Literatur
Was man den Pilgern und Hexen so nachsagt …
Wer sich mit der Sagenwelt des Kantons Schwyz befasst, kommt um ihn nicht herum: Der 64-jährige Schwyzer Hans Steinegger hat in diesen Tagen zwei Sagensammlungen – «Schwyzer HexenSagen» und «Einsiedler PilgerSagen» – veröffentlicht.
Irgendwann in den 1970er-Jahren hat ein Neuzuzüger im Hauptort Schwyz die Leidenschaft fürs Sammeln von Sagen beim jungen Lehrer Hans Steinegger entfacht. Schwyz kenne keine Sagen, soll dieser Neuzuzüger gesagt haben. Steinegger liess dies nicht so stehen, musste aber feststellen, dass die Sagen nirgends zusammengetragen waren. Und so wendete sich der nachmalige Sekretär des Schwyzer Erziehungsdepartements diesem Hobby zu, aus dem sehr schnell eine Leidenschaft wurde. 1979 veröffentlichte er die vierbändige Sammlung «Schwyzer Sagen», in der Überlieferungen aus allen Teilen unseres Kantons fein säuberlich zusammengetragen sind. Steineggers Arbeit war damit aber nicht abgeschlossen. Nach dem Übertritt in den Ruhestand vor vier Jahren machte sich Steinegger mit derselben Leidenschaft ans thematische Gliedern seiner Sammlung: Herausgekommen sind zwei umfangreiche Bände, die sich den Einsiedler Pilgersagen und den Schwyzer Hexensagen widmen.
Auch Sagen aus Ausserschwyz
Wann immer Steinegger, der langjährige nebenamtliche Geschäftsführer der Kulturkommission des Kantons Schwyz, auf Reisen war, seine Leidenschaft für die Sagen reiste mit. Für die «Einsiedler PilgerSagen» begab er sich nach Süddeutschland, Österreich und bis ins Südtirol. Er stiess auf einige Dutzend Überlieferungen, in denen jemand nach Einsiedeln pilgert, etwas verspricht oder auf dem Weg nach Einsiedeln etwas Aussergewöhnliches passiert. «Die erstmals in dieser Form auf die Thematik Pilger/Pilgerfahrt beziehungsweise Wallfahrer/Wallfahrt konzentrierte Sagensammlung hat einen direkten oder indirekten Bezug zum Wallfahrtsort und Klosterdorf Einsiedeln», schreibt Steinegger in seinem Vorwort. Und da der Weg nach Einsiedeln unter anderem auch durch Ausserschwyz führt, sind in Steineggers Werk auch Sagen aus March und Höfen zu finden. Zum Beispiel diejenige vom Linthport-Anneli oder die Sage vom Wollerauer, der den Mord am heiligen Meinrad entdeckt hat.
GrossmehrheitlichFrauen
Der zweite, gleichzeitig erschienene Band über die «Schwyzer HexenSagen» hat drei Schwerpunkte: die Kastenvögtin aus dem Muotatal, die Seelenmutter aus Küssnacht und die Ibergerhexe von Aufiberg. Im Vorwort zu den «Schwyzer HexenSagen» geht Steinegger auch der Frage nach, weshalb die Hexen in der Ausserschwyzer Fasnacht eine bedeutende Rolle spielen (siehe Box). Die beiden Sagen-Bände von Hans Steinegger sind leichte Kost, mal zum Schmunzeln, mal zum Kopfschütteln. Sie sind aber auch ein Teil Geschichte des Kantons Schwyz, denn zwischen 1571 und 1754 wurden im Kanton Schwyz im Rahmen der Hexenverfolgung insgesamt 54 Untersuchungen durchgeführt; 25 Personen wurden hingerichtet. Neun von ihnen – so hat der Autor recherchiert – erlitten den Feuertod, die übrigen wurden enthauptet und nachher verbrannt; zwei starben vermutlich während der Haft infolge der Folter. Die Opfer waren zwischen 12 und 75 Jahre alt und grossmehrheitlich Frauen.
«Einsiedler PilgerSagen»und«Schwyzer HexenSagen»
Hans Steinegger
Riedter Verlag, Schwyz,
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March-Anzeiger und Höfner Volksblatt
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