Literatur
Meinrad Inglins Nachlass: Das Universum in Schwarz-Weiss
Der verborgene Fotoschatz Meinrad Inglins ist seit Kurzem online einsehbar.
Zum 100. Geburtstag des bekannten SchwyzerSchriftstellersstellteElisabeth Schoeck den Bildband «Meinrad Inglin. Seine Welt in Bildern» zusammen. Im Auftrag der Meinrad-Inglin-Stiftung erschlossihrSohnAlvaroSchoecknunden gesamten fotografischen Nachlass aus demHausimGrund,derinderKantonsbibliothek Schwyz aufbewahrt wird. In den letzten beiden Jahren fand er Zeit, sich mit den insgesamt 4364 Fotos in 31 Alben zu beschäftigen. Sie illustrieren Stationen aus Inglins Leben vom Ende des 19. Jahrhunderts bis zu seinem Tod 1971. Nach der systematischen Erfassung durch Schoeck wurden die vielen Schwarz-Weiss-Bilder und einige wenige Farbfotografien in Bern digitalisiert. Am Freitagabend präsentierte Schoeck die daraus entstandene Datenbank im Rahmen des ersten nationalen Biblio- Weekends, das vom Verband Bibliosuisse lanciert wurde. AlsroterFadendurchdenFotoschatz wählte der Referent Meinrad Inglins Erzählung «WandereraufdemHeimweg». Darin kramt der Hotelier Jakob Leuenberger in seinen Erinnerungen. Alvaro Schoeckführteaus,dassderjungeInglin möglicherweise selbst Hotelier werden wollte, um wie sein Urgrossvater Ambros Eberle, der Betreiber des Grand-Hotels Axenstein, Zeit zum Dichten zu haben.
10 Prozent der Bilder haben Bezug zum Militär
Ein Foto zeigt Meinrad Inglin, als er im Hotel Palace in Caux am Genfersee arbeitete. Weitere Reisen führten ihn ab 1922 in der Zwischenkriegszeit nach Deutschland,woerdeutsche Verlagefür seine Werke suchte und auch fand. «Auf schätzungsweisezehnProzentderFotos ist ein Bezug zum Militär vorhanden», erläuterte Schoeck. Während des Zweiten Weltkriegs sah Inglin in Hitlers Aggression eine grosse Gefahr für die Schweiz. So schilderte etwa Hotelier Leuenberger in markigen Worten seine Aktivdienst-Zeit, während der er bei der Internierung von Franzosen und Polen half. Ein weiteres Thema, welches in der ErzählungundaufdenBildernzumAusdruck kommt, ist Inglins Leidenschaft fürdieJagdunddasWandern,oftzusammen mit Ehefrau Bettina Zweifel. Der Schwyzer und die Zürcher Protestantin lernten sich am Ende des Ersten Weltkriegs kennen und konnten erst 1939, nach dem Tod seiner Ersatzmutter Margrit Abegg-Eberle, heiraten. Eine solche kontextuelle Einordnung des Bildmaterials ist nun auch online auf der Memoriav-Datenbank möglich. Die Grundlage dafür bot der Katalog zum schriftlichen Nachlass Meinrad Inglins, der 1981 von Inglin-Kenner Daniel Annen und dem damaligen Kantonsbibliothekar Werner Büeler erarbeitet worden ist.
Bote der Urschweiz / Patrick Kenel
Autor
Bote der Urschweiz
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