wie vor nüchtern, knapp und präzise. Und wenn man sie so lesen hörte, spürte man Ironie und sehr viel Lebensweisheit.
Immer wieder begegnet
Eingangs der Lesung sprach Peter Hilfiker, CEO der Kantonalbank Schwyz, zur Autorin. Er blickte zurück ins Jahr 1997. Da habe er als «relativ junger Banker» in der Kantonalbankfiliale in Zofingen Margrit Schriber kennengelernt. Bis heute trafen sie sich immer wieder, die Autorin, die einst ihre Lehre bei der Kantonalbank Schwyz absolviert hatte, und der Banker, der inzwischen CEO in Schwyz ist. Hilfikers bevorzugte Lektüren sind jedoch nicht Romane. Er liest Sachbücher über Geschichte, und wenn ein Roman, dann einer, der in die Geschichte eingebettet ist, wie Schribers 2006 erschienener Roman «Das Lachen der Hexe».
Autorin gewann an neuer Exotik
Der zweite Redner war Franz-Xaver Risi, Kulturbeauftragter des Kantons Schwyz. Er sagte zum Schaffen von Margrit Schriber: «Mich begeistert, dass sie in ihren Romanen Leute in den Mittelpunkt stellt, die sonst nie im Mittelpunkt stehen.» Der dritte Redner war Dirk Vaihinger, Leiter des Verlages Nagel&Kimche, bei dem die Schriftstellerin nun seit Jahren zu Hause ist. Er war beeindruckt von ihren Klappentexten, weil die 1939 in Luzern geborene Autorin nicht nur Tochter eines Wunderheilers, sondern auch Bankangestellte und Fotomodell war: «Das hat Exotik versprochen». Als er dann beim Lesen des Manuskripts des neuen Buches den Wahrheitsgehalt von Details nachfragte, habe Margrit Schriber jeweils gesagt: «Das habe ich so erlebt.» Vaihinger erzählte weiter: «Ich war elektrisiert.» Dies gebe dem Roman eine andere Plausibilität. Durch diesen Abschnitt im Leben habe die Autorin eine neue Exotik gewonnen.
Eine Welt, die wir alle kennen
Tatsächlich steht nun im Klappentext: «Zu Beginn der Achtzigerjahre besass sie selbst eine Tankstelle und baute eine grosse Autowaschstrasse.» Dem «Boten» gegenüber sagte Schriber nach der Lesung: «Es war der mutigste Kauf meines Lebens.» Ob sie diese Geschichte nicht schon früher hätte erzählen wollen? «Es ist eine Erinnerung, die ich vor 30 Jahren hatte. Inzwischen hatte ich sie vergessen. Nun kam sie wieder rauf.» Nach der Lesung nahm Margrit Schriber das erste Buch aus der Zellophanhülle, atmete tief durch und begann mit Signieren. Die in Küssnacht und Brunnen aufgewachsene Autorin sagte: «Mir geht das Herz auf, wenn ich hier lesen darf. Das ist für mich ein Geschenk.»
Bote der Urschweiz / Silvia Camenzind
Autor
Bote der Urschweiz
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